Radweg in Warteschleife
Für Radfahrer soll entlang der Bahnlinie zwischen Landsberg und Kaufering eine sichere Verbindung geschaffen werden. Die Planung steht seit fast drei Jahren. Doch die Untere Naturschutzbehörde hat Bedenken
Zwischen Landsberg und Kaufering soll ein Feld- und Waldweg zum Radweg ausgebaut werden. Die Planung steht schon lange, doch das Projekt stockt.
Landsberg Rund 40000 Menschen leben in Landsberg und Kaufering. Täglich pendeln viele von ihnen mit dem Auto zwischen beiden Orten hin und her. Das Fahrrad nutzen nur wenige, weil die Radwege als zu gefährlich oder zu schlecht beschaffen angesehen werden. Mit dem Ausbau eines bestehenden Feldund Waldwegs entlang der Bahnlinie soll eine sichere und asphaltierte Radverbindung geschaffen werden. Die Planung steht seit langer Zeit und auch ein artenschutzrechtliches Gutachten kommt zu einem positiven Ergebnis. Dennoch stockt das Projekt, weil die Untere Naturschutzbehörde Bedenken hat.
Die Überlegungen für den Ausbau des bereits bestehenden, nicht asphaltierten öffentlichen Wegs entlang der Bahnlinie gibt es bereits seit gut drei Jahren. Rund zwei Kilometer verlaufen auf Landsberger Grund, ein Kilometer auf Kauferinger Flur. Beide Kommunen haben eine Kooperationsvereinbarung geschlossen, die den Ausbau regelt. Doch von Beginn an gab es auch Widerstand gegen das Projekt.
So kritisierte der Landsberger Botaniker Dr. Andreas Fleischmann vor zwei Jahren das Vorhaben, den Feld- und Waldweg zu asphaltieren. „Das wäre ein großer Verlust für die Artenvielfalt“, warnte der Wissenschaftler. Denn: „Insekten brauchen Pfützen und offenen Boden, aber wir haben fast keine Feldwege mehr.“In dem Bereich zwischen Kaufering und Landsberg kämen Arten vor, die es andernorts nicht mehr gebe, vor allem mehrere Wildbienen. Widerspruch erntete Fleischmann vom Kreisvorsitzenden des ADFC, Martin Baumeister aus Kaufering: „Die Erfahrung sagt, dass ein nicht befestigter Weg von den meisten Alltagsradlern nicht angenommen wird.“Die Augsburger Straße sei keine Alternative. Mit zahlreichen Grundstücksausfahrten auf der Ostseite sei der Abschnitt zwischen Königsberger Platz und Autobahn „die gefährlichste Strecke für Radfahrer in Landsberg“.
Nach Rücksprache mit der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt ließen Stadt und Marktgemeinde ein artenschutzrechtliches Gutachten und einen landschaftspflegerischen Begleitplan erstellen. Die Kartierungsarbeiten wurden Ende 2020 abgeschlossen. Die mit dem Gutachten beauftragten Büros aus München und Weilheim kommen zu dem Ergebnis, dass die Eingriffe in den Naturhaushalt keinen Hinderungsgrund für den Ausbau des bestehenden Wegs darstellen.
Die Untere Naturschutzbehörde teilt diese Auffassung offenbar nicht ganz. Sie hat die Kommunen aufgefordert, den landschaftspflegeri
Begleitplan überarbeiten zu lassen, wie Wolfgang Müller, der Pressesprecher des Landratsamts, auf Nachfrage unserer Zeitung sagt. Konkret geht es um 15 Wildbienenarten, die im Bereich des Waldfriedhofs nachgewiesen wurden, darunter die gefährdeten Arten der „Vierbindigen Furchenbiene“und der „Wespenbiene“, die dort ihre Brutstätten haben sollen.
In dem Abschnitt zwischen Bahnlinie und Waldfriedhof wurden laut
Gutachten keinerlei Niströhren von Wildbienenarten gefunden. Der bestehende Weg besitze eine wassergebundene Decke, die äußerst verdichtet sein soll. Es sei vorstellbar, dass das Material bereits zu fest ist, um von Bienenarten, welche ihre Erdnester selbst graben, bearbeitet zu werden. Daneben liege ein großer Teil der Fläche bis in den Nachmittag im Schatten, was ebenfalls ungeeignet für die Nester sei.
In der Sitzung des Bau-, Plaschen nungs- und Umweltausschusses des Stadtrats wurde kontrovers über das Projekt diskutiert. Verkehrsreferentin Ulrike Gömmer (Grüne) sieht in ihrer Stellungnahme keine Notwendigkeit für eine Asphaltierung, weil der Weg gut befahrbar sei. Tiefbauamtsleiter Hans Huttenloher sagte in der Sitzung, dass ein asphaltierter Weg geräumt werden könne. Das war auch ein Argument von Zweitem Bürgermeister Moritz Hartmann (Grüne). „Wenn wir mehr Leute vom Auto aufs Fahrrad bringen wollen, muss der Weg bequem, sicher und alltagstauglich sein. Dazu gehört auch eine Befahrbarkeit im Winter.“
Hubert Schlee (CSU) befürwortete die Asphaltierung. „Ansonsten vergeben wir uns eine einmalige Chance für eine sichere Radverbindung nach Kaufering.“Franz Daschner (UBV) und Christina Roidl (SPD) wollen den Weg nicht verändern. „Wenn das ein Schnellradlweg wird, kann man dort nicht mehr spazieren gehen“, sagte Roidl.
Wie Hans Huttenloher sagte, ist der Kostenanteil der Stadt an dem Projekt gestiegen – von rund 675 000 auf eine Million Euro. Als Grund nannte er, dass der Baugrund stärker belastet ist als angenommen. Zudem müsste aus Sicherheitsgründen
Gibt es eine Auflage von der Naturschutzbehörde?
für den Abschnitt am Waldfriedhof eine Beleuchtung installiert werden. Am Ende der Diskussion stimmten die Ausschussmitglieder mit 8:5-Stimmen dafür, am Ausbau festzuhalten. Bis zum Herbst sollen Entwurf und Kostenberechnung erstellt und Fördermöglichkeiten untersucht werden. Gebaut werden könnte in den Jahren 2022 oder 2023.
Laut Rainer Mahl, der als Sachgebietsleiter im Landratsamt für die Radwege im Landkreis zuständig ist, könnte der Ausbau der Strecke aufgrund der Bedenken der Unteren Naturschutzbehörde mit der Auflage versehen werden, dass die 300 bis 400 Meter im Bereich des Waldfriedhofs nicht asphaltiert werden. Eine solche Auflage hätte keine Auswirkungen auf eine mögliche Förderung der Maßnahme.