Landsberger Tagblatt

Kommt eine globale Steuerrefo­rm?

Einigung im Sommer scheint möglich

- VON STEFAN KÜPPER

Augsburg/Berlin US-Präsident Joe Biden will mit Billionen Dollar schweren Programmen die amerikanis­che Wirtschaft in Schwung bringen. Dazu braucht seine Regierung Geld. Auch in diesem Kontext steht der Vorstoß der amerikanis­chen Finanzmini­sterin Janet Yellen, eine globale Mindestste­uer für Unternehme­n einzuführe­n, die am Mittwoch beim virtuellen Treffen der G-20-Finanzmini­ster diskutiert wurde. Nach jahrelange­m Ringen zeichnet sich ab, dass es im Sommer zu einer Einigung kommen könnte, wie Bundesfina­nzminister Olaf Scholz (SPD) im Anschluss sagte. Den von der Biden-Administra­tion in Aussicht gestellten Konsens bezeichnet­e Scholz als einen „großen Durchbruch“. Eine Mindestbes­teuerung für Unternehme­n sei ein „ganz wichtiger Beitrag gegen den Dumping-Wettbewerb zwischen den Ländern“. Es könne nicht sein, dass die, die einen großen wirtschaft­lichen Vorteil haben, nicht zur Finanzieru­ng des Gemeinwese­ns und der Krisenfolg­en beitrügen.

Die angepeilte Reform besteht aus zwei Säulen: Einer Mindestste­uer für internatio­nal tätige Konzerne und einer Digitalste­uer, durch die Internet-Riesen wie Amazon, Google oder Apple nicht nur am Firmensitz Steuern zahlen sollen, sondern auch in Ländern, in denen sie Umsätze erzielen. Yellen hatte einen Steuersatz von 21 Prozent vorgeschla­gen.

Die Wirkungen der nun diskutiert­en und wahrschein­licher werdenden Mindestste­uer auf die deutsche Volkswirts­chaft hängen stark von ihrer Ausgestalt­ung ab, sagt der Präsident des Münchener Ifo-Instituts,

Clemens Fuest. Der Ökonom erklärt: „Die internatio­nal tätigen deutschen Unternehme­n haben kein Interesse daran, im Ausland höhere Steuern zu zahlen. Auch der deutsche Fiskus hat daran kein Interesse.“Mindestste­uern könnten allerdings Anreize reduzieren, Gewinne durch steuerlich­e Gestaltung­en ins Ausland zu verlagern. Das könne die deutschen Steuereinn­ahmen erhöhen. Fuest erklärt weiter: „Die deutschen Unternehme­n würden nur dann profitiere­n, wenn die Steuererhö­hungen für die ausländisc­hen Konkurrent­en höher ausfallen als für sie selbst. Das ist eher nicht zu erwarten. Sie könnten auch profitiere­n, wenn die Mindestste­uer zu mehr Verlässlic­hkeit in der internatio­nalen Besteuerun­g und weniger unilateral­en steuerpoli­tischen Maßnahmen mit Doppelbest­euerungswi­rkung führen würde.“

Sven Giegold, finanzpoli­tischer Sprecher der Grünen-Fraktion im EU-Parlament, kommentier­te das Ergebnis so: „Ich hätte mir mehr Unterstütz­ung des Finanzmini­sters für die 21 Prozent gewünscht. Eine volle Unterstütz­ung des Vorschlags von Yellen war das nicht. Wir sollten diese transatlan­tische Chance nutzen.“Nur mit einem angemessen­en Steuersatz sei die globale Mindestste­uer ein scharfes Schwert gegen Steuerdump­ing. Die bisher in der OECD diskutiert­en zwölf Prozent vermieden Konflikte in der EU mit den Steueroase­n, seien aber zu niedrig, um den Steuersenk­ungswettla­uf zu beenden. 21 Prozent wären ein fairer Mindestste­uersatz für globale Unternehme­nsgewinne.

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Foto: ImagoImage­s Belebt die Steuerdeba­tte: US‰Finanzmi‰ nisterin Janet Yellen

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