Landsberger Tagblatt

Radweg in Warteschle­ife

Für Radfahrer soll entlang der Bahnlinie zwischen Landsberg und Kaufering eine sichere Verbindung geschaffen werden. Die Planung steht seit fast drei Jahren. Doch die Untere Naturschut­zbehörde hat Bedenken

- VON THOMAS WUNDER

Zwischen Landsberg und Kaufering soll ein Feld- und Waldweg zum Radweg ausgebaut werden. Die Planung steht schon lange, doch das Projekt stockt.

Landsberg Rund 40000 Menschen leben in Landsberg und Kaufering. Täglich pendeln viele von ihnen mit dem Auto zwischen beiden Orten hin und her. Das Fahrrad nutzen nur wenige, weil die Radwege als zu gefährlich oder zu schlecht beschaffen angesehen werden. Mit dem Ausbau eines bestehende­n Feldund Waldwegs entlang der Bahnlinie soll eine sichere und asphaltier­te Radverbind­ung geschaffen werden. Die Planung steht seit langer Zeit und auch ein artenschut­zrechtlich­es Gutachten kommt zu einem positiven Ergebnis. Dennoch stockt das Projekt, weil die Untere Naturschut­zbehörde Bedenken hat.

Die Überlegung­en für den Ausbau des bereits bestehende­n, nicht asphaltier­ten öffentlich­en Wegs entlang der Bahnlinie gibt es bereits seit gut drei Jahren. Rund zwei Kilometer verlaufen auf Landsberge­r Grund, ein Kilometer auf Kauferinge­r Flur. Beide Kommunen haben eine Kooperatio­nsvereinba­rung geschlosse­n, die den Ausbau regelt. Doch von Beginn an gab es auch Widerstand gegen das Projekt.

So kritisiert­e der Landsberge­r Botaniker Dr. Andreas Fleischman­n vor zwei Jahren das Vorhaben, den Feld- und Waldweg zu asphaltier­en. „Das wäre ein großer Verlust für die Artenvielf­alt“, warnte der Wissenscha­ftler. Denn: „Insekten brauchen Pfützen und offenen Boden, aber wir haben fast keine Feldwege mehr.“In dem Bereich zwischen Kaufering und Landsberg kämen Arten vor, die es andernorts nicht mehr gebe, vor allem mehrere Wildbienen. Widerspruc­h erntete Fleischman­n vom Kreisvorsi­tzenden des ADFC, Martin Baumeister aus Kaufering: „Die Erfahrung sagt, dass ein nicht befestigte­r Weg von den meisten Alltagsrad­lern nicht angenommen wird.“Die Augsburger Straße sei keine Alternativ­e. Mit zahlreiche­n Grundstück­sausfahrte­n auf der Ostseite sei der Abschnitt zwischen Königsberg­er Platz und Autobahn „die gefährlich­ste Strecke für Radfahrer in Landsberg“.

Nach Rücksprach­e mit der Unteren Naturschut­zbehörde im Landratsam­t ließen Stadt und Marktgemei­nde ein artenschut­zrechtlich­es Gutachten und einen landschaft­spflegeris­chen Begleitpla­n erstellen. Die Kartierung­sarbeiten wurden Ende 2020 abgeschlos­sen. Die mit dem Gutachten beauftragt­en Büros aus München und Weilheim kommen zu dem Ergebnis, dass die Eingriffe in den Naturhaush­alt keinen Hinderungs­grund für den Ausbau des bestehende­n Wegs darstellen.

Die Untere Naturschut­zbehörde teilt diese Auffassung offenbar nicht ganz. Sie hat die Kommunen aufgeforde­rt, den landschaft­spflegeri

Begleitpla­n überarbeit­en zu lassen, wie Wolfgang Müller, der Pressespre­cher des Landratsam­ts, auf Nachfrage unserer Zeitung sagt. Konkret geht es um 15 Wildbienen­arten, die im Bereich des Waldfriedh­ofs nachgewies­en wurden, darunter die gefährdete­n Arten der „Vierbindig­en Furchenbie­ne“und der „Wespenbien­e“, die dort ihre Brutstätte­n haben sollen.

In dem Abschnitt zwischen Bahnlinie und Waldfriedh­of wurden laut

Gutachten keinerlei Niströhren von Wildbienen­arten gefunden. Der bestehende Weg besitze eine wassergebu­ndene Decke, die äußerst verdichtet sein soll. Es sei vorstellba­r, dass das Material bereits zu fest ist, um von Bienenarte­n, welche ihre Erdnester selbst graben, bearbeitet zu werden. Daneben liege ein großer Teil der Fläche bis in den Nachmittag im Schatten, was ebenfalls ungeeignet für die Nester sei.

In der Sitzung des Bau-, Plaschen nungs- und Umweltauss­chusses des Stadtrats wurde kontrovers über das Projekt diskutiert. Verkehrsre­ferentin Ulrike Gömmer (Grüne) sieht in ihrer Stellungna­hme keine Notwendigk­eit für eine Asphaltier­ung, weil der Weg gut befahrbar sei. Tiefbauamt­sleiter Hans Huttenlohe­r sagte in der Sitzung, dass ein asphaltier­ter Weg geräumt werden könne. Das war auch ein Argument von Zweitem Bürgermeis­ter Moritz Hartmann (Grüne). „Wenn wir mehr Leute vom Auto aufs Fahrrad bringen wollen, muss der Weg bequem, sicher und alltagstau­glich sein. Dazu gehört auch eine Befahrbark­eit im Winter.“

Hubert Schlee (CSU) befürworte­te die Asphaltier­ung. „Ansonsten vergeben wir uns eine einmalige Chance für eine sichere Radverbind­ung nach Kaufering.“Franz Daschner (UBV) und Christina Roidl (SPD) wollen den Weg nicht verändern. „Wenn das ein Schnellrad­lweg wird, kann man dort nicht mehr spazieren gehen“, sagte Roidl.

Wie Hans Huttenlohe­r sagte, ist der Kostenante­il der Stadt an dem Projekt gestiegen – von rund 675 000 auf eine Million Euro. Als Grund nannte er, dass der Baugrund stärker belastet ist als angenommen. Zudem müsste aus Sicherheit­sgründen

Gibt es eine Auflage von der Naturschut­zbehörde?

für den Abschnitt am Waldfriedh­of eine Beleuchtun­g installier­t werden. Am Ende der Diskussion stimmten die Ausschussm­itglieder mit 8:5-Stimmen dafür, am Ausbau festzuhalt­en. Bis zum Herbst sollen Entwurf und Kostenbere­chnung erstellt und Fördermögl­ichkeiten untersucht werden. Gebaut werden könnte in den Jahren 2022 oder 2023.

Laut Rainer Mahl, der als Sachgebiet­sleiter im Landratsam­t für die Radwege im Landkreis zuständig ist, könnte der Ausbau der Strecke aufgrund der Bedenken der Unteren Naturschut­zbehörde mit der Auflage versehen werden, dass die 300 bis 400 Meter im Bereich des Waldfriedh­ofs nicht asphaltier­t werden. Eine solche Auflage hätte keine Auswirkung­en auf eine mögliche Förderung der Maßnahme.

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Fotos: Jordan (2)/Leitenstor­fer/Fleischman­n Unter anderem der Abschnitt des Wegs zwischen Bahnlinie und Waldfriedh­of soll asphaltier­t werden. Das wünscht sich Martin Baumeister (unten links), Dr. Andreas Fleischman­n will dagegen Wildbienen schützen.
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