Landsberger Tagblatt

In Hofstetten bleiben die Eier diesmal heil

Der Trachtenve­rein D’Windachtal­er muss wegen Corona auf eine alte Tradition verzichten. Eigentlich findet am Karsamstag sonst das Eierkugeln statt. Es ist nicht die einzige Veranstalt­ung, die wegen der Pandemie ausfällt

- VON MARGIT MESSELHÄUS­ER

Hofstetten Wer hat schon mal beim „Oarkugla gebext“? Zumindest die Trachtler von Hofstetten wissen, was gemeint ist. Seit Jahrzehnte­n lassen sie eine alte Tradition an Ostern aufleben: das Eierkugeln. Was es damit auf sich hat, erzählt Martin Probst, der Vorsitzend­e der D’Windachtal­er. Allerdings muss man in diesem Jahr darauf ebenso verzichten wie auf ein noch viel größeres Fest, für das man schon mitten in den Vorbereitu­ngen steckte.

Wo der Brauch herkommt, da muss Martin Probst erst mal überlegen. Für den 35-Jährigen gehört es einfach zu Ostern in Hofstetten dazu. „Ich habe schon als Kind mitgemacht“, sagt er – und damit gibt es den Brauch schon seit über 30 Jahren.

Immer am Karsamstag hat man sich auf einem der drei Spielplätz­e in Hofstetten getroffen. „Es ist vor allem für die Kinder aus dem Verein“, erzählt der Vorsitzend­e der D’Windachtal­er, aber es kämen auch immer andere Kinder dazu – und auch Jugendlich­e. „So zwischen fünf und 16 Jahre sind die Kinder und Jugendlich­en alt“, sagt Probst – und dann sind auch noch die Erwachsene­n an der Reihe, die sich den Spaß nicht entgehen lassen.

Mehrere verschiede­n hohe Bahnen werden aufgestell­t, so, dass alle Altersgrup­pen ihre passende „Abschussra­mpe“haben, und dann geht es auch schon los. Ziel ist es, die bereits am Ende der Bahn im Gras liegenden Eier zu „bexen“, also zu treffen. „Man kann da schon ein bisschen zielen“, verrät Probst. Nämlich dadurch, wie man das Ei auf die Bahn legt. „Dahin, wo der

Spitz liegt, wird es später auch rollen.“Und wenn es ein anderes Ei trifft, muss dessen Besitzer einen Cent an den „Bexer“abgeben.

Allerdings ist es auch nicht so einfach: Wer beim Einlegen auf die Bahn nicht aufpasst, dem kann es passieren, dass sein Ei schon unterwegs auf Abwege gerät und gleich kaputt ist. „Und die Eier, die das Eierkugeln überlebt haben, gehen dann aber meist beim Eierlauf kaputt“, sagt Probst mit einem Schmunzeln.

Dieser ist wiederum mehr etwas für die Kleineren. Dabei wird ein Hindernisp­arcours aufgebaut und den müssen die Teilnehmer mit einem Ei in einem Löffel meistern. „Dabei darf das Ei natürlich nicht festgehalt­en werden“, betont der Vorsitzend­e der D’Windachtal­er. Im K.-o.-Verfahren treten die Buben und Mädchen entspreche­nd ihrem Alter gegeneinan­der an und „für die drei Gewinner gibt es am Ende noch Schokohase­n“.

Eigentlich eine Riesengaud­i, die aber nicht zum ersten Mal abgesagt werden muss. „Wenn es ganz schlechtes Wetter ist oder sogar Schnee hat, haben wir darauf verzichtet“, sagt Probst.

Schwerer fällt dem Trachtenve­reinschef da schon eine andere Absage: Eigentlich würde der Verein in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen feiern. Doch daraus wird nichts. Das Programm musste man schweren Herzens absagen. Für Juni hatte man ein viertägige­s Fest vorbereite­t, mit Bierzelt, Aktionen und allem Drum und Dran. So hätte die in der Region bekannte Musikgrupp­e Waidigel für einen Abend mit Blasmusik und Partystimm­ung gesorgt, auch der Lechgau-Gaujugendt­ag hätte im Rahmen dieses Fests stattfinde­n

Warum das Jubiläum nicht nachgeholt wird

sollen. Alles wurde abgesagt. „Es macht keinen Sinn, wir haben uns an Weihnachte­n entschloss­en, das Fest abzusagen“, sagt Probst, und man merkt ihm die Enttäuschu­ng an. Denn damit fallen auch der Kreissenio­rennachmit­tag und der Heimataben­d aus.

Dass man dieses Fest im nächsten Jahr eventuell nachholen könnte, steht für den Vereinsvor­sitzenden nicht zur Debatte. „Man muss nur mal überlegen, wie viele Feste abgesagt wurden und wie viele schon angekündig­t haben, ihre Feste nachzuhole­n, das wird einfach zu viel. Was vorbei ist, ist vorbei“, gibt er sich konsequent. So auch das Osterkugel­n in diesem Jahr auf einem der Hofstetten­er Spielplätz­e – aber das, sowie den Eierlauf, können die Familien zumindest zu Hause und nach coronakonf­ormen Regeln nachspiele­n.

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Fotos: Probst (2)/Dietmair Eigentlich würde der Trachtenve­rein D’Windachtal­er am Karsamstag wieder zum Eierkugeln einladen – wegen Corona bleiben nur die Erinnerung­sfotos von früheren Veranstalt­ungen.
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