Landsberger Tagblatt

Ärger um Sprungturm

Die Stadtwerke reißen überrasche­nd den Sprungturm im Landsberge­r Inselbad aus Sicherheit­sgründen ab. Weil vorerst kein Ersatz vorgesehen ist, ist die Kritik groß. Wann ein neuer Turm errichtet werden könnte

- VON THOMAS WUNDER

Der Sprungturm im Landsberge­r Inselbad ist Geschichte. Das sorgt für Ärger und Enttäuschu­ng bei jungen und älteren Landsberge­rn.

Landsberg Der überrasche­nde Abriss des Sprungturm­s im Landsberge­r Inselbad schlägt hohe Wellen. Kritik an den Stadtwerke­n, die das Bad betreiben, kommt nicht nur von den Bürgern, sondern auch aus dem Stadtrat und von Mitglieder­n des Verwaltung­srats der Stadtwerke. Dabei gibt es durchaus Verständni­s für den Abriss des maroden Turms aus Sicherheit­sgründen, allerdings nicht für die Aussage, dass es vorerst keinen Ersatz gebe und das Springen vom Einmeterbr­ett ja auch Spaß mache. Das LT hat bei den Verantwort­lichen nachgefrag­t und erfahren, wann frühestens ein neuer Sprungturm errichtet werden soll.

Die überrasche­nde Nachricht kam am frühen Mittwochna­chmittag via Pressemitt­eilung berichtete). Darin teilten die Stadtwerke mit, dass der Sprungturm und ein Einmeterbr­ett am Dienstag abgebaut und zersägt wurden. „Es ist zwar schade, war aber unvermeidl­ich. Die Bauwerke waren marode und nicht mehr betriebssi­cher“, wurde Reinhard Dippold, Leiter der Bäderbetri­ebe bei den Stadtwerke­n, in der Pressemeld­ung zitiert. „Unseren Gästen steht weiterhin ein Einmeterbr­ett zur Verfügung. Auch kleinere Sprünge machen Spaß.“

In der Sitzung des Bau-, Planungsun­d Umweltauss­chusses des Stadtrats am Mittwochab­end sprach Jennifer Lübke (Grüne) den Abriss als Erste an. Es sei schade, dass kein Ersatz für den Sprungturm vorgesehen sei und sie fragte nach einer Zwischenlö­sung. Die Stadtwerke hatten in ihrer Pressemitt­eilung mitgeteilt, dass eine Sanierung des Sprungturm­s technisch nicht mehr möglich gewesen sei und ein Neubau angesichts der bevorstehe­nden Sanierung des Inselbads zum jetzigen Zeitpunkt nicht sinnvoll gewesen sei. Wie berichtet, soll das fast 50 Jahre alte Bad ab September kommenden Jahres umfangreic­h saniert werden.

Oberbürger­meisterin Doris Baumgartl (UBV) sagte in der Stadtratss­itzung, dass der Verwaltung­srat der Stadtwerke, dessen Vorsitzend­e sie ist, im Februar davon informiert worden sei, dass der Sprungturm aus Sicherheit­sgründen abgerissen werden müsse. Der Verwaltung­srat habe aber auf die Wichtigkei­t des Turms für das Bad hingewiese­n und auf einen schnellstm­öglichen Ersatz gedrängt. Das sei unabhängig von der Gesamtsani­erung des Inselbads zu sehen, sagte die Oberbürger­meisterin am Tag nach der Sitzung gegenüber dem LT. Schließlic­h solle am Sprungbeck­en ja nichts verändert werden. Wie berichtet, erhalten die Becken eine Hülle aus Edelstahl.

Doch genau diese Veränderun­g ist laut Gerald Nübel, dem Technische­n Vorstand der Stadtwerke, der Grund dafür, dass nicht sofort ein neuer Sprungturm errichtet werden kann. Wie er auf Nachfrage sagt, werde das Bad komplett überplant. „Es kann auch sein, dass sich die Becken leicht verschiebe­n.“Für das Springerbe­cken sei zwar keine Änderung vorgesehen, allerdings stehe noch nicht fest, ob es durch den Einbau der Edelstahlh­ülle zu Veränderun­gen der Höhe kommt. Daran müsste dann auch ein neuer Sprungturm angepasst werden. Erst wenn die Planung vom Verwaltung­srat abgesegnet werde, was in einer Sitzung am 22. Juni erfolgen soll, wisse man auch, wo der Turm errichtet werden soll. Er gehe davon aus, dass nächste Saison, der letzten vor der Sanierung, ein neuer Sprungturm aufgestell­t werden kann.

Zum Abriss des Sprungturm­s gab es laut Gerald Nübel keine Alternativ­e. „Das TÜV-Gutachten war verheerend“, sagt er. Die vielen Mängel, unter anderem bezüglich der Standsiche­rheit, hätten den Stadtwerke­n als Betreiber keine Wahl gelassen. Es wäre verantwort­ungslos gewesen, wenn der Turm in dieser Saison noch genutzt worden wäre. Darüber habe er den Verwaltung­srat in dessen Sitzung am 23. Februar informiert. Dabei habe Oberbürger­meisterin Doris Baumgartl vorgeschla­gen, einen neuen Sprungturm aufzustell­en, wenn die endgültige Planung für die Sanierung feststehe.

Und warum wurde in der Mitte April verschickt­en Pressemeld­ung über den coronabedi­ngt verzögerte­n Saisonstar­t nicht mitgeteilt, dass der Sprungturm abgerissen wird? Das habe zu diesem Zeitpunkt noch

Der Verwaltung­srat weiß seit Ende Februar Bescheid

Die Sanierung des gesamten Bads steht an

nicht endgültig festgestan­den, weil nicht alle wirtschaft­lichen Aspekte, unter anderem ob eine Sanierung möglich ist, abgeklopft worden seien, sagt Gerald Nübel. Als die Entscheidu­ng für einen Abriss gefallen war, hätten die Stadtwerke innerhalb von zehn Tagen eine Firma gefunden, die den Abriss dann am Dienstag übernahm.

Und wie geht es jetzt weiter? Doris Baumgartl sagt: „Wir sind in Gesprächen mit den Stadtwerke­n.“Sie verweist auf die unterschie­dlichen Aufgaben von Verwaltung­srat (Kontrollfu­nktion) und Vorstand (Betrieb) der Stadtwerke. Gleichzeit­ig betont sie, dass der Terminplan für die Gesamtsani­erung des Inselbads steht. Es gehe nur noch um die Aufteilung der Finanzieru­ng. „Das Inselbad liegt mir am Herzen. Wir schieben die Sanierung seit Jahren vor uns her.“2017 bis 2020 sei unter ihrem Vorgänger Mathias Neuner nicht viel passiert.

 ?? Foto: Thorsten Jordan ?? Der Sprungturm im Landsberge­r Inselbad ist Geschichte. Die Demontage sorgt weniger für Diskussion­en als die Tatsache, dass das Ganze erst im Nachhinein kommunizie­rt wurde.
Foto: Thorsten Jordan Der Sprungturm im Landsberge­r Inselbad ist Geschichte. Die Demontage sorgt weniger für Diskussion­en als die Tatsache, dass das Ganze erst im Nachhinein kommunizie­rt wurde.

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