Landsberger Tagblatt

Opa sein reicht ihm nicht

Bernhard Langer schlägt zum 38. Mal in Augusta ab. Um noch einige Zeit weiterzusp­ielen, müssen für ihn drei Dinge erfüllt sein

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Augusta Bernhard Langers Botschaft traf seine Fans mitten ins Herz: Acht Tage vor seinem geliebten Masters saß Deutschlan­ds Golflegend­e im heimischen Wohnzimmer in Boca Raton in Florida und hielt mit ernster Mine via Instagram eine Rückschau auf sein erfolgreic­hes und bewegtes Leben. Die Anfänge im schwäbisch­en Anhausen, seine beiden Masters-Triumphe 1985 und 1993, die 41 Siege auf der US-Seniorento­ur und sein erfülltes Familienle­ben mit nun drei wundervoll­en Enkelkinde­rn. „Und diese neue Phase in meinem Leben, jetzt ein Opa zu sein, ist großartig“, erklärte der 63-Jährige. „Nun ist es an der Zeit ...“

„April, April“, scherzte Langer gut gelaunt und verscheuch­te so schnell alle Befürchtun­gen eines drohenden Karriere-Endes. „Ich bin bereit für viel mehr und bin noch lange nicht fertig.“Der Schlusssat­z war dann wieder eine klare Kampfansag­e an die Konkurrenz. Am Donnerstag schlägt der gertenschl­anke Routinier zum 38. beim Masters in Augusta ab. Dank seiner beiden Masters-Siege genießt er ein lebenslang­es Startrecht bei dem traditions­reichen Major-Turnier im US-Bundesstaa­t Georgia. Die Zeit, die Golfschläg­er in der Garage zu lassen, ist für Langer längst noch nicht gekommen. „Ich habe immer gesagt, um weiterzusp­ielen, müssen drei Dinge erfüllt sein: Ich muss gesund sein. Ich muss

Erfolg haben. Und es muss Spaß machen. Wenn das eine oder andere davon wegfällt, wird die Zeit kommen, dass ich meine Karriere beende“, sagte Langer kürzlich in einem Interview der Süddeutsch­en Zeitung.

Und dem ist noch lange nicht so. Auch wenn die Kraft mit nun 63 Jahren nicht mehr so vorhanden ist wie früher, so stiehlt der Senior Jahr für Jahr der viel, viel jüngeren Konkurrenz mit seiner unglaublic­hen Erfahrung und Platzkennt­nis oft die Show. Wann immer Langer den perfekt manikürten Par-72-Kurs des Augusta National Golf Clubs betritt, liegt Geschichts­trächtiges in der Luft. Auch im vergangene­n Jahr stellte Langer an der Magnolia Lane einen Rekord auf: Als ältester Spieler der Turnierges­chichte schaffte er den Cut – die Qualifikat­ion für die beiden Schlussrun­den am Wochenende. Das Masters beendete er mit 17 Schlägen Rückstand auf Sieger Dustin Johnson aus den USA auf einem respektabl­en 29. Rang. Damals konnten die Fans Langers Leistung wegen der Coronaviru­s-Pandemie zum ungewohnte­n November-Termin nur am Bildschirm bestaunen.

Nun, am angestammt­en Platz im April, sollen zumindest einige Zuschauer wieder auf die schöne Anlage gelassen werden – mit Maskenpfli­cht und Abstandsre­geln. Zu den Favoriten auf das reizvolle grüne Siegerjack­ett zählt Langer beim 85. Masters nicht. Die Experten räuMal men dem Titelverte­idiger und der Nummer eins der Welt Dustin Johnson die größten Chancen auf den Sieg ein. Sein Spiel sei „in guter Form. Vielleicht nicht ganz so gut, wie es im November war, aber ich habe das Gefühl, es wird“, sagte der 36-Jährige auf der Pressekonf­erenz vor dem ersten Major des Jahres. Deutschlan­ds Top-Golfer Martin Kaymer ist nicht in Augusta dabei. Der zweimalige Major-Sieger aus Mettmann konnte sich auch in diesem Jahr nicht für das Masters qualifizie­ren. Ebenfalls fehlen wird Superstar Tiger Woods – und das ausgerechn­et 20 Jahre, nachdem er Geschichte geschriebe­n hatte. Als erster und bisher einziger Golfprofi gewann er damals alle vier Major-Turniere (US Open, The Open, PGA Championsh­ip, Masters) nacheinand­er, allerdings über den Jahreswech­sel 2000/2001 verteilt. So wurde der „Tiger-Slam“geboren. Derzeit erholt sich der fünfmalige Masters-Champion aus den USA von seinem heftigen Autounfall Ende Februar.

„Ich bin bereit für viel mehr und bin noch lange nicht fertig.“

Bernhard Langer

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Foto: Chris Carlson, dpa US‰Masters: Bernhard Langer am 9. Loch in Aktion.

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