Landsberger Tagblatt

Hoher Grad an Glaubwürdi­gkeit

Respekt vor der Fehlerkult­ur

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„Die Probleme und die Diskussion­en sind im Grunde dieselben – aber die deutsche Bundesregi­erung ist effiziente­r, transparen­ter und vor allem strenger.“So könnte man die Sicht in Österreich auf die CoronaPoli­tik in Deutschlan­d zusammenfa­ssen. Positiv wird in Österreich vermerkt, dass es mit dem RKI in Deutschlan­d eine Institutio­n gibt, an deren Empfehlung­en sich Politik wie Bevölkerun­g maßgeblich orientiere­n. Zwar treten auch in Österreich Experten, die die Regierung und hier vor allem den Gesundheit­sminister Rudolf Anschober beraten, immer wieder medial an die Öffentlich­keit – kritisiert wird aber, dass die Arbeit im Hintergrun­d eher intranspar­ent abläuft, die Beratungss­trukturen eher im Dunkel bleiben. Auch die deutschen Expertisen von Virologen wie Christian Drosten oder auch Karl Lauterbach wird in Österreich vielfach geschätzt. Im Gegensatz zu den erratische­n Auftritten der Kurz-Regierung seit dem vergangene­n Sommer – Stichwort „Licht am Ende des Tunnels“, „Normalität bis zum Sommer“– sehen viele Österreich­er in Deutschlan­d eine überlegter­e Kommunikat­ion und eine Fehlerkult­ur, die zu mehr Glaubwürdi­gkeit und so zu mehr Bereitscha­ft führt, sich an die Corona-Maßnahmen zu halten. So wird auch Angela Merkels Schuldeing­eständnis als verantwort­ungsvoller Akt gesehen, den man von Kanzler Kurz so wohl nicht erwarten könnte. Die Frage, wieso Deutschlan­d – zumindest was die viel niedrigere­n Inzidenzwe­rte angeht – besser dasteht als Österreich, wird dennoch kontrovers diskutiert: Mehr Disziplin in der Bevölkerun­g, schnellere­s Reagieren der deutschen Bundesregi­erung sehen die einen als Grund, andere wiederum weisen darauf hin, dass Deutschlan­d nicht so viel testet wie Österreich und es daher ein viel höhere Dunkelziff­er geben müsse. Werner Reisinger

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