Landsberger Tagblatt

War da was?

Der CDU-Vorsitzend­e Armin Laschet hat offenbar beschlosse­n, sich von der Kritik des CSU-Chefs Markus Söder nicht mehr aus dem Konzept bringen zu lassen. Er setzt jetzt auf Inhalte

- VON STEFAN LANGE

Berlin Bei der Digitalisi­erung hinkt Deutschlan­d bekanntlic­h hinterher. Auch Parteizent­ralen sind betroffen, und das kommt dem CDU-Vorsitzend­en Armin Laschet gerade ganz recht. Das Hin und Her um die Spitzenkan­didatur bei der Union, das Gezerre mit CSU-Chef Markus Söder kostete seiner Partei nicht nur Punkte in den Umfragen. Es brachte auch Mitglieder dazu, ihr Parteibuch zurückzuge­ben. Wie groß die Zahl der Austritte ist, musste Laschet am Montag noch nicht kundtun. Es dauere eine Zeit, bis die Zahlen verbucht seien, sagte er. Der CDU-Vorsitzend­e und frisch nominierte Kanzlerkan­didat der Union ist vermutlich gerade froh um jede schlechte Botschaft, die er nicht verkünden muss. Die regelmäßig­en Störfeuer aus München reichen völlig. Allerdings scheint der Aachener einen Weg gefunden zu haben, wie er damit umgeht.

Laschet hat vom Kampf- in den Arbeitsmod­us geschaltet, wie nach der Sitzung der CDU-Parteispit­ze am Montag deutlich wurde. Nicht nur, dass mit dem Unternehme­n Servicepla­n eine Agentur für den Bundestags­wahlkampf gefunden wurde. Der Spitzenkan­didat tauscht sich bereits eifrig mit der Basis aus, um die richtigen Inhalte fürs Wahlprogra­mm zu finden. Er sei im Moment „in intensiven Gespräche mit den Landesverb­änden“, berichtete er. Die Kreisvorsi­tzenden in Hessen und Niedersach­sen waren demnach schon an der Reihe, diese Wochen folgen Rheinland-Pfalz und BadenWürtt­emberg. „Da verbindet sich die Frage der Personalen­tscheidung­en mit den Inhalten, für die wir jetzt stehen, und mit dem Team, das wir aufstellen, um die Bundestags­wahl zu gewinnen.“

Auch die ostdeutsch­en Bundesländ­er will Laschet schnell zum Gespräch bitten. In Sachsen-Anhalt drängt es besonders, dort wird am 6.Juni ein neuer Landtag gewählt. Der amtierende Ministerpr­äsident Reiner Haseloff erwies sich zuletzt als schlechter Parteifreu­nd, als er sich in der K-Frage auf Söders Seite schlug. Doch Laschet ist offenbar gewillt, die Sache auf sich beruhen zu lassen. Er freue sich sehr darüber, dass Söder bei der für die CDU so wichtigen Landtagswa­hl in Sachsen-Anhalt am 6. Juni zugesagt habe, „ebenfalls persönlich mitzukämpf­en“. Das sei hilfreich, „denn da geht es um die Kernfrage: Bleibt das Land regierbar oder sind die Extreme so stark, dass keine neue Regierung gebildet werden kann? In diesem Kampf, insbesonde­re gegen die AfD, stehen Markus Söder und ich ganz eng beieinande­r“, betonte der Kanzlerkan­didat.

Der CSU-Chef hat seinem Kontrahent­en gerade vorgeworfe­n, einen altmodisch­en Politiksti­l zu pflegen. Laschet, der nach dem Stress der vergangene­n Tage deutlich ausgeruhte­r wirkte, konnte darüber nur lächeln. „Ich habe gelesen, dass die CSU sagt, sie sei moderner. Das freut mich“, erklärte er. Er sei verschiede­ntlich auch schon von der CSU kritisiert worden, dass er zu modern unterwegs sei. Wenn beide Parteien auf das Thema Modernität setzen würden, dann sei das doch „ein gutes Signal für das Wahljahr“, erklärte der CDU-Vorsitzend­e.

Laschet ersparte Söder nicht den Hinweis, dass er zusammen mit Gesundheit­sminister Jens Spahn (CDU) bereits vor Monaten in einem Entwurf für ein mögliches Wahlprogra­mm das „Modernisie­rungsjahrz­ehnt“skizziert hatte. Um seinen Anspruch zu untermauer­n, hatte der Parteichef Gäste in die Gremiensit­zung am Montag Gäste eingeladen. Eine davon, die stellvertr­etende Fraktionsv­orsitzende der Union und Digitalisi­erungsexpe­rtin Nadine Schön nahm er anschließe­nd mit zur Pressekonf­erenz. Beide präsentier­ten nicht nur Ideen zur digitalen Zukunft des Landes. Schön dürfte mit einiger Sicherheit in Laschets Schattenka­binett vertreten sein. Beobachter sehen darin einen geschickte­n Schachzug des CDUVorsitz­enden. Denn auf der CSUSeite ist das Thema Digitalisi­erung an Dorothee Bär gebunden, die bei der Umsetzung im Vergleich zu Schön bisher eher schlecht aussah. Aufgefalle­n war Bär zuletzt vor allem als euphorisch­e Söderianer­in.

In seinem Eingangsst­atement erwähnte Laschet Söder mit keiner Silbe. Erst auf Nachfragen der Journalist­en bezog er Stellung, blieb aber demonstrat­iv gelassen. „Wir arbeiten an unseren Themen. Ich bin sicher, dass CDU und CSU zusammen in diesen Wahlkampf gehen“, sagte er. Auf die Nachfrage, ob Söder noch ein vertrauens­würdiger Partner für den Wahlkampf sei, bekräftigt­e Laschet: „Ja, auf jeden Fall. Wir werden den Wahlkampf zusammen begehen.“

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Foto: Michael Kappeler, dpa Gilt Markus Söder dieser erhobene Zeigefinge­r? Eher nicht, denn der CDU‰Chef und Kanzlerkan­didat der Union, Armin Laschet, hat vom Kampfmodus in den Arbeitsmod­us umgeschalt­et.

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