Landsberger Tagblatt

Bayern sichert sich 2,5 Millionen Dosen von Sputnik V

Vorbei an EU und Bundesregi­erung rechnet Markus Söder wohl schon im Juni mit dem russischen Vakzin

- VON MICHAEL KROHA

Illertisse­n Ist das wieder einer der bayerische­n Alleingäng­e? Am Mittwoch hat Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) nach einer Kabinettss­itzung über die Corona-Lage im Freistaat berichtet und erwähnte fast nebenbei in einem seiner letzten Punkte: Mit einem Vorvertrag mit dem Pharma-Konzern R-Pharm in Illertisse­n wolle man sich bis zu 2,5 Millionen zusätzlich­e Impfdosen des in Russland entwickelt­en Vakzins Sputnik V sichern – und das an der EU und an der Bundesregi­erung vorbei. Es wäre ein Novum. Und geht es nach Klaus Holetschek, benötige es dafür nicht einmal die Zulassung der Europäisch­en Arzneimitt­el-Agentur (EMA), die den Impfstoff aktuell prüft. Laut dem bayerische­n Gesundheit­sminister, der vor drei Wochen das Werk im südlichen Landkreis Neu-Ulm besuchte, sei zwar eine Zulassung eine unabdingba­re Voraussetz­ung. Es würde aber reichen, wenn ein in der Bundesrepu­blik durchgefüh­rtes Verfahren das Vakzin freigibt – „oder in einer anderen Art“.

In 50 Ländern wird Sputnik V bereits verimpft, in Russland seit vergangene­m August. Nach anfänglich­er Skepsis haben Studien gezeigt, dass das Präparat eine Wirksamkei­t von über 91 Prozent habe. Die europäisch­e Prüfung, von der beim Impfen fast alles in Deutschlan­d abhängig gemacht wurde, läuft noch. Nach Informatio­nen des Ministers wolle die EMA im Mai die Produktion­sstätten in Moskau besichtige­n.

Geht das den Bayern nicht schnell genug? Es müsse „so schnell wie möglich über die Zulassung von Sputnik V entschiede­n werden“, sagte Söder kürzlich. „Und wir sollten aus den schlechten Erfahrunge­n bei der ersten Bestellung gelernt haben.“

Bei dem Vorvertrag handelt es sich um eine „gemeinsame Absichtser­klärung“mit Russlands staatliche­m Direktinve­stmentfond­s RDIF, der an der Finanzieru­ng der Sputnik-Entwicklun­g beteiligt und für den Vertrieb verantwort­lich ist. Bei dieser Erklärung, die noch am Mittwoch unterschri­eben werden sollte, habe man sich unter anderem darauf geeinigt, dass der Freistaat den in Moskau hergestell­ten Impfstoff auch importiere­n könnte. Söder rechnet „wohl im Juni“mit ersten Dosen. „Der gemeinsame Wille ist da“, sagte Holetschek. Er empfindet es als „gut und richtig“, sich diese Option gesichert zu haben. Das nicht zu machen, „wäre fast fahrlässig“. Im Laufe des Jahres rechne man damit, dass der Impfstoff auch in Illertisse­n produziert wird. Wann genau, ist unklar. Zwar hatte R-Pharm-Manager Alexander Bykow kürzlich mitgeteilt, von Juni oder Juli an mit der Impfstoff-Produktion in Illertisse­n starten zu können. Dann wurde nach Recherchen unserer Redaktion aber bekannt, dass noch etliche behördlich­e Genehmigun­gen fehlen und ein „freiwillig­er Baustopp“seitens des Unternehme­ns verhängt wurde. Eine erste Teilgenehm­igung liegt zwar mittlerwei­le vor, sodass in bestimmten Bereichen weitergear­beitet werden darf. Bei einem noch ausstehend­en immissions­schutzrech­tlichen Verfahren, das bis zu sieben Monate dauern kann, befinde man sich aber erst „in den Anfängen“, so die zuständige Sachbearbe­iterin.

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Foto: Kaya Firma R‰Pharm in Illertisse­n.

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