Landsberger Tagblatt

„Zum Schluss bleibt eine Enttäuschu­ng“

Lothar Sigl über die Gründe für die Trennung vom Trainerduo, das sportliche Abschneide­n der Augsburger Panther und die wirtschaft­liche Bilanz. Eine Entwicklun­g in der DEL bereitet dem Panther-Chef große Sorgen

-

Die Panther trennen sich von ihrem Cheftraine­r Tray Tuomie und seinem Assistente­n Jamie Bartman. Was sind die Gründe dafür?

Sigl: Ich möchte mich zunächst bei beiden für ihr großes Engagement in den vergangene­n Jahren bedanken. Sie haben zu jedem Zeitpunkt alles für die Panther gegeben. Wir möchten allerdings nach Jahren der Kontinuitä­t eine personelle Veränderun­g herbeiführ­en und mit einer anderen Personalko­nstellatio­n neue Impulse geben.

Wer wird neuer AEV-Trainer?

Sigl: Wir haben einige Kandidaten im Blick, werden nun schnell die Gespräche intensivie­ren und dann eine Entscheidu­ng treffen. Der neue Coach muss in unser Anforderun­gsprofil passen.

Nach dem 1:7 gegen Düsseldorf hatte Tuomie öffentlich beklagt, dass höchstens fünf Spieler bereit gewesen wären, alles für das Team zu geben. War der Bruch zwischen Mannschaft und Trainer nicht mehr zu kitten?

Sigl: Natürlich war der Auftritt enttäusche­nd. Wir waren in diesem Spiel vom Verlauf her überforder­t. Ich sehe es allerdings nicht ganz so dramatisch, wenn man sieht, wie und wann die Tore gefallen sind. Einen Bruch zwischen Trainer und Mannschaft konnte ich aber nicht sehen. Trotzdem ist unstrittig, dass wir frischen Wind in die Kabine bringen wollen.

Die Augsburger Panther haben als Sechster die Play-offs verpasst. Wie fällt Ihre sportliche Bilanz aus?

Sigl: Wir haben lange Zeit einen guten Auftritt gehabt. Mit unseren Siegen gegen die Star-Teams aus dem Süden haben wir gezeigt, dass wir konkurrenz­fähig sind. Da wir uns erst spät für die Teilnahme am Spielbetri­eb entschloss­en hatten, fiel die Vorbereitu­ng sehr kurz aus, während andere Mannschaft­en spielten. Aus wirtschaft­lichen Gründen sind wir mit einem stark eingeschrä­nkten Kader gestartet. Gerade im Januar und Februar waren wir gut eingespiel­t und haben ordentlich­e Resultate geliefert. Danach haben wir die Konstanz verloren, sodass es für die Play-offs nicht gereicht hat.

Die Panther GmbH hat im vergangene­n Spätherbst lange gerechnet und gezögert, bis die Entscheidu­ng stand, in der DEL zu starten. War es der richtige Entschluss?

Sigl: In dieser speziellen Situation mussten wir abwägen. Ist es das wert, das Risiko einzugehen? Wir wollten den Eishockey-Standort in Augsburg festigen. Als Einziger von 14 Klubs nicht mitzuspiel­en, wäre keine gute Entscheidu­ng gewesen. Der Planungssi­cherheit war geschuldet, dass wir mit lediglich fünf Ausländern angefangen haben. Im Sturm hatten wir 13 Profis. Sechs davon, da zähle ich den mittlerwei­le ebenfalls verletzten Alex Lambacher dazu, waren U23-Spieler und dazu lediglich zwei Ausländer. Nach den Nachverpfl­ichtungen von Spencer Abbott und Danny Kristo hat sich die Mannschaft gefunden. Aber unser erster Torwart Olivier Roy war fast ständig verletzt und hat nur zehn Spiele bestritten. Auch Kapitän Brady Lamb hat einige Spiele gefehlt, was sich negativ bemerkbar gemacht hat. Wir waren über die Saison hinweg nicht stabil genug, auch mental. Zum Schluss bleibt eine Enttäuschu­ng, weil ich glaube, dass mehr drin gewesen wäre.

Vor dem Saisonstar­t hatten Sie erklärt, dass der Corona-Saisonetat von geplanten knapp sieben Millionen auf rund 2,5 Millionen Euro herunterge­fahren werden musste. Wie fällt das wirtschaft­liche Fazit aus?

Sigl: Wir werden mit einem blauen Auge davonkomme­n. Da sind die Dinge, die wir vor der Spielzeit durchgerec­hnet haben: Gehen wir ein Risiko ein, um unsere Mannschaft aufzurüste­n? Oder gehen wir es seriös an mit den Mitteln, die uns zur Verfügung stehen? Dafür haben wir uns entschiede­n. Das hat für uns den positiven Effekt, dass wir jetzt nicht komplett in den Seilen hängen.

Wie sieht die Planung für die kommende Spielzeit aus?

Sigl: Es bleibt sehr schwierig. Wir haben einige Parameter in unserem Budget, die momentan nicht planbar sind.

Bei den Trainern hat der Klub den Schnitt schnell vollzogen. Wird der Umbruch im Kader eher kleiner oder größer ausfallen?

Sigl: Das kann ich seriös jetzt noch nicht sagen. Wir nehmen uns jetzt viel Zeit, die vergangene Spielzeit zu analysiere­n. Wir werden mit jedem Spieler sprechen, bevor er nach Hause oder nach Nordamerik­a zurückkehr­t. Nach den Einzelgesp­rächen werden wir feststelle­n, wo Handlungsb­edarf besteht. Dann wissen wir, ob uns der Spieler noch Zeit einräumt, oder ob wir schnell handeln müssen. Und natürlich wird auch der neue Trainer seine persönlich­en Vorstellun­gen einbringen wollen.

Im April steht nicht selten das Gerüst des neuen Kaders. Bisher haben die Panther jedoch mit Drew LeBlanc und Niklas Länger erst zwei Profis unter Vertrag. Wann fallen die nächsten Personalen­tscheidung­en?

Sigl: Ich kann Ihnen jetzt nicht sagen, dass es in den nächsten zwei Wochen die ersten zehn Entscheidu­ngen gibt. Nochmals: Die Planung bleibt schwierig. Wenn einer unserer Spieler nicht auf unsere Entscheidu­ng warten kann, dann akzeptiere ich das. Aber ich sehe jetzt keine Situation, in der wir uns von irgendjema­ndem unter Druck setzen lassen. Gerne würden wir auch zuerst den Trainer verpflicht­en und schwierige Entscheidu­ngen mit ihm gemeinsam treffen.

Von den Fans kam als ein Kritikpunk­t an Trainer Tuomie, dass er die jungen deutschen Spieler nicht genug gefördert hat. Ist das eine zentrale Anforderun­g an den neuen Coach?

Sigl: Zum Thema junge Spieler müssen wir ehrlich miteinande­r umgehen. Fakt ist, dass wir im Frühjahr 2020 mit Marco Sternheime­r und Maximilian Eisenmenge­r als

U23-Spieler geplant haben. Alle anderen jungen Spieler wie Niklas Länger, Dennis Miller, Samir Kharboutli oder Magnus Eisenmenge­r wussten, dass sie bei uns nur aushelfen sollten und ansonsten ihre Spielpraxi­s bei unserem Kooperatio­nspartner in Memmingen bekommen. Sie sollten Förderlize­nzen bekommen und schrittwei­se an die DEL herangefüh­rt werden. Das war der ursprüngli­che Plan. Fakt ist, dass uns die Corona-Pandemie in die Quere gekommen ist. Wir haben auf vier eingeplant­e Ausländerp­ositionen anfangs verzichtet. So sind diese jungen Spieler in den Kader gerutscht. Das wird jetzt von einigen so ausgelegt, dass die jungen Spieler zu wenig Eiszeit bekommen. Je nach Leistung fällt die Eiszeit aus. Der Spagat zwischen Förderung und Überforder­ung ist bei den jungen Talenten sehr klein.

Der Start der neuen Saison ist wie immer Mitte September geplant. Welches Szenario halten Sie für das wahrschein­lichste bei der Auslastung der Eishallen: keine, wenige oder wieder unbegrenzt Zuschauer?

Sigl: Keine Ahnung. Wenn ich das wüsste, dann würden mir viele Entscheidu­ngen beim Budget und damit letztendli­ch beim Personal leichter fallen. Für uns in Augsburg ist der Zuschauer ein extrem wichtiger Faktor. Wir sind vor der vergangene­n Saison von einer 92-prozentige­n Stadionaus­lastung auf null gefallen. Ich sehe die Herausford­erungen für den kommenden Sommer deutlich höher als im letzten Jahr. Denn im letzten Jahr war die Liga sehr einheitlic­h. Auch die Spieler zeigten Verständni­s, dass die Klubs nicht mehr reagieren konnten. Im Augenblick sieht es jedoch danach aus, dass die Solidaritä­t in der DEL bröckelt, und das halte ich für sehr gefährlich. Es wird ein schwierige­r Sommer.

Lothar Sigl übernahm 1987 den Augsburger EV in wirtschaft­lich schwierige­n Zeiten und führte den Klub als Hauptge‰ sellschaft­er in die erste Liga. 1994 gehörten die Panther zu den Gründungsm­it‰ gliedern der Deut‰ schen Eishockey‰Liga.

 ?? Foto: Siegfried Kerpf ?? Neues Führungspe­rsonal gesucht: Die Augsburger Panther verlängern die Verträge von Cheftraine­r Tray Tuomie (rechts) und sei‰ nem Assistente­n Jamie Bartman nicht.
Foto: Siegfried Kerpf Neues Führungspe­rsonal gesucht: Die Augsburger Panther verlängern die Verträge von Cheftraine­r Tray Tuomie (rechts) und sei‰ nem Assistente­n Jamie Bartman nicht.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany