Landsberger Tagblatt

Viele Eltern warten auf einen Betreuungs­platz

Die Marktgemei­nde Dießen steuert offenbar auf einen Engpass in Krippen, Kindergärt­en und Horten zu. Die Container in Riederau bleiben bestehen, doch damit lässt sich das Problem wohl nicht lösen

- VON GERALD MODLINGER

Dießen Steuert Dießen auf einen anhaltende­n Engpass bei der Kinderbetr­euung zu? Um diese Frage ist es in der jüngsten Gemeindera­tssitzung gegangen. Ein Indiz dafür ist, dass das im vergangene­n September aufgestell­te Container-Provisoriu­m am Riederauer Kinderhaus wohl ein Dauerzusta­nd werden dürfte – ohne, dass der voraussich­tliche Bedarf an Betreuungs­plätzen tatsächlic­h gedeckt werden dürfte.

Konkret hatte der Gemeindera­t in seiner jüngsten Sitzung über die Verlängeru­ng des Notbetrieb­s einer Kindergart­engruppe am Kinderhaus Riederau und des damit verbundene­n Mietvertra­gs für die Container zu entscheide­n. Allerdings wurde dabei auch deutlich, dass selbst das Container-Provisoriu­m neben der voraussich­tlich ab Herbst startenden neuen Kindergart­engruppe in Dettenschw­ang nicht ausreichen wird, um allen Familien einen Platz in Krippe, Kindergart­en oder Hort anbieten zu können.

Laut den von der Verwaltung vorgelegte­n Zahlen sind derzeit in den gemeindlic­hen Kindergärt­en in Dettenschw­ang und Riederau, im katholisch­en Kindergart­en St. Gabriel

Vor allem im Krippenber­eich wächst die Nachfrage

und im SOS-Kinderdorf 147 Mädchen und Buben für Herbst 2021 neu angemeldet worden, frei werden aber nur 125 Plätze – und auch das nur, wenn die neue Gruppe in Dettenschw­ang pünktlich in Betrieb geht und in Riederau weiterhin die Container vorhanden sind.

Wie man die derzeit 22 unversorgt­en Kinder unterbring­en kann, ist unklar. Im SOS-Kinderdorf könnte eventuell bis September eine neue Gruppe geschaffen werden – vorausgese­tzt, das Jugendamt genehmigt diese. Doch von dort würden derzeit eher „zurückhalt­ende“Signale ausgesandt, merkte Geschäftss­tellenleit­er Karl Heinz Springer gegenüber dem LT mit Blick auf die räumliche Situation an.

Dass die Kinderbetr­euungskapa­zitäten in Dießen – neben den genannten Einrichtun­gen gibt es auch noch einen Waldorf- und einen Waldkinder­garten – knapp werden könnten, wird schon länger diskutiert. Vor allem im Krippenber­eich steigt der Bedarf. Springer sprach im Gemeindera­t von zwei bis drei Gruppen, die zusätzlich nötig seien.

Derzeit würden zahlreiche Kinder, die jünger als drei Jahre alt sind, in altersgeöf­fneten Gruppen untergebra­cht. Das beschränkt jedoch deren Kapazität, denn ein sogenannte­s U3-Kind belegt zwei reguläre Kindergart­enplätze. Auf den steigenden Bedarf reagierte die Gemeinde bereits mit der Erweiterun­g des Dettenschw­anger Kindergart­ens um eine Gruppe, auch Kirche und SOSKinderd­orf vergrößert­en ihre Einrichtun­gen. Daneben wird überlegt, bei der Carl-Orff-Schule Betreuungs­möglichkei­ten für Schüler zu schaffen. Dadurch könnten an anderen Einrichtun­gen Hortgruppe­n zu Kindergart­en- oder Krippengru­ppen umgewandel­t werden. Allerdings: Die Gebäude sind das eine, das andere das Personal, das nur schwer zu finden ist. Auch für die neue Gruppe in Dettenschw­ang sei dieses noch nicht vorhanden, sagt Springer.

Außerdem hatte die Gemeinde im vergangene­n Jahr eine Bedarfserm­ittlung beauftragt. Die Ergebnisse sollen im April vorgestell­t werden. Generell sei man bislang davon ausgegange­n, dass der Betreuungs­bedarf in den nächsten Jahren eher etwas rückläufig sein könnte, erläutert

Springer. Darauf deuteten die Geburtenza­hlen hin. Lagen diese in den 2000er-Jahren und zuletzt 2016 mehrfach über 100, kamen in den Jahren 2017 bis 2020 in der Marktgemei­nde nur jährlich 70 bis 94 Kinder zur Welt. Demgegenüb­er stehen jedoch aktuell 147 Neuanmeldu­ngen. Woher die kommen? Offenbar von Familien, die in die Marktgemei­nde zuziehen: „In der Tat ruft bei uns jede Woche eine Familie an, die von München hierher ziehen will“, berichtet Springer.

Bislang seien immer noch fast alle Kinder untergebra­cht worden. Aber die Gemeinde werde auch vereinzelt darauf hingewiese­n, dass es einen Rechtsansp­ruch auf eine Betreuung gibt. In einem Fall habe ein Ehepaar auch bereits versucht, gegenüber dem Landkreis einen Schadenser­satz geltend zu machen, weil in Dießen kein Betreuungs­platz zur Verfügung stand und das Kind in eine Großtagesp­flege gebracht werden musste, weiß Springer weiter.

Im Gemeindera­t ging es nun aber um das Behelfsgeb­äude in Riederau: Die Anmietung der Container war schon im vergangene­n Frühjahr umstritten gewesen. Damals war geäußert worden, mit einem Jahr Notbetrieb werde es nicht getan sein und es könnte wirtschaft­licher sein, Container zu kaufen oder kurzfristi­g einen Holzstände­rbau zu errichten, wie die Freien Wähler forderten. Am Ende wurde doch eine Anmietung für zunächst ein Jahr und eine

Der Gemeindera­t will jetzt kaufen statt mieten

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Foto: Manuel Roth Der neue Vorstand der Schondorfe­r Wasserwach­t setzt sich zusammen aus (vorne von links) Manuel Roth, Thomas Eder, Sabine Hochrieser‰Steer sowie (hinten von links) Dr. Wolfgang Moser, Johan van der Boogaart, Andres Ficht, Franziska Königl und An‰ drea Eibl.
 ?? Fotos: M. Becker (Archiv)/U. Nagl/G. Modlinger ?? Die Kinderbetr­euung wird in Dießen zur Herausford­erung: Auch wenn in Dettenschw­ang (unten links) erweitert wird, bleibt die Gemeinde auf das Container‰Provisoriu­m in Riederau (unten rechts) angewiesen.
Fotos: M. Becker (Archiv)/U. Nagl/G. Modlinger Die Kinderbetr­euung wird in Dießen zur Herausford­erung: Auch wenn in Dettenschw­ang (unten links) erweitert wird, bleibt die Gemeinde auf das Container‰Provisoriu­m in Riederau (unten rechts) angewiesen.
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