Ärger um Sprungturm
Die Stadtwerke reißen überraschend den Sprungturm im Landsberger Inselbad aus Sicherheitsgründen ab. Weil vorerst kein Ersatz vorgesehen ist, ist die Kritik groß. Wann ein neuer Turm errichtet werden könnte
Der Sprungturm im Landsberger Inselbad ist Geschichte. Das sorgt für Ärger und Enttäuschung bei jungen und älteren Landsbergern.
Landsberg Der überraschende Abriss des Sprungturms im Landsberger Inselbad schlägt hohe Wellen. Kritik an den Stadtwerken, die das Bad betreiben, kommt nicht nur von den Bürgern, sondern auch aus dem Stadtrat und von Mitgliedern des Verwaltungsrats der Stadtwerke. Dabei gibt es durchaus Verständnis für den Abriss des maroden Turms aus Sicherheitsgründen, allerdings nicht für die Aussage, dass es vorerst keinen Ersatz gebe und das Springen vom Einmeterbrett ja auch Spaß mache. Das LT hat bei den Verantwortlichen nachgefragt und erfahren, wann frühestens ein neuer Sprungturm errichtet werden soll.
Die überraschende Nachricht kam am frühen Mittwochnachmittag via Pressemitteilung berichtete). Darin teilten die Stadtwerke mit, dass der Sprungturm und ein Einmeterbrett am Dienstag abgebaut und zersägt wurden. „Es ist zwar schade, war aber unvermeidlich. Die Bauwerke waren marode und nicht mehr betriebssicher“, wurde Reinhard Dippold, Leiter der Bäderbetriebe bei den Stadtwerken, in der Pressemeldung zitiert. „Unseren Gästen steht weiterhin ein Einmeterbrett zur Verfügung. Auch kleinere Sprünge machen Spaß.“
In der Sitzung des Bau-, Planungsund Umweltausschusses des Stadtrats am Mittwochabend sprach Jennifer Lübke (Grüne) den Abriss als Erste an. Es sei schade, dass kein Ersatz für den Sprungturm vorgesehen sei und sie fragte nach einer Zwischenlösung. Die Stadtwerke hatten in ihrer Pressemitteilung mitgeteilt, dass eine Sanierung des Sprungturms technisch nicht mehr möglich gewesen sei und ein Neubau angesichts der bevorstehenden Sanierung des Inselbads zum jetzigen Zeitpunkt nicht sinnvoll gewesen sei. Wie berichtet, soll das fast 50 Jahre alte Bad ab September kommenden Jahres umfangreich saniert werden.
Oberbürgermeisterin Doris Baumgartl (UBV) sagte in der Stadtratssitzung, dass der Verwaltungsrat der Stadtwerke, dessen Vorsitzende sie ist, im Februar davon informiert worden sei, dass der Sprungturm aus Sicherheitsgründen abgerissen werden müsse. Der Verwaltungsrat habe aber auf die Wichtigkeit des Turms für das Bad hingewiesen und auf einen schnellstmöglichen Ersatz gedrängt. Das sei unabhängig von der Gesamtsanierung des Inselbads zu sehen, sagte die Oberbürgermeisterin am Tag nach der Sitzung gegenüber dem LT. Schließlich solle am Sprungbecken ja nichts verändert werden. Wie berichtet, erhalten die Becken eine Hülle aus Edelstahl.
Doch genau diese Veränderung ist laut Gerald Nübel, dem Technischen Vorstand der Stadtwerke, der Grund dafür, dass nicht sofort ein neuer Sprungturm errichtet werden kann. Wie er auf Nachfrage sagt, werde das Bad komplett überplant. „Es kann auch sein, dass sich die Becken leicht verschieben.“Für das Springerbecken sei zwar keine Änderung vorgesehen, allerdings stehe noch nicht fest, ob es durch den Einbau der Edelstahlhülle zu Veränderungen der Höhe kommt. Daran müsste dann auch ein neuer Sprungturm angepasst werden. Erst wenn die Planung vom Verwaltungsrat abgesegnet werde, was in einer Sitzung am 22. Juni erfolgen soll, wisse man auch, wo der Turm errichtet werden soll. Er gehe davon aus, dass nächste Saison, der letzten vor der Sanierung, ein neuer Sprungturm aufgestellt werden kann.
Zum Abriss des Sprungturms gab es laut Gerald Nübel keine Alternative. „Das TÜV-Gutachten war verheerend“, sagt er. Die vielen Mängel, unter anderem bezüglich der Standsicherheit, hätten den Stadtwerken als Betreiber keine Wahl gelassen. Es wäre verantwortungslos gewesen, wenn der Turm in dieser Saison noch genutzt worden wäre. Darüber habe er den Verwaltungsrat in dessen Sitzung am 23. Februar informiert. Dabei habe Oberbürgermeisterin Doris Baumgartl vorgeschlagen, einen neuen Sprungturm aufzustellen, wenn die endgültige Planung für die Sanierung feststehe.
Und warum wurde in der Mitte April verschickten Pressemeldung über den coronabedingt verzögerten Saisonstart nicht mitgeteilt, dass der Sprungturm abgerissen wird? Das habe zu diesem Zeitpunkt noch
Der Verwaltungsrat weiß seit Ende Februar Bescheid
Die Sanierung des gesamten Bads steht an
nicht endgültig festgestanden, weil nicht alle wirtschaftlichen Aspekte, unter anderem ob eine Sanierung möglich ist, abgeklopft worden seien, sagt Gerald Nübel. Als die Entscheidung für einen Abriss gefallen war, hätten die Stadtwerke innerhalb von zehn Tagen eine Firma gefunden, die den Abriss dann am Dienstag übernahm.
Und wie geht es jetzt weiter? Doris Baumgartl sagt: „Wir sind in Gesprächen mit den Stadtwerken.“Sie verweist auf die unterschiedlichen Aufgaben von Verwaltungsrat (Kontrollfunktion) und Vorstand (Betrieb) der Stadtwerke. Gleichzeitig betont sie, dass der Terminplan für die Gesamtsanierung des Inselbads steht. Es gehe nur noch um die Aufteilung der Finanzierung. „Das Inselbad liegt mir am Herzen. Wir schieben die Sanierung seit Jahren vor uns her.“2017 bis 2020 sei unter ihrem Vorgänger Mathias Neuner nicht viel passiert.