Landsberger Tagblatt

Ein Issinger erobert die Filmbranch­e

Sebastian Schwarz dreht schon seit seiner Kindheit Videos. Aktuell ist ein Film, an dem der heute 29-Jährige mitarbeite­te, bei Snowdance zu sehen. Für seine Doktorarbe­it hat sich der Issinger ein pikantes Thema ausgesucht

- VON CHRISTIAN MÜHLHAUSE

Issing Vielleicht war es schon ein Fingerzeig auf die spätere Berufswahl: Bereits als Kind erfand der Issinger Sebastian Schwarz mit einem Freund Geschichte­n und drehte kurze Filme mit der Videokamer­a. Mit 13 Jahren bekam er eine eigene Video- und eine Spiegelref­lexkamera. Inzwischen hat er am Set von sehr bekannten TV-Produktion­en mitgearbei­tet und würde gerne einen Beruf ergreifen, den in Deutschlan­d bisher nur sehr wenige ausüben. Eines der Werke, an dessen Produktion er mitgewirkt hat, ist aktuell beim Snowdance-Festival in Landsberg zu sehen.

Glückliche Zufälle und Schicksals­schläge sind Teil des Lebens und können es maßgeblich beeinfluss­en. So war es auch bei Sebastian Schwarz. Mit 17 Jahren musste er sich einer Operation am Herzen unterziehe­n. Ein Ereignis, das seine Berufswahl entscheide­nd beeinfluss­t hat, wie er sagt. „Ich habe mich da entschiede­n, meiner Leidenscha­ft zu folgen und Filme zu machen, statt etwas zu lernen, was so gern als ,grundsolid­er Beruf’ bezeichnet wird.“Fast alles, was er bis dahin über das Drehen und Schneiden von Filmen wusste, hatte er sich selber beigebrach­t. Am Ignaz-KöglerGymn­asium in Landsberg hatte der heute 29-Jährige zudem das Wahlfach „Filmkurs“belegt.

Während andere nach dem Abitur erst einmal das Leben genießen, fing er nach nur einer Woche Pause am Filmset als sogenannte­r Setrunner – beim Film quasi das Mädchen für alles – an. „Es war eine harte Zeit, aber eine sehr wertvolle Erfahrung. Ich war unter anderem bei den Dreharbeit­en zu den ’Utta Danella’-Heimatfilm­en dabei.“Und auch bei einer anderen bekannten ARDProdukt­ion war er in den Jahren 2018 und 2019 bei den Aufnahmen mehrerer Folgen am Set: „Hubert und Staller“. Durch eine glückliche Fügung konnte er deutlich mehr Verantwort­ung übernehmen, als er das im Vorfeld erwartet hatte, erinnert sich der Issinger.

„Ich habe den Regisseur Wilhelm Engelhardt bei einem Schauspiel­kurs kennengele­rnt und wollte gerne ein Praktikum bei ihm machen. Zunächst kam aber eine Absage. Zwei Wochen später erhielt ich einen Anruf, ob ich nicht am Set etwas unterstütz­en könne. Ich habe dann immer mehr Aufgaben übernommen und war am Ende erster Regieassis­tent. In der Funktion ist man schon sehr stark in die Planung und Organisati­on eingebunde­n. Es war ein Sprung ins kalte Wasser, aber eine tolle Erfahrung.“

Kennengele­rnt hat er im Zuge seiner Ausbildung auch Regisseur

Borggrefe, mit dem er für den Film „Zwei ist eine gute Zahl“, der aktuell beim Snowdance-Festival in Landsberg zu sehen ist, zusammenge­arbeitet hat. Darin geht es um einen jungen Mann im Rollstuhl, der alleine an einem See lebt und mit seiner Vergangenh­eit konfrontie­rt wird, als seine Ex-Freundin auftaucht, die jetzt mit seinem ehemals besten Freund zusammen ist. Sebastian Schwarz war Produktion­sleiter. „Meine Aufgabe war, die Kosten gering zu halten und zugleich einen sehenswert­en Film zu ermögliche­n.“Gedreht wurde 21 Tage und vor allem in Issing, aber auch am Ammersee. Das hat viele Vorteile, wie er berichtet: „Ich kenne das Drehbuch und mir fallen viele Örtlichkei­ten ein, die für die jeweiligen Szenen geeignet sein könnten. Zudem reicht hier eine kurze Mail an den Bürgermeis­ter und die Feuerwehr, wenn eine Straßenspe­rrung nötig ist. In München kostet mich das 500 Euro und viel Zeit wegen der Behördengä­nge.“Zudem unterstütz­e seine Mutter mit dem Catering, sein Vater steuere RequiHolge­r siten bei und das Wasser für die Regenmasch­ine kommt aus dem Bach hinter dem Haus seiner Eltern.

Eingebunde­n in die aktuellen Dreharbeit­en wurde auch sein Hund „Sam“. Am Set von „Utta Danella“habe er eine Tiertraine­rin kennengele­rnt und sei fasziniert gewesen, erinnert er sich. Deswegen habe er aus Spaß daheim angefangen, seinem Berner Sennenhund auch einige Tricks beizubring­en. Aus Budgetgrün­den schlug er vor, seinen Hund für den Film zu nutzen. „Ich was schon stolz, wie gut das dann tatsächlic­h alles geklappt hat.“

Neben der künstleris­chen Arbeit hatte der Dreh des Films für ihn noch einen weiteren Vorteil: Er konnte an seiner Promotion weiterarbe­iten. „Ich beschäftig­e mich in meiner Doktorarbe­it mit der Frage, wie klassische Schauspiel­er, also keine aus der Erotikbran­che, mit dem Thema Sex am Set umgehen.“Beim aktuellen Film habe er die Möglichkei­t gehabt, dokumentar­isch mitzufilme­n, weil es die Schauspiel­er zugelassen hätten. „Bei dem Thema halten sich viele Darsteller bedeckt, weil man in der Branche von seinem Ruf und Empfehlung­en lebt“, beschreibt Sebastian Schwarz,

Erste Erfahrunge­n am Set von Utta Danella gesammelt

Michael „Bully“Herbig ist für ihn ein Vorbild

der in der zweiten Mannschaft des FC Issing im Mittelfeld spielt, seine bisherigen Erfahrunge­n.

Der 29-Jährige, der 2012 ein Regiestudi­um an der Medienakad­emie München begann, kann sich gut vorstellen, später als Intim-Koordinato­r an Filmsets zu arbeiten und Schauspiel­er bei Nackt- und Sexszenen in der Form zu begleiten, dass er ihre Interessen vertritt und auf die Einhaltung von Absprachen achtet. „In Deutschlan­d ist das noch ein sehr seltenes Berufsbild. In den USA und Großbritan­nien ist das in der Filmbranch­e schon ganz anders“, sagt Schwarz, der Michael „Bully“Herbig als eines seiner Vorbilder nennt. Dieser habe als Schauspiel­er und Regisseur Erfolg, verweist der Issinger, der seinen Erstwohnsi­tz inzwischen in München hat.

Er selbst könne sich aber auch vorstellen, als Dozent zu arbeiten und sein Wissen weiterzuge­ben: „Ich will mich da nicht auf ein Berufsbild festlegen.“

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Fotos: Schwarz Produktion­sleiter Sebastian Schwarz aus Issing beim Dreh (oben, links). Mit Philip Dechamps und Sonka Vogt, den Hauptdarst­el‰ lern des Films „Zwei ist eine gute Zahl“, machte Schwarz Werbefotos für den Film, in dem auch sein Berner Sennenhund mitspiel‰ te.
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