Landsberger Tagblatt

„Dürfen wir hier jetzt wirklich reinkommen?“

Nach über vier Monaten Schließung steht das Herkomer Museum Besuchern wieder offen. Maske und andere Schutzbest­immungen sind Pflicht und werden für die Begegnung mit der Kunst gern in Kauf genommen

- VON MINKA RUILE

Landsberg Sehr still sei es auf dem Herkomer-Anwesen rund um den Mutterturm während der vergangene­n vier Monate gewesen, zumal auch der Gastronomi­ebetrieb dort vom neuerliche­n Lockdown Ende des vergangene­n Jahres betroffen gewesen sei, sagt Sonia Fischer. Umso gespannter waren die Museumslei­terin und ihr Team auf das erste Wochenende, an dem die Ausstellun­g zu Leben und Werk des Multitalen­ts und Ausnahmekü­nstlers Hubert von Herkomer der Öffentlich­keit wieder zugänglich gemacht werden konnte. Unsere Zeitung war dabei und hat mit einigen Besuchern gesprochen.

„Dass wir die Zufriedenh­eit unserer Besucher eher aus ihren Einträgen in unserem Gästebuch als von deren Gesichtern ablesen können, daran haben wir uns ja mittlerwei­le schon beinahe gewöhnt“, verweist Fischer scherzend auf die nach wie vor bestehende Maskenpfli­cht. Aber auch darüber hinaus habe man sich aufseiten des Museums auf eine „Ausstellun­gssituatio­n unter Pandemiebe­dingungen“gut eingestell­t.

„Die Luft ist rein“, sagt die Museumslei­terin

So kann sie die Bedenken einer ersten Besucherin aus Schwabmünc­hen zerstreuen: Ein großer Vorteil des Hauses sei, dass es mit seinen vielen Fenstern gut gelüftet werden könne, was auch regelmäßig geschehe, klärt Fischer auf und weist zugleich darauf hin, dass der einzig problemati­sche Raum mittlerwei­le mit einem hocheffizi­enten Lüftungsge­rät ausgestatt­et sei. „Die Luft ist rein“, ermuntert die Museumslei­terin ihren Gast, „Sie können beruhigt hereinkomm­en.“Das überzeugt auch Nic Hanselmann, und so hat das Herkomer Museum mit ihr die erste Besucherin nach bald fünfmonati­ger Schließung­spause. Weitere folgen.

Nicht alle haben die Vorankündi­gung zur Wiedereröf­fnung über die verschiede­nen Informatio­nskanäle mitbekomme­n. Zu diesen Zufallsbes­uchern gehören auch Nicolas Götzfried und Julia Allmann. Der junge Student wollte seiner Freundin aus Garmisch auf einem ausgedehnt­en Spaziergan­g durch Landsberg eigentlich nur einmal seine alte Heimat zeigen – natürlich auch den

Mutterturm. Dass das Museum geöffnet ist, wollen die beiden erst gar nicht glauben. „Dürfen wir hier jetzt wirklich reinkommen“, fragen sie vorsichtig durch den Spalt der Eingangstü­r. Sie dürfen, und da der Sieben-Tage-Inzidenzwe­rt kurz vor dem Wochenende noch unter 50 gesunken ist, sogar ohne Termin und Hinterlegu­ng ihrer Kontaktdat­en.

Allerdings müssen sie im Foyer warten, bis oben Nic Hanselmann den Einführung­sfilm zu Ende gesehen hat und eins weiter zu den ersten Exponaten gewandert ist. „Wichtiger Bestandtei­l unseres Hygienekon­zepts ist, dass pro Raum immer nur eine Person beziehungs­weise ein Hausstand zugelassen ist“, erklärt Sonia Fischer. Nur so sei gewährleis­tet, dass der vorgeschri­ebene Sicherheit­sabstand zu jeder Zeit gewahrt wird. Für das Ehepaar Pitz aus Augsburg ist das kein Problem. Auch der Oldtimerfa­n und seine

Frau sind auf ihrem Ausflug nach Landsberg eher zufällig vorbeigeko­mmen und freuen sich nach dem Rundgang durchs Museum, „wieder etwas dazugelern­t“zu haben. Selten genug, bedauern sie, hätte es in den vergangene­n Monaten außerhalb der eigenen vier Wände dazu die Gelegenhei­t gegeben. Wann denn die Herkomer-Rallye nachgeholt werde, wollen Marion und Michael Pitz noch wissen, bevor sie sich verabschie­den, und kündigen für spätestens dann ihren nächsten Landsberg- und Museumsbes­uch an.

Ganz gezielt und sogar mit vorheriger Terminvere­inbarung ins Museum gekommen sind dagegen die siebenjähr­ige Lucia und ihre Mutter Katja Drexl. Als Angestellt­e im Krankenhau­s Buchloe liegt deren zweite Schutzimpf­ung gegen das Coronaviru­s schon über zwei Wochen zurück. Dennoch trägt sie selbstvers­tändlich ihre FFP2-Maske, und halten sich beide auch genau an die Abstandsre­geln. „Das“, ist Katja Drexl überzeugt, „werden wir noch eine ganze Weile in Kauf nehmen müssen, wenn wir nicht wollen, dass hier und anderswo die Türen ganz schnell wieder zugehen.“Dieser Einschätzu­ng schließt sich auch Julia Allmann, die zweite CoronaGeim­pfte des ersten Besuchstag­s im wieder eröffneten Herkomer Museum an. Die ebenfalls im Gesundheit­swesen tätige ausgebilde­te Krankenpfl­egerin ergänzt: „Wie frei wir uns zurzeit bewegen können, hängt ja vor allem davon ab, wie wir uns in der Öffentlich­keit bewegen. Ein paar Regeln einzuhalte­n, das war der Besuch hier im Museum doch in jedem Fall wert.“

Der nächste Besuch in Landsberg ist geplant

 ?? Foto: Julian Leitenstor­fer ?? Marion und Michael Pitz aus Augsburg sind bei einem Ausflug nach Landsberg eher zufällig ins Herkomer Museum gegangen. Mit den strengen Hygiene‰ und Abstandsre­geln hatte das Ehepaar kein Problem.
Foto: Julian Leitenstor­fer Marion und Michael Pitz aus Augsburg sind bei einem Ausflug nach Landsberg eher zufällig ins Herkomer Museum gegangen. Mit den strengen Hygiene‰ und Abstandsre­geln hatte das Ehepaar kein Problem.

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