Der Osterbrunnen im Stephanshof
Der Mechtildisbrunnen in Dießen zeigt sich bis Ende Mai anders, als gewohnt. Dafür sind allerdings einige Arbeiten erforderlich
Dießen Das Osterfest wird in diesem Jahr erneut im engen Familienkreis gefeiert. Denn wie schon 2020 gelten strenge Kontaktbeschränkungen, um das Coronavirus nicht weiter zu verbreiten. Die Sieben-TageInzidenzen im Landkreis Landsberg kratzen an der 100er-Marke.
Doch das soll die Freude auf das Fest der Auferstehung nicht trüben. Etwas ganz Besonderes hat sich die Pfarreiengemeinschaft Dießen für die Bürger ausgedacht, und bei der Umsetzung „selbst viel Freude gehabt“, wie Pfarrer Josef Kirchensteiner erklärt. Kommunionkinder und Schüler der dritten und vierten Klassen sowie ehrenamtliche und hauptamtliche Mitarbeiter der Pfarrei haben in den vergangenen Wochen im Stephanshof einen prachtvollen Osterbrunnen geschaffen und liebevoll geschmückt. Bis zum Mechtildisfest am 31. Mai soll er vielen Besuchern „Freude machen und Zuversicht schenken“.
Zum ersten Mal präsentiert sich der Mechtildisbrunnen im Stephanshof in österlichem Gewand. „Die Idee kam nach der Weihnachtsaktion auf“, die laut Pfarrer Kirchensteiner sehr erfolgreich war. Im Advent durften Kinder einen Christbaum im Stephanshof schmücken und hatten sich eifrig daran beteiligt. „Wir wollten für Kinder wieder etwas anbieten und baten sie, Ostereier für die Brunnenkrone zu bemalen.“Dankbar über die Abwechslung im Lockdown-Alltag nahmen die Grundschüler das Angebot an, „rund vierzig Kinder bemalten die gelieferten Kunststoffeier“und verzierten sie zu Hause mit österlichen Motiven. Anschließend wurden die kleinen Kunstwerke eingesammelt und an der festlich mit Buchsgirlanden geschmückten neue Krone des Mechtildisbrunnens befestigt. Die Metallkrone hatte Kunstschmied Walter Spensberger aus Dießen im Vorfeld gearbeitet.
Wie im Dießener Pfarrbrief zu lesen ist, stammt der Brauch des Dorfbrunnen-Schmückens aus Franken, als Zeichen des Lebens, wenn nach dem langen Winter die Brunnen im Frühjahr wieder zu sprudeln begannen. Als Würdigung des Leben spendenden Wassers und als Erinnerung an das Taufwasser, das in der Osternacht bei der Auferstehungsfeier geweiht wird.
Ganz nach dieser Tradition will nun auch die örtliche katholische Pfarrei ein Zeichen setzen für die Achtung vor dem Quellwasser – und zugleich die Selige Mechtildis ehren, die Tochter des Grafen von DießenAndechs, die mit 14 Jahren ins Kanonissenstift St. Stephan in DießenSt.
Georgen eintrat und deren Gabe der Krankenheilung sie zu einem Vorbild und zur Priorin des Stifts machte.
Mechtildis starb am 31. Mai im Jahr 1160 in Dießen. Beigesetzt wurde sie 1488 in der Dießener Stiftskirche. Seit 1698 liegen ihre Gebeine in einem Glasschrein in einer Seitenkapelle des Marienmünsters. Dargestellt wird Mechtildis meist als Äbtissin mit Kelch und
Hostie. Deshalb wurde auch Walter Spensberger gebeten, Kelch und Hostie oben auf der Brunnenkrone abzubilden, so Pfarrer Kirchensteiner. Dass der örtliche Kunstschmied „vor der Ausstellungseröffnung der Arbeitsgemeinschaft Diessener Kunst noch eine kleine Lücke hatte, um die Krone für den Osterbrunnen zu erarbeiten“, freut Pfarrer Josef Kirchensteiner besonders.
An der österlichen Gestaltung des Brunnens haben neben dem Kunstschmied und den Kindern auch rund zehn Erwachsene mitgewirkt. Natürlich sei beim Umwickeln der Krone mit Buchs auf die geltenden Pandemie-Schutzmaßnahmen achtgegeben worden, versichert der Pfarrherr und lobt die kreative Arbeit, „alle haben sich richtig Mühe gegeben“. Bei dem großen Engagement wird es in Dießen wohl auch in den kommenden Jahren einen Osterbrunnen geben. „Ich denke schon“, zeigt sich Kirchensteiner optimistisch. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass der Osterbrunnen bei der Bevölkerung gut ankommt, sagt er.
Eine Würdigung des Leben spendenden Wassers