Wie die Krise die Beschäftigten im Gastgewerbe trifft
Kaum eine Branche leidet härter unter dem Lockdown. Nirgendwo gibt es mehr Jobverluste und Kurzarbeit
Berlin Die Lockdown-Politik trifft die Mitarbeiter der Hotel- und Gaststättenbranche mehr als Menschen in allen anderen Branchen mit Jobverlust und Kurzarbeit. Laut einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Grünen verlor im vergangenen Jahr zeitweise jeder siebte Beschäftigte in der Gastronomie- und Hotellerie seinen Arbeitsplatz. Und das, obwohl wohl keine Branche so massiv Kurzarbeit angemeldet hat.
Am härtesten betroffen waren sogenannte geringfügig Beschäftigte: Hier brach die Mitarbeiterzahl im Hotel- und Gastgewerbe allein zwischen April und Juli vergangenen Jahres um bis zu 25,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr ein. Auch die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ging im Gastgewerbe zwanzigmal stärker zurück als im Bundesdurchschnitt. Den aktuell nur bis Juli 2020 vorliegenden Daten zufolge ging die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten um bis zu acht Prozent zurück, während sie bundesweit im gleichen Zeitraum nur um 0,4 Prozent schrumpfte.
Ebenso verzeichnete die Hotelund Gaststättenbranche einen Rekord bei der Kurzarbeit: Hier lag der Anteil zwischen 65 Prozent im April und 31 Prozent im Juli 2020 und war fast viermal so hoch wie im
Bundesdurchschnitt. Den höchsten deutschen Wert verzeichnete dabei das bayerische Hotellerie- und Gastronomiegewerbe mit 70,2 Prozent Kurzarbeit im April 2020. Die Umsätze im Gastgewerbe brachen laut Bundesregierung zwischen März und Dezember 2020 je nach Monat um 20 bis 75 Prozent ein, verglichen zum jeweiligen Vorjahresmonat.
Die Grünen fordern nun, die Beschäftigten der unter dem Lockdown hart leidenden Branche nicht im Stich zu lassen. „Die Bundesregierung darf die Verantwortung für die Beschäftigten nicht allein auf die Branche abwälzen, sondern muss die Beschäftigen und deren Nöte gezielt in den Fokus nehmen“, sagte der Grünen-Tourismusexperte Stefan Schmidt. „Die Tourismusbranche ist die große Verliererin der Corona-Krise“,
betonte er. „Vor allem die Beschäftigten gehören zu den großen Leidtragenden der CoronaPandemie und deren Folgen“, fügte der Bundestagsabgeordnete hinzu, der die Anfrage gestellt hatte. „Im
Hotel- und Gastgewerbe haben überdurchschnittlich viele der Angestellten ihre Jobs verloren, insbesondere die Beschäftigten im Minijob, die einen Großteil des Personals in Hotel und Gastronomie ausmachen“, betonte Schmidt. Vor allem Bayern als Haupttourismusland sei am härtesten betroffen, wie auch die hohen Kurzarbeiterquoten zeigten.
„Das Kurzarbeitergeld dürfte bei den niedrigen Löhnen im Hotelund Gastgewerbe aber kaum zum Leben ausreichen“, sagte der Grüne. Er forderte auch von der Politik ein stärkeres Problembewusstsein: „Die Beschäftigten im Tourismus leiden nicht erst seit der Pandemie unter unattraktiven Arbeitsbedingungen wie niedrigen Löhnen, ungünstigen Arbeitszeiten und atypischen Arbeitsverhältnissen.“
Bayerns Tourismusbranche zählt die höchste Kurzarbeit