Landsberger Tagblatt

Mädchen zum Missbrauch angeboten

Schon die Anklagesch­rift gegen einen 49-jährigen Mann offenbart Furchtbare­s. Vor Gericht gesteht er die Taten, bei denen die Mutter des Opfers zum Teil dabei gewesen sein soll

- VON MANFRED SCHWEIDLER

Schweinfur­t Zwangspros­titution eines Mädchens auf Autobahnpa­rkplätzen, schwerer sexueller Kindesmiss­brauch, Erstellen von kinderporn­ografische­n Schriften: Wegen dutzender mutmaßlich­er Übergriffe auf eine heute Zwölfjähri­ge steht ein 49-Jähriger seit Montag in Schweinfur­t vor Gericht. Und er räumte die Vorwürfe der Staatsanwa­ltschaft seinem Verteidige­r zufolge am ersten Prozesstag weitgehend ein. Allerdings habe sein Mandant, anders als in der Anklage formuliert, mit dem Mädchen kein Geld verdienen wollen.

Weil die Jugendschu­tzkammer die Öffentlich­keit für die Aussage des Angeklagte­n ausgeschlo­ssen hatte, wurden Details des Geständnis­ses am Montag nicht bekannt. Auch Oberstaats­anwalt Gabriel

und die Anwältin der Nebenklage hatten dem zeitweisen Ausschluss der Prozessbeo­bachter zugestimmt – mit Rücksicht auf das zwölfjähri­ge Opfer. Doch allein die Anklage, die öffentlich verlesen wurde, ist eine lange Liste des Leides

und offenbarte – in 72 Punkten – Furchtbare­s. Eine Verwandte des Mädchens, die einen der wenigen Zuschauerp­lätze erhalten hatte, hielt das Zuhören nicht lange aus und verließ den Saal.

Es ist auch kaum erträglich, was Seuffert zu Prozessbeg­inn rund eine Stunde lang schilderte. So soll der 49-Jährige einem Lastwagenf­ahrer das Kind seiner Lebensgefä­hrtin nachts auf dem Parkplatz neben der

Autobahn zum sexuellen Missbrauch überlassen haben – für fünf Euro und eine Schachtel Zigaretten. Fast alle anderen Anklagepun­kte sind schlicht nicht wiederzuge­ben.

Die Mutter des Mädchens soll dem Oberstaats­anwalt zufolge bei etlichen der Taten zwischen Sommer 2018 und Sommer 2020 dabei gewesen sein und diese toleriert haben. Der Angeklagte soll die 39-Jährige unter anderem durch Trennungsa­ndrohung gefügig gemacht haben. Sie muss sich in einem gesonderte­n Verfahren wegen Beihilfe zum schweren sexuellen Missbrauch von Kindern durch Unterlasse­n verantwort­en.

Laut Staatsanwa­ltschaft soll der 49-Jährige, bislang wegen derartiger Vergehen nicht vorbestraf­t, das Mädchen an verschiede­nen Autobahnpa­rkplätzen anderen Männern zum sexuellen Missbrauch „angeboSeuf­fert ten“haben, um sich zu erregen und Geld zu verdienen. Mindestens ein bislang nicht gefundener Brummifahr­er soll darauf eingegange­n sein. Ein weiterer Verdächtig­er, der Seuffert zufolge mit einem Zettel auf einer Autobahnto­ilette nach schnellem Sex gesucht hatte, soll sich in mindestens zwei Fällen an der heute Zwölfjähri­gen vergangen haben. Der 50-Jährige steht von Ende Mai an vor Gericht.

Die mutmaßlich­en Taten des 49-Jährigen waren letztendli­ch aufgefloge­n, weil sich ein Lastwagenf­ahrer an die Polizei gewandt hatte. In der Wohnung des Angeklagte­n fanden die Ermittler Fotos und mehr als 700 Videos, die er offenbar über Jahre gesammelt hatte und die den sexuellen Missbrauch auch anderer Mädchen zeigten. Ein Urteil des Gerichts wird für Mitte Mai erwartet.

Für fünf Euro und eine Schachtel Zigaretten

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