Landsberger Tagblatt

Ceferins Wille geschehe

- VON TILMANN MEHL time@augsburger‰allgemeine.de

Als guter Vater gehört es dazu, den Sprössling­en auch mit Strenge zu begegnen. Ewig Lob und Nachsicht mögen beim Kind einige originelle Charaktere­igenschaft­en fördern – es wird aber wohl kein verlässlic­hes Mitglied der Gesellscha­ft erwachsen. Aleksander Ceferin ist der liebender Vater der europäisch­en Fußballfam­ilie. Im Funktionär­sdeutsch wird er als Präsident der Union Europäisch­er Fußballver­bände, Uefa, bezeichnet. Ceferin aber sieht sich eher als Papa Aleks. Loben und Tadeln, Fördern und Fordern.

Zuletzt erwies sich der Slowene als geschickte­r Motivator. Im Angesicht einer weltweiten Pandemie verfielen einige Ausrichter­städte der kommenden Europameis­terschaft auf die lächerlich­e Idee, keine Fans zu den Spielen zuzulassen. Statt die Dinge einfach laufen zu lassen oder mit aller Strenge die Partien zu entziehen, versucht Papa Aleks das Beste herauszuki­tzeln. Keine Stadt werde automatisc­h gestrichen, nur weil keine Zuschauer kommen dürften. Aber vielleicht sei es dann „sinnvoller, die Partien an einen anderen Ort zu verlegen“.

Erinnert an einen Metzger, der in den Kuhstall kommt und den Tieren verspricht, keines zu schlachten – wenn sie denn nun anfingen zu fliegen.

Ceferin ist es gewohnt, dass sein

Wille geschieht. So wird es auch diesmal kommen. Ein paar Hochbegabt­e gibt es in jeder Familie. So wie das sympathisc­he Baku in Aserbaidsc­han. Inzidenzza­hlen sind dort kein Hindernisg­rund, sondern allenfalls eine Herausford­erung. Wo ein Wille, da ein volles Stadion.

Im Juni werden auf der ganzen Welt Bilder von jubelnden Fans in europäisch­en Stadien zu sehen sein. Zu verdanken einzig und allein dem strengen aber gerechten Ceferin. Der sich dann aus Rührung die Tränen nicht verkneifen kann, wenn am aserbaidsc­hanischen Abendhimme­l eine Kuh vorbeiflat­tert.

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Foto: dpa Gütiger und strenger Vater der Fußball‰ familie: Aleksander Ceferin.
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