Schluss mit der Warterei: Es ist höchste Zeit für testen, testen, testen!
Bürokratie bremst eine funktionierende Teststrategie aus. Dabei ist diese elementar für eine Rückkehr zum normalen Leben und für offene Kitas und Schulen
Aufstehen, Zähne putzen, anziehen, Frühstück machen, Blick auf den aktuellen Inzidenzwert werfen – so sieht seit einem Jahr die Morgenroutine zahlreicher Väter und Mütter von Kindergartenund Schulkindern aus. Und bei nicht wenigen beginnt der Morgen nun, da die Inzidenzwerte vielerorts wieder steigen, auch wieder mit Sorgen: Was, wenn die Schulen wieder schließen müssen? Was, wenn das Kind wieder nicht in die Kita darf?
Nach einem Jahr Pandemie sind einige Behörden und Politiker offensichtlich noch immer im Reaktionsstatt im Aktionsmodus, und es wird mancherorts in einem Schneckentempo gearbeitet, dass einem Angst und Bange werden kann. Beispiel Rahmenhygieneplan: Seit Ende Dezember ist klar, dass es gefährliche, hochansteckende Mutationen gibt, seit Januar fordern bereits Erzieherinnen und Gewerkschaften, dass endlich die Schnupfenregel verschärft wird und nur gesunde oder getestete Kinder in die Kitas dürfen. Es dauerte aber noch bis Mitte März, bis das Gesundheitsministerium reagierte – dann muss aber plötzlich alles ganz schnell gehen, denn mancherorts liegt die Mutationsquote schon bei über 50 Prozent. Eltern, Kitas und Ärzte bekommen ganze vier Tage Zeit, um sich auf diese neuen Regelungen einzustellen, sich in missverständliche Formulierungen einzulesen, zu informieren, Schnelltests zu organisieren. Bei Hausärzten laufen die Telefone heiß. Eltern, die keinen Test-Termin bekommen, müssen plötzlich ihr Kind daheim betreuen anstatt zu arbeiten. Der Unmut ist zurecht groß angesichts dieses Chaos’ mit Ansage. Und so unnötig das alles, hätte man mit Weitsicht und guter Absprache schon im Januar gehandelt.
Noch ein Beispiel: Österreich lässt seine Schülerinnen und Schüler seit 8. Februar wieder im Präsenzunterricht lernen. Pro Monat werden in den Schulen 1,4 Millionen Selbsttests durchgeführt, bei denen sich die Kinder zwei Mal pro Woche einen Abstrich im vorderen Nasenbereich nehmen. Dabei wurden seitdem rund 3000 Treffer gelandet. Heißt: 3000 Infizierte, die sonst womöglich nicht aufgefallen wären und unbewusst andere Menschen angesteckt hätten. Es ist längst erwiesen, dass flächendeckende und häufig durchgeführte Laientestes Infektionsketten frühzeitig unterbrechen. Und auch dass Laien gar nicht zwangsläufig so viel schlechter Abstriche nehmen als Profis und die Masse an Tests das wieder wettmacht. Dennoch verschwendet Deutschland wertvolle Zeit mit Bürokratie, prüft aufwendig Zulassungen von Laien-Tests, die teils als Profi-Variante aber schon in Deutschland auf dem Markt sind. Man müsse die Herstellerangaben
und die Qualität der Laien-Tests evaluieren, verteidigte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn das Vorgehen. Interessanterweise verlässt man sich bei ProfiSchnelltests aber auf die Angaben derselben Hersteller.
Und nun, da die Inzidenzen also wieder steigen, richten sich Eltern wieder auf Homeschooling und Kita-Notbetreuung ein. Das AufZu-Auf-Zu ist aber keine Lösung! Kitas und Schulen sind systemrelevant, dort wird die Zukunft unserer Gesellschaft ausgebildet. Kinder haben ein Recht auf Bildung. Wenn der Politik in Berlin und München wirklich daran gelegen ist, dass die Kitas und Schulen trotz dritter Welle geöffnet bleiben, dann müssen schleunigst und unkompliziert viele Tests, Impfstoff für Erzieher und Lehrer sowie kreative Konzepte her, damit Kinder eine Chance auf Normalität bekommen. Eine normale Morgenroutine könnte zwei Mal die Woche auch so aussehen: Aufstehen, Zähne putzen, frühstücken, Test machen – und dann getrost in der Schule lernen oder in der Kita spielen.
Wir müssen die Infektionsketten unterbrechen