Aufstand gegen Rom
Dass homosexuelle Paare nicht gesegnet werden dürfen, führt in der katholischen Kirche zu einer Protestwelle
Augsburg Die Position ist altbekannt und unverändert, am Montag bestärkte sie die vatikanische Glaubenskongregation wenig überraschend noch einmal: Die katholische Kirche habe keine Vollmacht, Verbindungen von Personen gleichen Geschlechts zu segnen. Und doch hat sich offensichtlich etwas geändert – plötzlich begehren Priester auf, vor allem in Österreich und Deutschland, einschließlich Bayern.
Verfuhr bislang so mancher Geistliche in derlei Fällen nach dem Motto „Lass Rom nur reden“, sind die Reaktionen auf das aktuelle Schreiben andere. Da wurde vor Kirchen die Regenbogenfahne als Symbol der Lesben- und Schwulenbewegung gehisst, da bekundeten hochrangige Amts- und Würdenträger ihren Unmut. Die österreichische „Pfarrer-Initiative“mit ihren knapp 400 Mitgliedern rief gar zum „Ungehorsam“auf und erklärte: „Wir segnen gleichgeschlechtliche Paare auch weiterhin.“Dies tun ungezählte Priester in Deutschland ebenfalls seit langem, wenn sie darum gebeten werden – im Wissen darum, gegen Kirchenlehre und Papst zu handeln.
Der Münchner Pfarrvikar Wolfgang F. Rothe räumte es nun auf Twitter in aller Öffentlichkeit ein. Und der 81-jährige Ruhestandsgeistliche Max Stetter, der zuletzt in Stadtbergen bei Augsburg Pfarrer war, sagte unserer Redaktion als Sprecher der „Pfarrer-Initiative Deutschland“und des „International Church Reform Network“: „Mich hat das Schreiben der Glaubenskongregation schockiert.“Würde ein homosexuelles Paar den Segen von ihm erbitten, würde er diesen Wunsch nicht ablehnen. Er hoffe weiterhin auf eine Reform in dieser Frage. „Ansonsten bleibt nur der pastorale Ungehorsam.“
Damit ist Stetter nicht allein. Inzwischen hat ein Aufruf des Würzburger Hochschulseelsorgers Burkhard Hose und des Paderborner Pfarrers Bernd Mönkebüscher über 1000 Unterstützer aus pastoralen
Berufen gefunden. Zu den Unterzeichnern gehören Mönkebüscher zufolge Priester, Diakone und Ordensobere. Seit Montagabend verbreitet sich der Aufruf „mehrSegen“in sozialen Netzwerken.
Burkhard Hose schrieb auf Facebook: „Wir verweigern eine Segensfeier nicht.“Sowie: „Wir nehmen nicht hin, dass eine ausgrenzende und veraltete Sexualmoral auf dem Rücken von Menschen ausgetragen wird und unsere Arbeit in der Seelsorge untergräbt.“Noch bis Palmsonntag würden Unterschriften gesammelt und danach dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, dem Limburger Bischof Georg Bätzing, übergeben.
Bedankt für die „Klarstellung“der vatikanischen Glaubenskongregation haben sich dagegen der Passauer und der Regensburger Bischof, Stefan Oster und Rudolf Voderholzer. Voderholzer führte aus, die Segnung von Verbindungen zwischen homosexuellen Personen sei ausgeschlossen, weil Analogien und Ähnlichkeiten mit dem Ehebund auch in einem weiteren Sinne zu vermeiden seien. Wie seine Mitbrüder betonte der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke, der biblisch-kirchliche Ehe-Begriff beziehe „sich auf die bleibende Verbindung von Mann und Frau als Bund, dem der besondere Segen Gottes gilt“.
Auf Anfrage sagte der Augsburger Bischof Bertram Meier: Obwohl die Glaubenskongregation beim ersten Lesen des Textes die gängige
Lehre der Kirche scheinbar nur wiederhole, gehe sie doch über bisherige Äußerungen hinaus und setze einen klar pastoralen Schwerpunkt. Und weiter: „Die Kirche verweigert keiner Person den Segen Gottes, wenn sie darum gebeten wird. Doch sie unterstreicht die Besonderheit der Ehe als stabile und exklusive Verbindung zwischen Mann und Frau.“Es stehe außer Frage, Homosexuelle zu segnen. Deren Verbindung sei jedoch, gleiche sie einer Ehe, davon zu unterscheiden. Meier betonte: „Selbstverständlich stehen die seelsorglichen Angebote, die wir in unseren Pfarreien machen, allen Menschen, welcher sexuellen Orientierung auch immer, offen.“
Karl Feser, Pfarrer im unterfränkischen Bad Königshofen, reicht das nicht. Er sagte am Mittwoch: „Ich habe bereits 2008 ein homosexuelles Paar gesegnet, von daher bin ich dafür, dass dies auch offiziell von der Kirche anerkannt wird.“Die Lehre der Kirche habe sich immer weiterentwickelt und sollte es auch in diesem Punkt tun. »Kommentar