Landsberger Tagblatt

Es ist Vlies‰Zeit

Solange Frost droht, sollten Hobbygärtn­er Gemüse und Blumen schützen. Was jetzt im April noch zu tun ist und wie man Frühlingsb­lüher wie Tulpen ins nächste Jahr retten kann

- VON DANIELA HUNGBAUR

Augsburg Das Wetter mag noch verrücktsp­ielen, Frost noch drohen, doch der Frühling kommt. Seine Vorboten sind überall auszumache­n: Zarte Osterglock­en etwa, zierliche Narzissen, prächtige Tulpen, edle Ranunkeln, hübsche Vergissmei­nnicht schmücken Gärten und Balkonkäst­en. Obstbäume zeigen ihre zauberhaft­e Blüte. Viele Hobbygärtn­er waren schon fleißig in ihren privaten Oasen. Zeit also, Marianne Scheu-Helgert von der Bayerische­n Gartenakad­emie um Tipps für den April zu bitten:

● Schutz Es ist Vlies-Zeit, betont die Gartenbaui­ngenieurin. Sowohl über bereits gesätes oder gepflanzte­s Gemüse als auch über frostempfi­ndliche Blumen empfiehlt Scheu-Helgert jetzt immer noch ein Vlies zu breiten, wenn Frostnächt­e drohen. Gerade wenn der Boden feucht ist und nachts das Thermomete­r in den Minusberei­ch wandert, schließen die Eiskristal­le die Vliesporen und schützen die Pflanzen vor Frostschäd­en. Auch ökologisch besonders umsichtige Hobbygärtn­er, die Bedenken bezüglich des Plastikein­satzes haben, kann Scheu-Helgert etwas beruhigen: „Wer sorgfältig mit dem Vlies umgeht, kann die gleichen Vliese über viele Jahre immer und immer wieder verwenden.“Übrigens muss das Vlies tagsüber nicht unbedingt weggenomme­n werden. Erst wenn ganz sicher keine Frostnächt­e mehr drohen, würde Scheu-Helgert das Vlies abnehmen und für den nächsten Einsatz verräumen.

● Blumenprac­ht Schon jetzt kann man nach Einschätzu­ng von ScheuHelge­rt Blumenmisc­hungen aussäen – „auch wenn auf den Tütchen oft Ende April als Aussaatzei­t angegeben ist“. Wer nun aussät und ein Vlies über die Saat ausbreitet, erhöhe die Erfolgsaus­sichten für baldige Blühfreude­n. Allerdings rät die Fachfrau dazu, nicht wild durcheinan­derzusäen, sondern schön geordnet in Reihen, da sich so auch Unkraut leichter identifizi­eren und entfernen lässt.

● Georgstag Am 23. April ist Georgi. Und das ist der Tag, an dem die

Dahlien frühestens ins Freie sollen, sagt Scheu-Helgert. Wer die Knollen in einem Topf auf den Balkon einsetzt, sollte auf kleinwüchs­ige Sorten achten. „Die Knollen müssen etwa fünf Zentimeter tief in die Erde gesetzt werden.“Danach vorsichtig die Erde andrücken und kräftig angießen. Insektenfr­eunde nehmen bei Dahlien übrigens lieber die ungefüllte­n Sorten.

● Verwelkte Frühblüher So farbenpräc­htig sie jetzt leuchten – bis man sich verguckt, ist es aus mit der Tulpen-, Narzissen- und Traubenhya­zinthenpra­cht. Was aber dann tun mit den Frühlingsb­lühern? Vorausscha­uende Gärtner setzen Frühlingsb­lüher in ihren Staudenbee­ten von Anfang an in die hinteren Reihen, erklärt Scheu-Helgert. Denn wer die mehrjährig­en Zwiebelpfl­anzen fürs nächste Jahr erhalten will, muss warten, bis sie von selbst vollständi­g eingezogen sind. Das gelblich werdende Blatt und die verwelkte Blüte unabgeschn­itten stehen zu lassen, ist für manchen Gartenästh­eten allerdings eine Herausford­erung, weiß Scheu-Helgert. Doch nur so sammle sich die Kraft in der Zwiebel. Sitzt der Frühlingsb­lüher in der hinteren Reihe eines wohldurchd­achten Staudenbee­tes, fällt der Verwelkung­sprozess gar nicht auf, da längst andere Blumen im Vordergrun­d wunderbar blühen. Die Überlebens­chancen von Tulpen werden allerdings auch durch Mäuse und Wühlmäuse verringert, denen die Zwiebeln einfach schmecken – Dahlien stehen übrigens auch auf ihrem Speiseplan ganz oben. Außerdem sterben Tulpenzwie­bel, wie die Expertin ausführt, gerade in nassen Sommern oder an Stellen, an denen viel gegossen wird, auch oft den Fäulnistod.

Ist die Frühlingsz­wiebelpfla­nze ganz eingezogen, können Hobbygärtn­er, die Keller, Garage oder Schuppen haben, die Zwiebeln auch ausgraben und an einem trockenen Ort, bestenfall­s auf Gitterfläc­hen, bis zum Herbst aufbewahre­n und sie dann wieder stecken.

● Vorsicht mit der Schere Beerensträ­ucher können nach Einschätzu­ng von Scheu-Helgert jetzt noch zurückgesc­hnitten werden. Noch warten würde die Fachfrau allerdings bei Brombeeren. Und auch für den Rosenschni­tt sei es noch zu früh. Erst wenn sicher kein Frost mehr kommt, sollen Hobbygärtn­er ihre Brombeer- und Rosensträu­cher unter die Lupe nehmen, schauen, welche Triebe die Frostnächt­e der letzten Wochen überstande­n haben und dann abgestorbe­ne oder zu schwache Triebe kräftig zurückschn­eiden.

● Bärlauchze­it Die Blätter des Bärlauchs sind in der Frühjahrsk­üche beliebt – ob etwa als Pesto, Suppe oder Butter. Gerade jetzt im April und Mai ist Erntezeit. Wer den wilden Knoblauch selbst säen will, braucht viel Geduld, sagt ScheuHelge­rt. Bärlauch ist ein sogenannte­r Kaltkeimer, das heißt, er benötigt erst eine Frostperio­de, damit der Keimvorgan­g startet. Und die Saatkörner, die idealerwei­se im Sommer oder Herbst in die Erde kommen, müssen sehr frisch sein, damit sie keimfähig sind. Wer nicht so lange warten will, kauft am besten jetzt eine Bärlauchpf­lanze und setzt diese bis Mai an einen halbschatt­igen Platz. Gut geeignet ist laut Scheu-Helgert ein Plätzchen unter einem Obstbaum oder am Rand eines Himbeerbee­tes. Gefällt es ihm, ist Bärlauch ein robustes und pflegeleic­htes Zwiebelgew­ächs.

● Säen Nicht nur im Gemüsebeet, sondern auch auf dem Balkon lassen sich gut Tomaten selbst anbauen. Wer sie noch ansäen möchte, sollte sich allerdings sputen. Wichtig ist ein sehr heller, warmer, schön feucht gehaltener Platz – etwa eine Saatschale auf einer Fensterban­k. Sobald sich zwei Keimblätte­r voll entwickelt haben, müssen die Tomatenpfl­änzchen dann in einen Topf mit einem Durchmesse­r von fünf bis sechs Zentimeter, der mit normaler Blumenerde gefüllt sein kann. Sie sollten so eingepflan­zt werden, dass die Keimblätte­r auf der Erde aufliegen. Erst wenn kein Frost mehr droht, also etwa ab Mitte Mai, können die Tomatenpfl­anzen laut Scheu-Helgert auf den Balkon und ins Beet gepflanzt werden. Besitzt jemand ein Gewächshau­s, können sie freilich dorthin früher umziehen. Und auch Gurkengewä­chse wie Zucchini oder Kürbis lassen sich jetzt gut auf der Fensterban­k aussäen, ergänzt die Expertin: Bei Gurken etwa einfach jeweils ein Samenkörnc­hen in einen mit Aussaaterd­e gefüllten Topf geben und fingerdick mit Erde bedecken. Regelmäßig gießen nicht vergessen.

OTipps Infos der Bayerische­n Garten‰ akademie online unter: www.lwg.bay‰ ern.de. Das Gartentele­fon ist unter 0931/9801147 Montag und Donners‰ tag von 10 bis 12 Uhr und von 13 bis 16 Uhr erreichbar. Fragen auch per Mail an bay.gartenakad­emie@lwg.bayern.de

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Foto: Marion Nickig, dpa Noch kann es richtig kalt werden. Sowohl über bereits gesätes, aber auch gepflanzte­s Gemüse sowie über frostempfi­ndliche Blu‰ men empfiehlt die Expertin der Bayerische­n Gartenakad­emie ein Vlies zu breiten.

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