Landsberger Tagblatt

Wie in den guten alten Zeiten

- VON ROBERT GÖTZ robert.goetz@augsburger‰allgemeine.de

Der FC Augsburg hat also jetzt die Reißleine gezogen und sich von Trainer Heiko Herrlich getrennt. Nach den Entwicklun­gen der letzten Wochen ein überfällig­er Schritt. Die erste Halbzeit gegen Köln war eine Bankrotter­klärung. Der Klassenerh­alt ist wieder ernsthaft in Gefahr, auch wenn es drei Spieltage vor Saisonende noch vier Punkte Vorsprung auf den direkten Abstiegspl­atz sind. Aber nach genau einem Jahr unter Heiko Herrlich fällt das Fazit verheerend aus. Von einer Weiterentw­icklung der Mannschaft ist nichts zu sehen. Die meisten Punkte wurden mit einer unheimlich­en Effizienz beim Ausnützen der wenigen Torchancen und einer dann destruktiv­en Defensivta­ktik ermauert. Doch zuletzt funktionie­rte auch das nicht mehr.

Die Verantwort­lichen um Sportgesch­äftsführer Stefan Reuter haben nun gehandelt. Dieser Wechsel war auch eine Niederlage für den federführe­nden Reuter, der zuletzt mit der Auswahl seiner Trainer nicht viel Glück hatte. Jetzt kommt also Markus Weinzierl. Er war sofort verfügbar, er kennt das Umfeld, das Umfeld kennt ihn und er hat 14 Tage Zeit, am Wochenende pausiert die Bundesliga, das Team auf den Schlussspu­rt vorzuberei­ten. Der 46-jährige Straubinge­r hat in seiner ersten Amtszeit zwischen 2012 und 2016 aber auch gezeigt, dass er perspektiv­isch arbeiten kann. Zusammen mit Reuter formte er ein Team, dem sogar der Sprung in die Europa League gelang. Er steht für klare Abläufe auf dem Spielfeld, die er im Training immer wieder wiederhole­n lässt, aber auch für mutiges Pressing und Anlaufen des Gegners. Vieles fehlte zuletzt.

In dieser Situation ist er die beste Lösung. Auch wenn Weinzierls Wechsel 2016 zum FC Schalke 04 alles andere als reibungslo­s verlief. Die Trennung hatte wehgetan, besonders weil der damalige Berater von Weinzierl mit harten Bandagen kämpfte. Darüber kamen sich Stefan Reuter und der Trainer in die Haare. Doch die beiden haben sich längst ausgesproc­hen.

Natürlich kann man auf Weinzierls magere Bilanz bei Schalke und beim VfB hinweisen. Doch sind das zwei Klubs, an denen schon prominente­re Trainer gescheiter­t sind. Und aus Negativerf­ahrungen kann man auch wichtige Schlüsse für seine zukünftige Arbeit ziehen.

Natürlich wird es auch Kritiker geben, die auf verunglück­te Trainer-Comebacks (Felix Magath/ Wolfsburg, Armin Veh/VfB) verweisen. Aber es gibt genügend Beispiele, die belegen, dass mit dem Trainer auch die guten alten Zeiten zurückgeko­mmen sind. Jupp Heynckes und der FC Bayern waren so ein Traum-Paar. 1991 wurde der Fußball-Lehrer trotz zweier Meistersch­aften entlassen, 2009 führte er die Bayern als Interimstr­ainer in die Champions League. Im Jahr 2013 folgte das historisch­e Triple. Und in der Saison 17/18 holte er als Teilzeitar­beiter noch einmal die Meistersch­ale. Beim FCA wäre für Weinzierl erst einmal der Nichtabsti­eg schon ein Erfolg.

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