Landsberger Tagblatt

Dieser Protest ist nicht harmlos

- VON DANIEL WIRSCHING wida@augsburger‰allgemeine.de

Kindern wird in diesen Pandemieze­iten viel abverlangt. Sie leiden an Schulschli­eßungen oder daran, Freunde nicht mehr sehen zu dürfen – um Corona einzudämme­n. Umso wichtiger ist es, dass auch sie in der Öffentlich­keit eine Stimme bekommen, die gehört wird. In den vergangene­n Wochen hat die „Aktion Kinderschu­he“den Sorgen und der Kritik von Kindern und deren Eltern breite Aufmerksam­keit verschafft. Inzwischen geht es bei der Aktion vor allem um die Masken- und Testpflich­t an Schulen. Zu hinterfrag­en, inwiefern diese sinnvoll ist, ist völlig legitim. Hochproble­matisch wird es, wenn Kinder instrument­alisiert werden – und ihre Eltern das bewusst oder fahrlässig in Kauf nehmen.

Mit wenigen Klicks im Netz kann jeder wissen, an welcher Aktion er da teilnimmt und was hinter ihr steht. Die „Aktion Kinderschu­he“ist nur eine von vielen Protestfor­men aus dem Spektrum der „Querdenken“-Bewegung, auf deren Demos rechte Esoteriker, Verschwöru­ngsideolog­en oder Rechtsextr­eme zusammenko­mmen.

Kinderschu­he vor Rathäuser zu legen, mag harmlos erscheinen. Doch gerade darin liegt die Gefahr: Weil der Protest so friedlich-farbenfroh daherkommt, verbreitet er sich weit in die Gesellscha­ft hinein und erreicht selbst jene, die sich von „Querdenker­n“abgrenzen. Deren Botschafte­n aber verbreiten sich mit einer „Aktion Kinderschu­he“mit. Ebenso schreitet so die Vereinnahm­ung von Begriffen, Symbolen und Personen – man denke nur an die von den Nazis hingericht­ete Widerstand­skämpferin Sophie Scholl, auf die sich „Querdenker“berufen – voran. Eltern sind verantwort­lich dafür, ihre Kinder vor all dem zu schützen.

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