Schwerer Unfall bei Landsberg
Die strengen Regeln über die Osterfeiertage und deren Kommunikation sorgen auch im Landkreis Landsberg für Kritik. Wie die von den Schließungen Betroffenen damit umgehen
Landkreis Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten haben sich auf eine Verlängerung des Lockdowns und auf strenge Regeln über die Osterfeiertage verständigt. Von Gründonnerstag bis Ostermontag soll das öffentliche, wirtschaftliche und private Leben weitgehend heruntergefahren werden. Der Gründonnerstag wird dafür als Ruhetag definiert, am Karsamstag darf lediglich der Lebensmittelhandel öffnen und Gottesdienste sollen an Ostern online stattfinden. Im Landkreis stoßen diese Entscheidungen bei den Betroffenen auf Unverständnis.
Landsbergs Stadtpfarrer Gregory Herzel hat mit so einer Entscheidung nicht gerechnet. Vor wenigen Tagen sei in seiner Pfarrei Zu den Heiligen Engeln der Kirchenanzeiger verteilt worden – mit zahlreichen Gottesdienstterminen, damit sich die Gläubigen an den Osterfeiertagen verteilen. Mit der Bitte der Bundeskanzlerin, auf Gottesdienste vor Ort zu verzichten, könnten nun zum
Viele Einzelhändler haben auf ein gutes Geschäft gehofft
zweiten Mal nach 2020 nur online Messen stattfinden. Dafür sieht Gregory Herzel sich und seine Mitstreiter gut gerüstet: „Wir haben ja noch die Blaupause vom vergangenen Jahr“, sagt er. Dann erfolge eben eine Videobotschaft als Gruß aus der Pfarrei mit dem Hinweis auf Online-Gottesdienste. Zudem bleibe die Kirche für Kurzbesuche geöffnet. „Wir warten aber noch die Anweisung aus dem Bistum ab“, sagt der Stadtpfarrer.
Während des Gesprächs mit unserer Zeitung erreichte Katja Schmid von Optik Sehform in Landsberg ein Hinweis der Optiker-Innung, dass auch ihr bislang als systemrelevant eingestuftes Geschäft an Gründonnerstag und Karsamstag schließen muss. „Das Unverständnis ist relativ groß“, sagt Schmid, die auch für die „Aufmacher“, einen Zusammenschluss Landsberger Einzelhändler, spricht. Das Hin und Her werde langsam lästig, zumal viele vom Lockdown gebeutelte Einzelhändler gerade am Ostersamstag auf ein gutes Geschäft gehofft hätten.
Das Hauptgeschäft des Jahres macht die Fischzucht Sandau traditionell an Gründonnerstag und Karfreitag. Gestern hatte Eigentümerin Susanne Sanktjohanser noch keine Rückmeldung, ob sie ihre Ware am Gründonnerstag (Bauernmarkt und Laden in Sandau) und am Karfreitag (Laden in Sandau) verkaufen darf. Auch sie kann die Entscheidung aus
Berlin nicht verstehen, zumal gerade Märkte wie der Bauernmarkt im Lockdown als sichere Einkaufsorte angesehen wurden. „Es wird im Freien verkauft, jeder trägt eine Schutzmaske und hält Abstand.“
Ob Wochenmärkte und Bäckereien am Gründonnerstag öffnen dürfen, ist am Dienstag auch beim Landratsamt in Landsberg nicht klar. „Wir warten noch auf genaue Anweisungen“, sagte Pressesprecher Wolfgang Müller gestern vor Redaktionsschluss. Josef Gall von der gleichnamigen Metzgerei in Schondorf ging gestern davon aus, dass er seine Metzgerei und die Filiale in Greifenberg am Gründonnerstag schließen muss. Und offenbar stellen sich auch seine Kunden darauf ein. Denn am Dienstagvormittag hätten viele bereits angefragt, wie sie Wurst- und Fleischwaren einfrieren und vorbestellen können. „Das Telefon ist nicht still gestanden“, sagt Josef Gall. Auch er hält wenig davon, nur am Karsamstag zu öffnen. „Da wird der Andrang groß sein.“In seiner Metzgerei in Schondorf, mit rund 75 Quadratmetern an Verkaufsfläche, dürften sich aktuell nur sieben Kunden aufhalten.
Auf einen Ansturm am Karsamstag stellt sich KarlHeinz Welzmiller ein, der in Hofstetten, Rott und Vilgertshofen je einen Edeka-Markt betreibt. Da werde es noch schwerer, die Abstandsregeln zu kontrollieren. Schon jetzt würden sich einige Kunden nicht an die Regel halten, den Supermarkt nur mit einem Einkaufswagen zu betreten. Dass am Gründonnerstag nicht eingekauft werden darf, kann Welzmiller nicht verstehen. An diesem Tag sei der Umsatz in der Regel größer als an Weihnachten. Nun werden die Kunden wohl vor allem am Mittwoch einkaufen gehen. Fraglich ist für ihn auch, ob die großen Supermarktketten das Verkaufsverbot mitmachen. Er rechnet mit einer Klagewelle gegen den Beschluss der Ministerpräsidentenkonferenz.