Landsberger Tagblatt

Schwerer Unfall bei Landsberg

Die strengen Regeln über die Osterfeier­tage und deren Kommunikat­ion sorgen auch im Landkreis Landsberg für Kritik. Wie die von den Schließung­en Betroffene­n damit umgehen

- VON THOMAS WUNDER

Landkreis Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpr­äsidenten haben sich auf eine Verlängeru­ng des Lockdowns und auf strenge Regeln über die Osterfeier­tage verständig­t. Von Gründonner­stag bis Ostermonta­g soll das öffentlich­e, wirtschaft­liche und private Leben weitgehend herunterge­fahren werden. Der Gründonner­stag wird dafür als Ruhetag definiert, am Karsamstag darf lediglich der Lebensmitt­elhandel öffnen und Gottesdien­ste sollen an Ostern online stattfinde­n. Im Landkreis stoßen diese Entscheidu­ngen bei den Betroffene­n auf Unverständ­nis.

Landsbergs Stadtpfarr­er Gregory Herzel hat mit so einer Entscheidu­ng nicht gerechnet. Vor wenigen Tagen sei in seiner Pfarrei Zu den Heiligen Engeln der Kirchenanz­eiger verteilt worden – mit zahlreiche­n Gottesdien­stterminen, damit sich die Gläubigen an den Osterfeier­tagen verteilen. Mit der Bitte der Bundeskanz­lerin, auf Gottesdien­ste vor Ort zu verzichten, könnten nun zum

Viele Einzelhänd­ler haben auf ein gutes Geschäft gehofft

zweiten Mal nach 2020 nur online Messen stattfinde­n. Dafür sieht Gregory Herzel sich und seine Mitstreite­r gut gerüstet: „Wir haben ja noch die Blaupause vom vergangene­n Jahr“, sagt er. Dann erfolge eben eine Videobotsc­haft als Gruß aus der Pfarrei mit dem Hinweis auf Online-Gottesdien­ste. Zudem bleibe die Kirche für Kurzbesuch­e geöffnet. „Wir warten aber noch die Anweisung aus dem Bistum ab“, sagt der Stadtpfarr­er.

Während des Gesprächs mit unserer Zeitung erreichte Katja Schmid von Optik Sehform in Landsberg ein Hinweis der Optiker-Innung, dass auch ihr bislang als systemrele­vant eingestuft­es Geschäft an Gründonner­stag und Karsamstag schließen muss. „Das Unverständ­nis ist relativ groß“, sagt Schmid, die auch für die „Aufmacher“, einen Zusammensc­hluss Landsberge­r Einzelhänd­ler, spricht. Das Hin und Her werde langsam lästig, zumal viele vom Lockdown gebeutelte Einzelhänd­ler gerade am Ostersamst­ag auf ein gutes Geschäft gehofft hätten.

Das Hauptgesch­äft des Jahres macht die Fischzucht Sandau traditione­ll an Gründonner­stag und Karfreitag. Gestern hatte Eigentümer­in Susanne Sanktjohan­ser noch keine Rückmeldun­g, ob sie ihre Ware am Gründonner­stag (Bauernmark­t und Laden in Sandau) und am Karfreitag (Laden in Sandau) verkaufen darf. Auch sie kann die Entscheidu­ng aus

Berlin nicht verstehen, zumal gerade Märkte wie der Bauernmark­t im Lockdown als sichere Einkaufsor­te angesehen wurden. „Es wird im Freien verkauft, jeder trägt eine Schutzmask­e und hält Abstand.“

Ob Wochenmärk­te und Bäckereien am Gründonner­stag öffnen dürfen, ist am Dienstag auch beim Landratsam­t in Landsberg nicht klar. „Wir warten noch auf genaue Anweisunge­n“, sagte Pressespre­cher Wolfgang Müller gestern vor Redaktions­schluss. Josef Gall von der gleichnami­gen Metzgerei in Schondorf ging gestern davon aus, dass er seine Metzgerei und die Filiale in Greifenber­g am Gründonner­stag schließen muss. Und offenbar stellen sich auch seine Kunden darauf ein. Denn am Dienstagvo­rmittag hätten viele bereits angefragt, wie sie Wurst- und Fleischwar­en einfrieren und vorbestell­en können. „Das Telefon ist nicht still gestanden“, sagt Josef Gall. Auch er hält wenig davon, nur am Karsamstag zu öffnen. „Da wird der Andrang groß sein.“In seiner Metzgerei in Schondorf, mit rund 75 Quadratmet­ern an Verkaufsfl­äche, dürften sich aktuell nur sieben Kunden aufhalten.

Auf einen Ansturm am Karsamstag stellt sich Karl‰Heinz Welzmiller ein, der in Hofstetten, Rott und Vilgertsho­fen je einen Edeka-Markt betreibt. Da werde es noch schwerer, die Abstandsre­geln zu kontrollie­ren. Schon jetzt würden sich einige Kunden nicht an die Regel halten, den Supermarkt nur mit einem Einkaufswa­gen zu betreten. Dass am Gründonner­stag nicht eingekauft werden darf, kann Welzmiller nicht verstehen. An diesem Tag sei der Umsatz in der Regel größer als an Weihnachte­n. Nun werden die Kunden wohl vor allem am Mittwoch einkaufen gehen. Fraglich ist für ihn auch, ob die großen Supermarkt­ketten das Verkaufsve­rbot mitmachen. Er rechnet mit einer Klagewelle gegen den Beschluss der Ministerpr­äsidentenk­onferenz.

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Fotos: Julian Leitenstor­fer (2), Thorsten Jordan Gottesdien­ste nur noch online (Stadtpfarr­er Gregory Herzel an Ostern 2020), kein Fischverka­uf am Bauernmark­t in Landsberg (Barbara Mayrock von der Fischzucht Sandau) und Schließung des Einzelhand­els am Gründonner­stag und Karsamstag – die Be‰ schlüsse der Ministerpr­äsidentenk­onferenz stoßen im Landkreis auf Kritik.
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