Landsberger Tagblatt

Wir alle tragen Verantwort­ung

- VON MARIA HEINRICH mahei@augsburger‰allgemeine.de

Was rechtens ist und was als gerecht empfunden wird – dazwischen liegt manchmal ein großer Unterschie­d. Das ist auch bei antisemiti­schen Übergriffe­n so. Denn nicht alles, was anstößig und judenfeind­lich ist, ist in Deutschlan­d auch automatisc­h strafbar. Diese Erfahrung müssen Jüdinnen und Juden leider immer wieder machen. Es ist also nur nachvollzi­ehbar, dass viele von ihnen entmutigt sind – und eine Anzeige bei der Polizei für nutzlos halten. Doch bei aller Frustratio­n: Sich an die Behörden zu wenden und antisemiti­sche Übergriffe zu melden, ist absolut notwendig.

Die Verantwort­ung dafür jedoch allein jüdischen Mitbürgern zuzuschieb­en, ist falsch. Vielmehr ist jeder Einzelne gefragt, zu handeln und Stellung zu beziehen. Juden und Jüdinnen in Deutschlan­d zu sagen: Wir stehen an eurer Seite, ihr gehört zu uns. Es ist eine Pflicht, selbst aktiv zu werden und auch als nicht Betroffene­r judenfeind­liche Delikte zu melden – seien es Vorfälle auf offener Straße, Beleidigun­gen oder Schmierere­ien. Selbst einen auf den ersten Blick scheinbar harmlosen Spruch oder Witz anzusprech­en und darüber aufzukläre­n, dass diese Äußerung antisemiti­sch ist, leistet einen ersten wertvollen Beitrag darin, Judenhass zu bekämpfen.

Es ist wichtig, dass Jüdinnen und Juden nicht alleingela­ssen werden, um für Gerechtigk­eit zu kämpfen. Deshalb lieber einmal zu oft zur Polizei gehen und Anzeige erstatten oder einen Vorfall bei entspreche­nden Stellen melden – damit keine antisemiti­sche Straftat unentdeckt bleibt und kein Täter ohne seine gerechte Strafe davonkommt.

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