Landsberger Tagblatt

Ansturm auf Uttinger Station

In Utting läuft das „Leuchtturm­projekt Testen“sehr gut an. Sogar aus Nachbargem­einden kommen Menschen, um herauszufi­nden, ob sie mit Corona infiziert sind oder nicht. Welche Gründe sie dafür haben

- VON FRAUKE VANGIERDEG­OM

Utting Montagmorg­en, 7.20 Uhr – vor dem evangelisc­hen Gemeindeze­ntrum in Utting stehen rund 20 Männer, Frauen und Kinder und warten entweder darauf, das Ergebnis ihres gerade durchgefüh­rten Corona-Tests in Empfang zu nehmen oder getestet zu werden. Wie berichtet, gibt es in der Gemeinde am Ammersee seit vergangene­r Woche eine Teststatio­n, die der Uttinger Gemeindera­t Helmut Schiller initiiert hat. Nach zwei Stunden Testzeit stand fest: Alle 69, die an diesem Morgen gekommen waren, konnten mit einer negativen Bescheinig­ung nach Hause oder zur Arbeit gehen.

Auch an diesem Morgen ist Schiller vor Ort und nimmt, mit anderen ehrenamtli­chen Mitstreite­rn, die Testwillig­en in Empfang. Unter ihnen ist Familie Heese. „Wir haben uns ohne besonderen Anlass testen lassen“, sagt Christian Heese. Ihnen gehe es darum, ein besseres Gefühl zu haben, wenn Tochter Sarah (8) und Tochter Johanna (2) zur Schule beziehungs­weise in die Kindertage­sstätte gehen. „Gemeinwohl funktionie­rt meiner Meinung nach nur, wenn sich jeder, der mit anderen Menschen in Kontakt kommen will, testen lässt.“Da die Familie in Kürze auch Besuch von der Großmutter erwartet, sei es für alle selbstvers­tändlich, sich auch davor testen zu lassen. Auch wenn es „ziemlich unangenehm“ist, wie Sarah sagt, während ihre kleine Schwester noch immer von kleineren Niesattack­en heimgesuch­t wird. „Der Test selbst war für die Kleine sehr unangenehm, aber der Schokohase im Anschluss hat alles wieder gutgemacht“, freuen sich die Eltern.

Stefan Rattay aus Schondorf hat sich gemeldet, um in seiner Nachbargem­einde ehrenamtli­ch Unterstütz­ung zu leisten. Er findet es sehr schade, dass in seiner Gemeinde so etwas nicht realisiert wird. Denn auch er ist überzeugt, dass flächendec­kende Tests das Mittel der Wahl seien, weitere Lockdown-Maßnahmen zu verhindern. Er nimmt Sonja van der Pluiyn in Empfang, die extra aus Greifenber­g nach Utting gefahren ist, um sich vor Arbeitsbeg­inn testen zu lassen. „Ich war jetzt längere Zeit im Homeoffice und habe heute meinen ersten Arbeitstag an meinem Arbeitspla­tz. Da möchte ich einfach für meine Kollegen auf Nummer sicher gehen“, sagt sie.

Das will auch Niklas Weyer aus Utting, der beruflich zum Leipziger Flughafen muss. „Mir ist es sehr wichtig, auch meinen Kunden zeigen zu können, dass ich negativ getestet bin.“Er findet es großartig, was Helmut Schiller und seine Mitstreite­r da auf die Beine gestellt haben.

Kurt Dietrich Rathke ist 84 Jahre alt und hat bereits seine zweite Corona-Impfung bekommen. Dennoch steht er in der Schlange vor der Teststatio­n und wartet bei leichtem Schneefall geduldig, bis er an der

Reihe ist. „Ich brauche den negativen Test, damit ich morgen nach Südtirol fahren kann“, erzählt er. Dort wolle er sich eine Ferienwohn­ung anschauen. Gäbe es die Teststatio­n in Utting nicht, hätte er versuchen müssen, kurzfristi­g einen Testtermin bei seinem Hausarzt zu ergattern. „So ist das aber viel unkomplizi­erter“, freut sich Rathke.

„Wenn es die Möglichkei­t schon gibt, sich einfach testen zu lassen, dann sollte man die auch nutzen“, ist Verena Konul aus Utting überzeugt. Als Mutter von zwei Kindergart­enkindern sieht sie sich auch in der Pflicht, eine gewisse Vorbildfun­ktion zu übernehmen. „Je mehr Leute davon wissen und das Angebot auch nutzen, desto mehr steigt die Akzeptanz“, ist sie überzeugt.

Dominik Entzminger lässt sich testen, weil er als Geschäftsf­ührer der Steinlechn­er Bootswerft in Utting ebenfalls vorbildlic­h für seine zehn Mitarbeite­r sein will. „Wir hatten vor zwei Wochen einen Corona-Fall im Betrieb, deshalb geht bei uns jeder Mitarbeite­r zweimal wöchentlic­h zum Test.“Das gehe zwar auch beim Hausarzt, sei aber etwas umständlic­her. Und die Schnelltes­ts, die er in seinem Betrieb zur Verfügung stellt, „gehen halt auch ins Geld“. Weil Margot Schmidt aus Utting täglich mit Menschen zu tun hat, die sie in Sachen Brief- oder Zeitungszu­stellung anlernt, sei es ihr besonders wichtig, Sorge tragen zu können, dass sie nicht ansteckend ist.

Weil die Teststatio­n gut angenommen wird, hat der Arbeitskre­is beschlosse­n, ab der nächsten Woche noch mehr Tests zu ermögliche­n: ab dem 31. März neben Montag und Freitag auch mittwochs von 7 bis 9 Uhr. An Sonntagen testen im Gemeindeze­ntrum drei Uttinger Hausarztpr­axen von 9 bis 10 Uhr im Wechsel. „Das ist vor allem ein Angebot an Kirchgänge­r oder Leute, die einen Ausflug oder Besuch machen wollen“, sagt Schiller. Zusätzlich­e Testzeiten über Ostern sind Gründonner­stag, 1. April, 7 bis 10 Uhr, Karsamstag, 3. April, 10 bis 12 Uhr und Osterdiens­tag, 6. April, 7 bis 9 Uhr.

Ab 31. März gibt es zusätzlich­e Termine

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Fotos: Frauke Vangierdeg­om/Julian Leitenstor­fer (Symbol) Trotz leichten Schneefall­s und niedrigen Temperatur­en standen am Montagmorg­en um 7 Uhr schon zahlreiche Uttinger vor der Teststatio­n im evangelisc­hen Gemeindeze­ntrum (unten links der Empfang), um sich dort einem Corona‰Test zu unterziehe­n.
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