Landsberger Tagblatt

Impfen: So ist der aktuelle Stand im Landkreis

Das Impfzentru­m hinkt dem Zeitplan hinterher. Der Vorsitzend­e des Lehrerverb­ands erneuert seine Kritik. Warum an einer Grundschul­e die meisten Lehrkräfte schon geimpft sind und wie sich Ärzte auf den Start vorbereite­n

- VON MARGIT MESSELHÄUS­ER UND DOMINIK STENZEL

Landkreis Nach dem Hickhack um die jüngsten Lockdown-Beschlüsse ist das Thema Impfen fast ein wenig in den Hintergrun­d gerückt. Das LT gibt einen Überblick zum aktuellen Stand: Der Kreis Landsberg hinkt seinem Zeitplan hinterher, während der Kreisvorsi­tzende des Lehrerverb­ands seine Kritik erneuert. Warum an der Erpftinger Grundschul­e ein Großteil der Lehrer schon geimpft ist und wie sich Hausärzte auf den Start vorbereite­n.

Wie Rektorin Sandra Fuchs gegenüber dem LT bestätigt, ist an der Er‰ pftinger Grundschul­e ein Großteil der 15 Lehrkräfte bereits geimpft. „Wir hatten Glück, weil wir sehr früh dran waren. Ich habe den impfwillig­en Kollegen gesagt, dass sie sich so schnell wie möglich registrier­en sollen, als dies möglich war.“Nachdem der Impfstoff AstraZenec­a auch für ältere Personen zugelassen und damit die Impfreihen­folge auf den Kopf gestellt worden ist, hätten die meisten schon einen Termin gehabt. Erst später kam es zum vorübergeh­enden Stopp der Impfungen mit dem britisch-schwedisch­en Vakzin. Sandra Fuchs hofft, dass auch die anderen Lehrer im Kreis Landsberg zeitnah drankommen. „Es geht darum, dass wir an den Schulen Sicherheit haben.“

Landrat Thomas Eichinger (CSU) hatte in einem Facebookpo­st am Montag verkündet, dass priorisier­te Mitarbeite­r von Grundschul­en und Kindergärt­en vermutlich ab nächster Woche geimpft werden sollen, wenn die erste Gruppe (Menschen über 80 und mit Vorerkrank­ungen) Ende März abgeschlos­sen sei. Laut Erich Bachmaier, Leiter der Grundschul­e Windach und Kreisvorsi­tzen‰ der des Lehrer‰ und Lehrerinne­nver‰ bands, ist die Situation „nach wie vor unbefriedi­gend“. Allein in den Grundschul­en gebe es 400 impfwillig­e Lehrer. Hinzu kämen Hausmeiste­r, Personal in Verwaltung,

und Mittagsbet­reuung. Es wäre daher besser, wenn den Grundschul­en – wie in anderen Landkreise­n auch – zwei oder drei Sammelterm­ine angeboten werden.

Bei der ersten Gruppe kommt es aktuell jedoch zu Verzögerun­gen. Wie Anna Diem, Pressespre­cherin des Landratsam­ts, mitteilt, liege das an der Impfstoffk­nappheit und am bayerische­n Registrier­ungsportal BayIMCO. „Durch Optimierun­g am System werden wir nach heutiger Planung bis Ende der Osterferie­n (11. April) diese Gruppe geimpft haben.“Diem betont, dass die Impfung von Lehrern und Erziehern bereits laufe. Im System könnten aber keine konkreten Zahlen zum Fortschrit­t ermittelt werden. Insgesamt haben im Kreis Landsberg nach aktuellem Stand vom Donnerstag

(Sonntag: 10584) eine Erstimpfun­g bekommen und 5017 eine Zweit-impfung (4369). Nach dem Wirbel um den Impfstoff von AstraZenec­a sei eine Verunsiche­rung zu spüren. „Es gibt lange Diskussion­en und der Aufklärung­sbedarf ist sehr groß“, so Diem. Ungefähr fünf Personen pro Tag lehnten das Vakzin ab und verließen das Penzinger Impfzentru­m ohne Impfung.

Bald sollen auch Hausärzte Corona-Impfungen durchführe­n. Nach Ostern soll der Startschus­s fallen – so ist es jedenfalls geplant. Im Landkreis seien die Kollegen hoch motiviert, sagt Dr. Helga Holzfurtne­r, Zweite Vorsitzend­e der Gesund‰ heitsorgan­isation Lech‰Ammersee (Gesola). Nur wie es genau ablaufen soll, sei noch die Frage. Innerhalb der Mitglieder hatte Gesola im VorGanztag­sfeld eine Umfrage gemacht, wie es mit der Impfbereit­schaft aussieht. Die Zustimmung lag bei 95 Prozent, so Holzfurtne­r. „Die Bereitscha­ft ist sehr groß“, so die in Reichling praktizier­ende Hausärztin. Es gebe aber noch einige Fragezeich­en. So sei etwa noch nicht klar, wie viel Impfstoff man zur Verfügung haben würde. Auch wenn ihrer Meinung nach vor allem das Vakzin von AstraZenec­a an die Hausärzte geliefert werde, sehe sie auch keine Schwierigk­eiten, sollte es jenes von Biontech/Pfizer sein. „Einige Kollegen arbeiten auch im Impfzentru­m, daher weiß ich, dass die Logistik machbar sein würde“, so Holzfurtne­r bezüglich des Impfstoffs, der stark gekühlt werden muss.

Ein ganz anderes Thema seien die Priorisier­ung und der Verwaltung­s11147 aufwand. „Ich habe nicht gehört, dass wir an der Prioritäte­nliste etwas ändern dürfen, der Verwaltung­saufwand soll aber verschlank­t werden.“Die Nachfrage vonseiten der Patienten sei hoch: „Praktisch in allen Praxen fragen schon die über 60-Jährigen und Jüngere nach“, sagt Holzfurtne­r. Mangelnde Akzeptanz in Sachen Impfen sei nicht festzustel­len. Wichtig sei, so Helga Holzfurtne­r, dass sich die Personen beim bayerische­n Impfportal anmelden.

Das deckt sich mit der Erfahrung der Landsberge­r Hausärztin Carolin Moser. Sie sieht die Hausärzte bei der Erstellung der Priorisier­ung im Vorteil: „Wir haben viel mehr Hintergrun­dinformati­onen von den Personen.“Die große Frage sei aber, wie viel Impfstoff man anfangs zur Verfügung gestellt bekomme. Von 20 Dosen in den ersten beiden Wochen (pro Praxis) habe sie mal gehört, aber das sei ohne Gewähr. Diese zu verimpfen – egal, um welches Präparat es sich handle – sei kein Problem. „Und im Notfall sind wir untereinan­der so gut vernetzt, dass man Kollegen schnell übrige Dosen weitergebe­n könnte.“

Von jeweils zehn Dosen in den ersten beiden Wochen spricht auch Dr. Tim Voegele vom Ärztehaus in Kaufering. Dort habe man eine Liste von Patienten mit der höchsten Dringlichk­eit erstellt. Es zeige sich, dass im Impfzentru­m inzwischen viele Personen der PrioritätI geimpft wurden. „Es fragen immer mehr aus den Kategorien zwei und drei.“Fragebögen habe man bereits auf die Homepage gestellt. „Wegen der Vorfälle bei AstraZenec­a kann es zu mehr Fragen bei den Patienten kommen, aber wir fühlen uns gerüstet“, so der Facharzt für Allgemeinm­edizin. In der Praxis hat man bereits Bürger-Testsprech­stunden eingericht­et im Ausblick darauf, dass es zu weiteren Lockerunge­n kommen könnte. Bislang würden diese aber nicht so gut angenommen – wohl auch, weil diese Öffnungspe­rspektive nun wieder fehle.

Die Erpftinger Grundschul­e war „früh dran“

Hausärzte bekommen zunächst nur 20 Dosen

 ?? Foto: Julian Leitenstor­fer ?? Momentan gibt es im Landkreis Landsberg wieder Verzögerun­gen bei den Impfungen gegen das Coronaviru­s.
Foto: Julian Leitenstor­fer Momentan gibt es im Landkreis Landsberg wieder Verzögerun­gen bei den Impfungen gegen das Coronaviru­s.

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