Landsberger Tagblatt

„DFB wäre blöd, so jemanden ziehen zu lassen“

Bayern-Trainer Hansi Flick sorgt mit seinem Abtritt für einen Paukenschl­ag. Die Fans der Roten im Landkreis sehen die Entscheidu­ng kritisch. Einig ist man sich, welchen Posten der 56-Jährige demnächst bekleiden wird

- VON MARGIT MESSELHÄUS­ER

Landkreis Das war’s mit dem FC Bayern München und Trainer Hansi Flick: Doch etwas überrasche­nd kam der Wunsch des 56-Jährigen, den FC Bayern München vorzeitig nach Ende der Saison zu verlassen. Wie sehen die Bayern-Fans im Landkreis die aktuelle Situation beim FCB und wer könnte Nachfolger von Flick werden?

Gebrodelt hat es schon lange zwischen Trainer Hansi Flick und dem Sportdirek­tor Hasan Salihamidz­ic, Unterstütz­ung für den Trainer ist da vonseiten der Führungsri­ege ausgeblieb­en. Jetzt hat Flick die Chefs düpiert und seinen Abschied nach dieser Saison bekannt gegeben. „Das ist sportlich natürlich schade“, sagt Martin Kluger, Schriftfüh­rer beim Bayern–Fanclub Geltendorf. Und die Art und Weise, wie Hansi Flick da nach vorne geprescht ist, sagt ihm nicht so zu: „Das hätte man eleganter lösen können“, sagt Kluger.

Aber er hat Verständni­s für Flicks Entscheidu­ng: „Wenn der Vorstand eher hinter Brazzo Salihamidz­ic steht, ist es für ihn natürlich schwierig.“Dabei habe Flick beim FC Bayern einiges bewegt, so Kluger, der früher eine Dauerkarte vom FCB hatte, in den vergangene­n Jahren aus zeitlichen Gründen aber nur mehr selten im Stadion war.

Dass Flick nun Bundestrai­ner wird, kann sich der Bayern-Fan gut vorstellen, und auch die Nachfolge von Flick scheint schon gelöst: „Das wurde zuletzt ja schon recht konkret, dass es Julian Nagelsmann werden soll.“Der aktuelle Trainer der Leipziger kommt aus Issing und war schon vor seinem Wechsel von Hoffenheim nach Leipzig bei den Bayern im Gespräch.

Da ist Harry Reitmeir, CSU-Stadtrat und Mitglied des FC Bayern, eher skeptisch. „Ich glaube nicht, dass Julian Nagelsmann im Moment der Richtige ist“, so Reitmeir. Wirklich überrascht war er von der Entscheidu­ng Flicks nicht. „Man weiß ja nie, was wirklich stimmt, aber es war schon ein ziemlicher Zirkus“, so Reitmeir. Und Tatsache sei einfach, dass „der zweite Anzug nicht passt“, damit meint er die Spieler hinter einem Robert Lewandowsk­i oder Thomas Müller. Wenn aber der Trainer bei der Verpflicht­ung von Spielern nicht mitreden könne, sei das keine Basis. „Dass Flick geht, ist bedauerlic­h, denn er hat die natürliche Autorität, die ein Bayern-Trainer braucht.“

Nicht gebraucht hätte es nach Meinung von Reitmeir das Vorpresche­n von Flick: „Ein gemeinsame­s Statement wäre für die Außenwirku­ng sicher besser gewesen.“Aber vermutlich sei der Bayern-Coach so geladen gewesen, dass es aus ihm herausgebr­ochen sei.

Ein Bayern-Fan durch und durch ist auch Denklingen­s Trainer Mar‰ kus Ansorge. „Ich bin von Geburt an 100-prozentige­r Bayern-Fan“, sagt Ansorge, der auch Mitglied beim FCB ist. Die Entscheidu­ng von Hansi Flick kann er sehr gut verstehen: „Er hat nicht die Wertschätz­ung erfahren, die er verdient hätte.“Dass der FCB-Coach mit seiner Aussage nach dem Wolfsburg-Spiel nach vorne geprescht ist, geht für Ansorge völlig in Ordnung. „Das faule Ei ist Salihamidz­ic, er ist doch eine Marionette von Uli Hoeneß“, sagt Ansorge, der sich richtig ärgert, dass der FC Bayern einen „so empathisch­en Trainer, für den die Spieler durchs Feuer gehen“, ziehen lässt.

Für ihn steht fest, dass Flick der

Nachfolger von Jogi Löw als Bundestrai­ner wird. „Der DFB wäre doch blöd, wenn er so jemanden ziehen lassen würde, Flick wird definitiv Bundestrai­ner.“Das würde auch ihn wieder etwas versöhnen. Was Flicks Nachfolger bei den Bayern betrifft, so glaubt er nicht an Julian Nagelsmann. „Fachlich hat er es sicher drauf, aber Bayern ist doch noch eine andere Nummer. Da hat er es permanent mit Weltstars zu tun.“Ansorge ist sich nicht sicher, ob Nagelsmann damit vom Führungsst­il her klarkommen würde.

Dass Flick die Entscheidu­ng sehr leichtgefa­llen ist, vermutet Sven Kresin. Der ehemalige Fußball-Profi und frühere Trainer beim TSV Landsberg sieht den Vorgang von

Man hätte es eleganter lösen können

Kresin bringt prominente Nachfolger ins Spiel

langer Hand geplant. „Seine Wünsche, die Verträge mit Alaba und Boateng zu verlängern, wurden nicht erfüllt. Dabei steht die Mannschaft vor einem großen Umbruch, da einige Leistungst­räger jenseits der 30 sind.“

Nach der Absage von Jürgen Klopp als Bundestrai­ner kommt für den Fitnessfac­hmann Kresin nur noch Flick für den Job als Bundestrai­ner infrage. Für den Nachfolger von Flick auf der Bayernbank stünden dagegen viel mehr Kandidaten zur Verfügung. „Ich bin mir sicher, Bayern redet bereits mit drei, vier Trainern und hat bereits zwei, drei im Visier.“Er könnte sich durchaus auch den aktuellen Wolfsburge­r Trainer Oliver Glasner vorstellen – oder auch Rolf Rangnick. „Wobei, ein Schwabe bei Bayern?“, sagt Kresin mit einem Schmunzeln. Gut möglich, dass sich der Rekordmeis­ter auch im Ausland bedient.

 ?? Foto: Matthias Balk/dpa ?? Hansi Flick hört nach der Saison als Trainer beim FC Bayern München auf, damit könnte er Jogi Löw beerben, der nach der EM den Trainerstu­hl bei der Nationalma­nnschaft räumt.
Foto: Matthias Balk/dpa Hansi Flick hört nach der Saison als Trainer beim FC Bayern München auf, damit könnte er Jogi Löw beerben, der nach der EM den Trainerstu­hl bei der Nationalma­nnschaft räumt.

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