Aus dem Gleichgewicht
„Marilu“: Roman über Bipolarität
Bipolar umschreibt ein Krankheitsbild, eine psychische Störung, die dazu führt, dass die Stimmung zwischen himmelhochjauchzend und am Boden zerstört schwankt. Das Leben ist aus dem Gleichgewicht geraten. Marilu, die Namensgeberin des Romans von Tania Witte, ist bipolar. Und ein typischer Fall. Denn solche Menschen können in der manischen Phase durchaus charismatisch auf andere wirken und sie auch manipulieren, während sie in der depressiven Phase von Selbstmordgedanken heimgesucht werden.
Elli lernt Marilu in einer psychiatrischen Klinik kennen, in der sie wegen eines unüberwundenen Traumas behandelt wird: In problematischen Situationen „versteinert“sie buchstäblich. Die beiden Teenager erkennen einander als Seelenverwandte und schließen eine tiefe Freundschaft. Doch Elli überwindet ihre Krise, findet Halt bei ihrem Freund Tom und will am liebsten alles hinter sich lassen – auch Marilu.
Doch sie hat die Rechnung ohne die Freundin gemacht. Marilu will sich nicht abfinden mit der Entfremdung und lockt Elli mit einer nur leicht verhüllten Selbstmorddrohung auf eine gefährliche Schnitzeljagd. Begleitet werden soll sie dabei von Marilus jüngerem Bruder Lasse. Beide, so versprechen es Marilus kryptische Schreiben, könnten zu Lebensrettern werden – wenn sie die Aufgaben bis zu einem vorgegebenen Zeitpunkt lösen. Es beginnt ein Rennen gegen die Zeit, das Tania Witte hoch spannend inszeniert hat. Ein wichtiges und bemerkenswertes Buch über den Umgang mit bipolaren Menschen nicht nur für Jugendliche.