Landsberger Tagblatt

„Das ist echt der Wahnsinn“

Wie ein Kampf und ein Bild eine Augsburger Boxerin über Nacht weltweit bekannt machten

- VON ANDREAS KORNES

Augsburg Es war ein harter Kampf, bis die Augsburger Profiboxer­in Cheyenne Hanson sich den Gürtel einer internatio­nalen deutschen Meisterin um die Hüfte legen durfte. Der Gewinn des Titels des Bundes deutscher Berufsboxe­r liegt knapp zwei Wochen zurück. Fast noch spektakulä­rer war aber, was danach passierte. Denn Hanson stellte ein Bild ihres ramponiert­en Gesichts auf ihre Instagram-Seite. Darauf zu sehen: ein Hämatom. Oder anders ausgedrück­t: ein stattliche­s Veilchen. So stattlich, dass das Bild viral ging. Das umschreibt das Phänomen, wenn einzelne Bilder oder Videos im Internet plötzlich tausendfac­h geklickt werden, ohne dass eine groß angelegte Marketinga­ktion dahinterst­eht. „Ich habe weit über tausend Nachrichte­n aus der ganzen Welt bekommen. Das ist echt der Wahnsinn“, sagt die 23-Jährige. „Leider kann ich gar nicht mehr alle lesen, dafür sind es zu viele.“

Natürlich habe sie sich erhofft, dass mehr Menschen auf sie aufmerksam werden. „Dadurch, dass es mein erster Titelkampf war. Und auch, weil es ein harter und guter

Kampf war. Aber dass es dann so extrem viral gegangen ist, ist schon heftig und hätte ich nie gedacht.“Weltweit berichtete­n Online-Portale und Zeitungen wie die britische Sun über Hanson. Sie hat Interviewa­nfragen aus Norwegen, den USA und England.

Auf Instagram ist die Studentin schon immer sehr aktiv und hatte bis vor dem Kampf rund 7000 Follower. Inzwischen sind es über 20000, Tendenz weiter steigend. Die Reaktionen seien zu 95 Prozent positiv. „Wahrschein­lich sind das sehr viele Leute, die Kampfsport­fans sind“, vermutet Hanson. „Ein paar haben mir aber auch geschriebe­n, dass die Bilder Gesprächst­hema an ihrer Uni in Norwegen waren.“

Natürlich gebe es auch kritische Stimmen von Leuten, die nicht nachvollzi­ehen können, warum sich jemand in einen Ring stellt, um gegen eine andere zu boxen. „Oder auch solche, die irgendwo dazwischen sind. Die sagen dann, dass Boxen zwar nicht gut für die Gesundheit

ist. Aber sie respektier­en es trotzdem, weil ich meinen Weg gehe.“Das große öffentlich­e Interesse will Hanson nutzen. „Wenn du einmal einen Namen hast, dann wollen auch viele gegen dich boxen. Und ich hoffe natürlich, dass es mir bei der Suche nach Sponsoren hilft. Vielleicht sieht es jemand, der mich auf meinem Weg unterstütz­en will.“Denn ihr Weg soll die ehrgeizige Sportlerin nach ganz oben führen. Ein WM-Kampf in diesem Jahr ist das Ziel. Mit Tina Rupprecht kämpft bereits eine Weltmeiste­rin im Boxstall Haan. Noch aber dreht sich alles um die Regenerati­on nach Hansons jüngsten Kampf, die Heilung des Auges dauert.

Abseits des Rings studiert sie im zweiten Semester Umwelt- und Verfahrens­technik an der Universitä­t Augsburg. Coronabedi­ngt laufen die Vorlesunge­n alle online. Das habe immerhin den Vorteil, Training und Studium gut unter einen Hut zu bringen. Wenn der Arzt sein Okay gibt, will Hanson wieder voll ins Training einsteigen und sich auf die nächsten Kämpfe vorbereite­n. Das Interesse daran wird groß sein, dafür hat sie in den vergangene­n zwei Wochen gesorgt.

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Foto: Instagram/Hanson Cheyenne Hanson vor und nach ihrem Kampf um die internatio­nale deutsche Meister‰ schaft. Das Bild des zugeschwol­lenen Auges ging viral.

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