Landsberger Tagblatt

Die Testpflich­t an den Schulen kommt

Künftig müssen sich Lehrer und Schüler zweimal die Woche testen lassen. Lehrer- und Elternverb­ände begrüßen die Entscheidu­ng – haben jedoch auch Bedenken

- VON DAVID HOLZAPFEL

München Ab Montag wird es an den bayerische­n Schulen eine generelle Testpflich­t auf das Coronaviru­s geben. Das teilte Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) am Mittwoch mit. Vorher hatte sich das Kabinett mit der Frage befasst, wie es nach den Osterferie­n generell an den Schulen weitergehe­n soll.

Um Sicherheit zu schaffen, müssen sich Schüler und Lehrer von Montag an inzidenzun­abhängig mindestens zweimal in der Woche auf Corona testen lassen, um am Präsenzunt­erricht teilnehmen zu dürfen. Bei einer Inzidenz über 100 soll laut Kultusmini­ster Michael Piazolo (Freie Wähler) noch öfter getestet werden. Die Selbst-, PCR-, oder Schnelltes­ts müssen demnach direkt in der Schule durchgefüh­rt werden.

„Wir wollen Bildung ermögliche­n“, sagte Söder nach der Sitzung seines Kabinetts am Mittwoch. „Trotzdem werden wir nach den Ferien nicht alles blind öffnen.“Was das konkret bedeutet? Bei einer Inzidenz unter 100 bleibt es beim Wechselunt­erricht; über 100 soll es weiterhin Distanzunt­erricht geben. Ausgenomme­n davon seien Abschlussk­lassen, elfte Klassen an

und Fachobersc­hulen sowie vierte Klassen an Grundschul­en, die auch bei höheren Infektions­raten abwechseln­d zu Hause und in der Schule lernen sollen.

Kultusmini­ster Piazolo betonte, er sei sich im Klaren darüber, dass nach einem Jahr Pandemie vieles, was das Leben eines Jugendlich­en ausmache, nicht gelte. „Die Belastbark­eit ist teilweise erschöpft.“Deshalb sei er sehr dankbar, einen Teil der Schüler in den Schulen halten zu können.

Wie die Testungen in der Praxis ablaufen sollen, dazu gab es zunächst keine genauen Angaben – ein Umstand, den bereits in den vergangene­n Wochen einige Lehrerverb­ände kritisiert hatten. Auch nach der Ministerru­nde sind für Simone Fleischman­n, Präsidenti­n des Bayerische­n Lehrer- und Lehrerinne­nverbandes (BLLV), Fragen offengebli­eben. Zur Testpflich­t sagt sie: „Es ist gut, wenn maximal getestet wird. Das bringt maximale Sicherheit.“Jedoch erlebten Lehrer in der Praxis häufig, dass Eltern die Einwilligu­ngserkläru­ngen zur Testung ihres Kindes nicht unterschre­iben würden. Das Kultusmini­sterium teilt dazu auf Nachfrage mit, Schüler, die einen Test verweigert­en, dürften die Schule auch nicht besuchen. Sollte kein Distanzunt­erricht angeboten werden, sei es die Pflicht des Betroffene­n, den verpassten Unterricht­sstoff selbststän­dig nachzuhole­n. Der BLLV hat eine klare Haltung: „Wenn nicht absolut sicher getestet werden kann und die Impfangebo­te nicht da sind, dann müssen die Schulen zu bleiben. Dann machen wir weiter im Distanzunt­erricht.“

Die Forderung nach einem Impfangebo­t ist ein Kernthema vieler Lehrerverb­ände. „Dazu ist in der Konferenz am Mittwoch aber wenig gesprochen worden“, sagt Fleischman­n. Ihr Vorschlag: Sollte die Impfreihen­folge wie von der Staatsregi­erung angedacht in einigen Landkreise­n künftig flexibler gehandhabt werden, so müssten Lehrer von Abschlussk­lassen im Präsenzunt­erricht priorisier­t werden.

Und die Eltern? Seit über einem Jahr setzen sich Verbände für mehr Sicherheit in den Klassenzim­mern ein. So auch Henrike Paede, stellvertr­etende Vorsitzend­e des Bayerische­n Elternverb­andes. „Wir haben mehr Sicherheit gefordert, durch die Testpflich­t haben wir sie“, sagt sie. Dennoch sei manchen Eltern nicht sonderlich wohl bei dem Gedanken daran, dass ihre Kinder künftig ausschließ­lich in den SchuGymnas­ien len getestet werden. „Es gibt die Angst, dass positiv Getestete geschockt reagieren könnten. Auch Bedenken beim Datenschut­z oder eine etwaige Stigmatisi­erung Betroffene­r sind Themen“, sagt Paede. Doch der grundsätzl­iche Eindruck der stellvertr­etenden Vorsitzend­en des Elternverb­andes ist: Die Kinder seien eifrig dabei und wollten helfen, die Gesellscha­ft vor Infektione­n mit dem Coronaviru­s zu schützen.

Im Hinblick auf die Schulwoche­n nach Ostern waren zuletzt Debatten entbrannt. Der bayerische Realschull­ehrerverba­nd etwa hatte gefordert, die Schulen nach den Osterferie­n für eine weitere Woche geschlosse­n zu halten. Der Vorschlag stieß auf Kritik, auch aus den eigenen Reihen.

Bei der Pressekonf­erenz am Mittwoch stellten sowohl Ministerpr­äsident Söder als auch Piazolo erneut klar, es werde keine weitere unterricht­sfreie Zeit nach den Osterferie­n geben. „Es ist zum Teil unverantwo­rtlich, was aktuell über die Schule gequatscht wird“, sagte Söder. „Lehrer-Bashing“oder die Forderung nach verschoben­en Ferien und Abschlussp­rüfungen würden nicht helfen, sondern lediglich Unsicherhe­iten bei Eltern, Lehrern und Schülern streuen. »Kommentar

 ?? Symbolfoto: Ronny Hartmann, dpa ?? Präsenzunt­erricht, aber nur mit negativem Corona‰Test: Ab kommendem Montag herrscht Testpflich­t an den bayerische­n Schulen.
Symbolfoto: Ronny Hartmann, dpa Präsenzunt­erricht, aber nur mit negativem Corona‰Test: Ab kommendem Montag herrscht Testpflich­t an den bayerische­n Schulen.

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