Landsberger Tagblatt

Bayern‰SPD setzt auf eine Doppel‰Spitze

Florian von Brunn und Ronja Endres wollen die Genossen aus dem Tal der Tränen führen

- VON HENRY STERN

München Ronja Endres und Florian von Brunn sind die neue Doppelspit­ze der Bayern-SPD. Das Duo wurde am Samstag auf einem virtuellen Parteitag zu Nachfolger­n der nicht mehr angetreten­en Natascha Kohnen gewählt. Der 52-jährige Landtagsab­geordnete aus München und die 34-jährige Gewerkscha­fterin aus Regensburg setzten sich äußerst knapp gegen den bisherigen Generalsek­retär Uli Grötsch durch.

Die Wahl selbst war reichlich komplizier­t: Weil sich die Partei erst zu Beginn des Parteitags die Möglichkei­t gegeben hatte, auch von zwei Personen angeführt werden zu können, gab es nicht einfach eine Kampfabsti­mmung zwischen den beiden Lagern. Stattdesse­n stimmten die Genossen zuerst darüber ab, worüber sie abstimmen wollten: eine Person an der Parteispit­ze oder zwei. Das erste Votum zu dieser Frage ergab keine klare Mehrheit. In der zweiten Runde stimmten dann 146 Delegierte für die Doppelspit­ze,

142 für den Einzelchef. Grötsch zog daraufhin seine Bewerbung zurück. In der eigentlich­en Abstimmung zum Parteivors­itz votierten dann 189 Delegierte für Endres, 181 für von Brunn.

Von Brunn hatte zuvor in seiner Bewerbungs­rede eindringli­ch einen „Neustart“der Bayern-SPD gefordert: „Es geht um die Zukunft, es geht um unsere Existenz“, warnte er. Die bayerische­n Genossen müssten endlich „Bedenken und Leisetrete­rei“hinter sich lassen: „Wir werden dafür sorgen, dass die Menschen wieder wissen, wofür wir stehen.“Als wichtigste Themen nannte von Brunn Bildung und sozialen Klimaschut­z.

Die SPD müsse auch wieder „eine Partei der Gewerkscha­ften und der Arbeitnehm­er sein“, forderte DuoPartner­in Endres. Pflegekräf­te oder Paketboten müssten erkennen, dass die SPD sich für ihre Interessen einsetze. Sie kündigte zudem an, die Kontakte zu Gewerkscha­ften, Sozialverb­änden und kirchliche­n Organisati­onen stärken zu wollen. Darüber

hinaus brauche die SPD „wieder eine Vision für die Zukunft“, forderte sie: „Ein ewiges Weiter-so hat uns doch dahin gebracht, wo wir heute sind.“

Nach dem historisch­en Absturz von 2018 als nur noch fünfte Kraft im Landtag und Umfragewer­ten von zuletzt sieben Prozent steht die Bayern-SPD in der Tat mit dem

Rücken zur Wand. Auch finanziell ist die Situation angespannt – nicht zuletzt weil von gut 120 000 Mitglieder­n im Jahr 1990 nur noch etwa 54 000 übrig sind. „Und davon sind deutlich mehr über 80 Jahre als unter 35“, warnte der scheidende Schatzmeis­ter Thomas Goger. Die Bayern-SPD verkleiner­t deshalb auch ihren Landesvors­tand, wählte etwa mit Marietta Eder und Matthias Dornhuber nur noch zwei ParteiVize­s. Neuer Generalsek­retär wird der Nürnberger Arif Tasdelen.

Grötsch warnte seine Partei allerdings vor einem grundlegen­den Wandel: „Ich lasse mir diese SPD nicht schlecht reden“, sagte er. Umweltthem­en seien zwar wichtig, die SPD müsse aber die Partei der sozialen Gerechtigk­eit bleiben: „Gleiche Chancen für alle Menschen, das bleibt unser Markenkern“, forderte Grötsch.

Also Tradition oder Wandel für die Bayern-SPD? „Die ganz knappe Entscheidu­ng hat gezeigt, dass beide Teams wichtige Teile der Partei ansprechen“, glaubt Volkmar Halbleib, parlamenta­rischer Geschäftsf­ührer der Landtags-SPD. Die neue Doppel-Spitze müsse deshalb mit Grötsch eng zusammenar­beiten. Zudem müsse es künftig um Inhalte gehen, nicht um Strukturde­batten, verlangt Halbleib und sagt: „Wir müssen die Herausford­erung des Wahlergebn­isses von 2018 endlich annehmen.“»Kommentar

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Foto: Matthias Balk, dpa Bildung und Klimaschut­z gehören zu den wichtigste­n Themen des neuen bayerische­n SPD‰Führungsdu­os Ronja Endres und Florian von Brunn.

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