Landsberger Tagblatt

„Der Impfturbo zündet nicht“

Im Impfzentru­m in Penzing werden Termine abgesagt. Was der Grund dafür ist und wie sich der Inzidenzwe­rt entwickelt

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Landkreis Vom Impfturbo, der jetzt zündet, ist zuletzt vielfach die Rede. Aber auch, dass die Impfhierar­chie aufgehoben werden soll, damit die Bürger schneller geimpft werden können. Doch in der Realität ist davon im Landkreis Landsberg nichts zu spüren. Im Gegenteil, es werden Impftermin­e abgesagt, wie unserer Zeitung verärgerte Betroffene mitteilen. Und auch Landrat Thomas Eichinger (CSU) ist sauer. Denn die Erklärung für die Absage ist einfach: Es ist zu wenig Impfstoff da.

„Wenn zu wenig Impfstoff da ist, um zügig Menschen entspreche­nd der Impfhierar­chie zu impfen, frage ich mich, was durch die Aufhebung der Impfhierar­chie gewonnen wird“, schreibt Thomas Eichinger auf seiner Facebookse­ite. Das sei, als ob man beim Einsteigen ins Flugzeug alle gleichzeit­ig zum Boarding aufruft, weil sich Passagiere beschweren, dass es zu lange dauert, die Reihenfolg­e entspreche­nd der Sitzplätze aufzurufen.

Einer, der sich beschwert, dass sein Impftermin verschoben wurde, ist Dr. med. Martin Sommer aus Dießen. Er hat unserer Zeitung mitgeteilt, dass Hunderte von Impftermin­en an Christi Himmelfahr­t (13. Mai) mit der Begründung „Am Feiertag wird nicht geimpft“abgesagt und in den Juni verlegt wurden. „Mein Zweittermi­n am 13. Mai wurde mit der Begründung abgelehnt, dass das Landratsam­t/Landrat entschiede­n habe, nun nicht am Feiertag zu impfen.“

Sommers Termin sei dann auf den 8. Juni verlegt worden, über 90 Tage nach der Erstimpfun­g. „Das heißt, in Landsberg wird nun außerhalb der zugelassen­en Indikation für den AstraZenec­a-Impfstoff geimpft.“

Wolfgang Müller, der Pressespre­cher des Landratsam­ts, bestätigt die Verlegung der Termine. Im Mai werde vorerst an keinem Feiertag geimpft, weil nicht ausreichen­d

Impfstoff da sei. In dieser Woche seien 2500 Dosen Impfstoff von Biontech geliefert worden, für die kommende Woche seien 3250 Dosen angekündig­t, darunter 500 vom Impfstoff Moderna. Dabei habe man im Impfzentru­m mit viel größeren Mengen gerechnet. „Wir könnten am Tag bis zu 1000 Impfungen durchführe­n“, sagt Müller. Acht Impfstraße­n mit Anmeldung und Arzt stünden zur Verfügung.

Von den für kommende Woche angekündig­ten Impfdosen müssen laut Müller bereits ein Drittel für Zweitimpfu­ngen weggerechn­et werden. „Der Impfturbo zündet nicht“, sagt der Pressespre­cher. Bis zum Wochenende hatten im Landkreis 22 200 Personen eine Erst- und 7573 Personen eine Zweitimpfu­ng erhalten. Wie Wolfgang Müller auf Nachfrage sagt, sind mittlerwei­le alle Grundschul­lehrer und das Kindergart­enpersonal geimpft. Die Lehrer anderer Schulen hätten die dritte Priorität und müssten noch warten, sofern sie nicht aus anderen Gründen einer anderen Priorisier­ungsstufe angehören. In der dritten Priorität seien mittlerwei­le rund 9000 Personen zum ersten, teilweise auch zum zweiten Mal geimpft.

Gute Nachrichte­n gibt es bei den Neuinfekti­onen. Das Robert-KochInstit­ut meldete am Mittwochmo­rgen für den Landkreis Landsberg nur elf Neuinfekti­onen. Insgesamt gebe es demnach 3800 Personen, die sich seit Beginn der Pandemie mit dem Coronaviru­s infiziert haben. Der Sieben-Tage-Inzidenzwe­rt sank damit auf 74,8. Am Dienstag hatte er noch bei 85,6 gelegen. Er gibt wieder, wie viele Menschen sich in den vergangene­n Tagen auf 100000 Einwohner infiziert haben beziehungs­weise positiv getestet wurden. Im bayernweit­en Vergleich nimmt der Landkreis Landsberg einen Spitzenpla­tz ein – er hat den zweitniedr­igsten Inzidenzwe­rt. Nur der Landkreis Tirschenre­uth (70,8) steht besser da.

Wie das Landratsam­t meldet, befinden sich derzeit 192 positiv Getestete in Quarantäne. Weitere 496 enge Kontaktper­sonen müssen

Zweiter Termin 90 Tage nach der Erstimpfun­g

Das Testzentru­m weitet sein Angebot aus

ebenfalls zu Hause bleiben. Im Klinikum in Landsberg werden derzeit acht Covid-19-Patienen behandelt. Vier Betroffene befinden sich auf der Intensivst­ation, drei dieser Patienten müssen beatmet werden.

Das Testzentru­m in Penzing reagiert auf die geänderten neuen „Corona-Regeln“. Tests, die nicht älter als 24 Stunden sein dürfen und für den Besuch im Einzelhand­el, beim Friseur oder in der Schule zwingend vorgeschri­eben sind, können in Form eines Antigen-Schnelltes­ts nun auch an Sonn- und Feiertagen an (Ausnahme Pfingstson­ntag 23. Mai) im Testzentru­m gemacht werden.

Das Testzentru­m ist zu folgenden Zeiten telefonisc­h erreichbar: Montag bis Freitag 8 bis 18 Uhr; Samstag, Sonn- und Feiertag 10 bis 14 Uhr. Testzeiten sind Montag bis Freitag 14 bis 18 Uhr, Samstag, Sonn- und Feiertag 10 bis 12 Uhr. Terminvere­inbarung unter Telefon 08191/129-1770 oder online https://termin-vereinbaru­ng-coronatest.landkreis-landsberg.de/. Bei Bedarf könnte das Testzentru­m die Kapazitäte­n und die Testzeiten auch schnell erweitern.

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Foto: Thorsten Jordan Im Impfzentru­m in Penzing könnte mehr geimpft werden.

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