Kahlschlag im Staatsgut Achselschwang?
Der Bund Naturschutz berichtet von der Zerstörung eines Feuchtbiotops und großflächigen Abholzungen an Wald- und Bachrändern in Westerschondorf und Achselschwang. Wie der Chef des Betriebs die Arbeiten erklärt
Achselschwang Der Bund Naturschutz (BN) erhebt schwere Vorwürfe gegen das Staatsgut Achselschwang. Die Landsberger Kreisgruppe berichtet, dass der Lehr-, Fach- und Versuchsbetrieb in Westerschondorf ein Feuchtbiotop und Waldränder auf mehr als 500 Metern sowie Hecken entlang der Schweinach bei Achselschwang zerstört habe. Der BN fordert Ausgleichsmaßnahmen und „zukünftig gesetzeskonformes Wirtschaften nach dem Gesetz zum Artenschutz“. Das LT hat dazu auch beim Leiter des Staatsguts, Georg Hammerl, nachgefragt.
Nach Hinweisen aus der Bevölkerung hatte sich der BN vor Ort ein Bild gemacht. Stellvertretender Vorsitzender Peter Satzger: „Ich bin entsetzt, wie das Staatsgut trotz der neuen Gesetzeslage nach dem Volksbegehren ,Rettet die Bienen’ diesen Winter Lebensraum für die Artenvielfalt zerstört hat. Das schlimmste Beispiel ist die komplette Fällung von rund 40 gesunden Weiden in einem Feuchtbiotop nördlich von Westerschondorf.“
Durch den Vergleich mit Luftbildern habe die Kreisgruppe zudem festgestellt, dass ein erheblicher Teil der Waldränder nördlich Westerschondorf in den vergangenen Jahren gerodet und die Flächen offensichtlich 2020 mit Gras angesät worden seien. „Monotonie statt wertvoller Waldrand für den Artenschutz“, kritisiert der BN. Ehemals große Bereiche mit Schlehen seien verschwunden, in denen sich noch Reviere des Neuntöters befunden hätten, und die für Heckenbrüter wichtig seien. Ob die Vögel, die die dornigen Büsche zum Brüten und als Nahrungsspeicher brauchen, wiederkommen, sei sehr fraglich.
Nördlich von Achselschwang seien auf einer Gesamtlänge von rund 700 Metern an der Schweinach die Ufergebüsche und viele Uferbäume entfernt worden. Auch die Jahre vorher sei schon ein Teil der Gehölze entnommen worden. Damit fehlten den Vögeln Schutz- und Brutbereiche. Nicht einmal Totholz als Lebensraum für Insekten und Spechte sei übrig gelassen worden.
Peter Satzger formuliert einen Forderungskatalog des BN an das Staatsgut: „Wir erwarten, dass noch 2021 kompensiert wird und zukünftig die Flächen vorbildlich im Sinne des vom Landtag beschlossenen Volksbegehrens bewirtschaftet werden. Hierzu muss auch das zerstörte Feuchtbiotop nördlich von Westerschondorf deutlich erweitert werden. Die Waldränder um Westerschondorf sollten umgehend mit Schlehen und anderen passenden Sträuchern bepflanzt werden. An der Schweinach sind auf der Ostseite der beiden Arme abschnittsweise wieder Bäume und Sträucher zu pflanzen.“
Außerdem solle das Staatsgut einen Plan entwickeln, wie es die Artenvielfalt deutlich fördern und damit dem Anspruch einer vorbildlichen Bewirtschaftung gerecht werden kann. Der Kreisvorsitzende des BN, Folkhart Glaser, ergänzt: „Angesichts der überaus massiven Eingriffe müsste vom Landratsamt ein Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet werden.“
Die Gehölzpflege des Staatsguts ist auch ein Thema für die Untere Naturschutzbehörde. Der Leiter des Guts, Georg Hammerl, sagt, nächste Woche gebe es einen Termin mit der Behörde. Eine vorherige Absprache mit der Behörde habe es nicht gegeben. „Wir haben da keinen möglichen Konflikt gesehen, aber wahrscheinlich müssen wir noch mehr nachfragen.“Er wolle nicht ausschließen, dass bei den Arbeiten Fehler gemacht worden sind. Die Rückschnitte in Westerschondorf seien erfolgt, um die dortigen extensiven Mähwiesen nicht von Buschwerk überwachsen zu lassen. Dort sei mehrere Jahre nichts gemacht worden, und nun habe man damit eine Fremdfirma beauftragt, die das maschinell erledigt habe.
An der Schweinach spricht Hammerl von einem „normalen Rückschnitt“. Auch an dem Gewässer sei acht Jahre lang nichts mehr zurückgeschnitten worden. Den Vorwurf, alles beseitigt zu haben, könne er nicht nachvollziehen. Ein Pflegekonzept aus den 90er-Jahren regle, dass nicht mehr als ein Drittel eines Heckenbestands auf einmal zurückgeschnitten
„Monotonie statt wertvoller Waldrand“
Der Leiter des Staatsguts will Fehler nicht ausschließen
werden soll. Rückschnitte sollen laut Hammerl dazu beitragen, dass „man Luft in die Hecken reinkriegt“und die Erneuerung der Vegetation begünstige.
Zu den Forderungen des BN nach Ausgleichsmaßnahmen will Hammerl noch nichts sagen. Dazu brauche er die Expertise der Naturschutzbehörde. Er versichert aber: „Wenn wir Fehler gemacht haben, müssen wir sie korrigieren.“
Hammerl verweist aber auf mehrere Kilometer Hecken im Eigentum des Staatsguts, das rund 580 Hektar umfasse. Davon seien 430 Hektar landwirtschaftlich genutzt, die 80 Hektar Wald seien überwiegend Streifen und Säume, drei Hektar davon seien als Naturwald ganz aus der Bewirtschaftung genommen. Daneben habe das Staatsgut Streuobstflächen in Achselschwang und Hübschenried und unternehme Versuche mit Blühpflanzen als Alternativen zu Biogas-Mais.