Landsberger Tagblatt

Hilft in Schondorf nur eine Umgehungss­traße?

Der starke Verkehr auf der Ortsdurchf­ahrt in Schondorf wird seit Jahrzehnte­n beklagt. Jetzt kommt wieder eine alte Überlegung, um das Problem zu lösen, auf den Tisch. Doch was kann sie wirklich verspreche­n?

- VON RENATE GREIL

Schondorf Ernüchteru­ng hat sich bei der jüngsten Schondorfe­r Gemeindera­tssitzung breitgemac­ht, als es mal wieder um den Verkehr ging. Nachdem zuvor Architekt Klaus J. Schulz vom Büro für Städtebau und Freiraumpl­anung aus den Gesprächen mit den Gemeindera­tsmitglied­ern einen Strauß an Ideen für die Ortsdurchf­ahrt präsentier­t hatte, brachte es der Fachgutach­ter Prof. Dr.-Ing. Harald Kurzak auf einen einfachen Punkt: Schondorf braucht eine Umgehungss­traße.

Kurzak hatte 2002 schon einmal die Fahrzeugbe­wegungen gezählt und nun lagen die Ergebnisse aus der Zählung aus dem letztjähri­gen Sommer vor. So waren es vor knapp 20 Jahren täglich 13300 Fahrzeuge am nördlichen Ortsausgan­g, 2020 waren es 16300, an einem sonnigen Wochenendt­ag sogar 17500. Beim Abschnitt Mitte zählte der Gutachter 13000 Fahrzeuge und etwa 200 Fußgänger pro Richtung, die die Straße queren wollten. Im Süden waren es noch 11 000 Pkw, Lkw und Motorräder. Die Zunahme im Norden um 23 Prozent führte der Planer auf mehr Nebenstraß­en im Norden zurück. Diese Entwicklun­g habe es

Die Umsetzung könnte sich lange hinziehen

so im Süden Schondorfs nicht gegeben. Etwa 9000 Fahrzeuge seien dem Durchgangs­verkehr zuzurechne­n, führte Kurzak aus. Eine Umgehung würde daher eine Entlastung von 50 bis 60 Prozent bringen. Er zog den Schluss: „Die einzige Lösung, die ich Ihnen vorschlage­n kann, ist die Umgehungss­traße.“

„Eine klare Ansage aus der Kommunalpo­litik fehlt“, stellte Rainer Jünger (CSU) fest. Enttäuscht von diesem Ergebnis war Helga Gall (Grüne). Sie meinte auch, dass es zwar einfach sei, auf einem Plan einen Bogen um den Ort zu zeichnen, aber ob dieser Plan durchführb­ar sei, werde sich zeigen.

anderen Sachen sind nur Kosmetik“, zog Bettina Hölzle (CSU) einen ersten Schluss. Allerdings war schnell klar, dass die „Kosmetik“für Schondorf auch gebraucht wird, denn bis eine Umfahrung kommt, könnte es noch ziemlich lange dauern. Derzeit stehe Schondorf im Bedarfspla­n für Umfahrungs­straßen des Staatliche­n Bauamts auf der zweiten Dringlichk­eitsstufe, die alle zehn Jahre neu festgelegt werde. Bei der Umsetzung rechnet Kurzak mit einem Zeitraum von bis zu 30 Jahren. Daher unterstric­h auch der Fachgutach­ter, dass der Ist-Zustand verbessert werden müsse.

Ideen es dazu aus dem Kreis der Gemeindera­tsmitglied­er gibt, hatte der Architekt Klaus J. Schulz zuvor präsentier­t. Relativ viel Zustimmung gab es zum Vorschlag, den Ortskern aufzuwerte­n. Genannt wurden hier die Optionen Shared Space, Aufpflaste­rung, gestalteri­sche Verbesseru­ngen oder eine Rechts-Vor-Links-Lösung. „Die Fußgänger haben es nicht leicht, die Staatsstra­ße zu überqueren“, merkte er an. Deshalb wurden zum Beispiel weitere und bessere Querungshi­lfen und neue Bedarfsamp­eln vorgeschla­gen. Für den gesamten Ort wurden auch Maßnahmen wie Geschwindi­gkeitsbegr­en„Die zungen, Tempotunne­l, begrünte Straßentei­ler, eine schmälere Fahrbahn und breitere Fußgängerw­ege genannt. Beim Abschnitt Uttinger Straße parallel zur Bahnlinie könnten auch die beiden schmalen Fußgängerw­ege auf einer Seite zusammenge­fasst werden und so auch als Radweg genutzt werden.

Weitere Vorschläge gab es zu den Bereichen Fahrradfah­ren, Fußgänger und Parken. Drei Gemeindera­tsmitglied­er aber sahen keinen Bedarf, sagte Schulz, und waren der Meinung, dass alles so bleiben soll, wie es ist. Für die Umgehungss­traße hatten sich in der Befragung übrigens vier Kommunalpo­litiker ausWelche gesprochen, sieben waren dagegen. Ergänzend trug der Planer noch Ergebnisse zu Feinstaub und Verkehrslä­rm vor. Der überwiegen­de Teil der Feinstaube­missionen stamme vom Kraftfahrz­eugverkehr, die Lärmbelast­ung erreiche bis zu 78 Dezibel. In der nächsten Runde will Schulz verschiede­ne vorgeschla­gene Elemente planerisch aufzeigen.

Martin Wagner (CSU) fragte nach der geplanten Beteiligun­g von Interessen­gruppen. Bürgermeis­ter Alexander Herrmann (Grüne) sagte, dass dies weiterhin geplant, aber derzeit wegen der geltenden Corona-Beschränku­ngen nicht angezeigt sei.

 ?? Archivfoto: Julian Leitenstor­fer ?? Zwischen 11 000 und 17 500 Kraftfahrz­euge rollen jeden Tag durch Schondorf. Eine Umgehungss­traße könnte eine Reduzierun­g um etwa 50 bis 60 Prozent bringen, das wä‰ ren dann noch etwa zwischen 5000 und 8000 Fahrzeuge.
Archivfoto: Julian Leitenstor­fer Zwischen 11 000 und 17 500 Kraftfahrz­euge rollen jeden Tag durch Schondorf. Eine Umgehungss­traße könnte eine Reduzierun­g um etwa 50 bis 60 Prozent bringen, das wä‰ ren dann noch etwa zwischen 5000 und 8000 Fahrzeuge.

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