Landsberger Tagblatt

Am Sprungturm die Kindheit verbracht

Der Abriss des Sprungturm­s stellt die Landsberge­r vor vollendete Tatsachen. SPD-Stadtrat Felix Bredschnei­jder erklärt das Vorgehen. Die LT-Leser reagieren sauer und bestürzt. Infos im Netz sucht man vergeblich

- VON ALEXANDRA LUTZENBERG­ER

Landsberg Eigentlich nur eine Menge Stahl, so ein Sprungturm. Aber der Abriss des Inselbad-Sprungturm­s traf viele Landsberge­r mitten ins Herz berichtete). Denn wie Erich Schmid vom Verein Lechstrand richtig sagt: Am Springerbe­cken haben viele Landsberge­r ihre Kindheit verbracht. Jetzt ist der Turm Geschichte. Zu alt, marode. Und das versteht auch jeder. Allein die Tatsache, wie es kommunizie­rt wurde, irritiert, denn nicht mal alle Stadträte waren darüber informiert worden. Machen die Stadtwerke, was sie wollen? Haben die Stadträte keinen Einfluss darauf? Hierzu einige Stellungna­hmen unter anderem vom Dritten Bürgermeis­ter und Verwaltung­srat der Stadtwerke Felix Bredschnei­jder (SPD). Auch unsere Leser waren in den Sozialen Medien sehr traurig über diese Form des Abschieds.

Laut Felix Bredschnei­jder ist die späte Veröffentl­ichung des Abrisses eine reine Angelegenh­eit der Stadtwerke. Er selbst sei bereits in der Sitzung des Verwaltung­srats der

Stadtwerke im Februar darüber informiert worden. „Der Verwaltung­srat hat nur sehr eingeschrä­nkt Einwirkung­smöglichke­it auf die Öffentlich­keitsarbei­t. Das geht nur für die Dinge, die in den Verwaltung­sratssitzu­ngen entschiede­n werden. Eine Entscheidu­ng zum Sprungturm hat aber der Verwaltung­srat nicht getroffen, wir wurden nur über die Notwendigk­eit der Maßnahme informiert und haben eben Vorschläge zur Lösung unterbreit­et.“

Was und wie das kommunizie­rt werde, sei in diesem Fall reine Angelegenh­eit der Stadtwerke. „Dass in der Pressemitt­eilung der Stadtwerke nicht mitgeteilt wurde, dass man schon an raschen Lösungen arbeitet und der Sprungturm aus Sicht des Verwaltung­srates absolut wichtig ist und schnellstm­öglich ersetzt werden muss, ist sehr schade.“Mit dieser Ergänzung hätte man sehr viel verständli­chen Schrecken und Ärger vermeiden können, denkt Bredschnei­jder.

Nach dem aktuellen Planungsst­and sei für ihn aber klar, dass das Springerbe­cken bleibt – wo und wie es ist. Auch das sei zuerst nicht selbstvers­tändlich gewesen. „Alle Mitglieder des Verwaltung­srates, gerade auch Oberbürger­meisterin Doris Baumgartl als Vorsitzend­e, haben darauf gedrungen, dass man dann ja zeitnah gleich schon einen neuen Turm besorgen und aufstellen kann, der dann bleibt.“Das sei nach Aussage des Planers auch während der Sanierung des Beckens selbst ohne Zeitverlus­t für die Sanierung möglich. So ein Ding sei relativ zügig zu bekommen. Spätestens zur nächsten Saison.

„Irgendwie ist aus dieser speziellen Situation Stadt/Stadtwerke heraus die Kommunikat­ion rund um das Thema Inselbad gerade nicht sehr glücklich“, sagt Bredschnei­jder. So sei ihm als Stadtrat und Verwaltung­srat und Mitglied im Lenkungsgr­emium zur Inselbadsa­nierung auch keine Diskussion bekannt, dass sich die Sanierung verzögern würde. Auch war bislang die Frage, ob es am Geld insgesamt scheitern könnte, eigentlich kein Thema. Das Fazit von Bredschnei­jder: „In der Sache läuft es. Bei der Kommunikat­ion noch nicht so. Ich kann nur verspreche­n, dass wir uns diesbezügl­ich auch im Verwaltung­srat nochmal einsetzen werden.“

FDP-Stadtrat Tom Bohn sagt dazu: „Es ist natürlich wichtig und richtig, dass die Stadtwerke Landsberg für die Sicherheit auf dem Gelände des Inselbades sorgen. Ebenso aber scheint es geboten zu sein, die Bürger über solche deutlichen Eingriffe vor deren Durchführu­ng zu informiere­n. Vor allem, wenn es sich um ein lieb gewonnenes Requisit der Landsberge­r Freizeitak­tivitäten handelt. Die FDP wird den Vorgang bei der nächsten Stadtratss­itzung zur Sprache bringen.“

Erich Schmid war zufällig vor Ort beim Abriss: „Da war ich auch sprachlos. Denn der Turm war ein großer Anziehungs­punkt und wurde jetzt in einer Hauruckakt­ion einfach abgerissen. So kurz vor der Badesaison. Wir sind alle mit ihm groß geworden, solche Aktionen sorgen für Ärger, wenn man sie nicht bekannt gibt.“Der Bürger wolle wissen, was Sache ist, und es nicht erst im Nachhinein erfahren.

Auch Stadtrat Axel Flörke (Landsberge­r Mitte) wusste nichts. „Es gibt kaum richtige Stadtratss­itzungen. Man hätte das anders kommunizie­ren müssen.“Auch sein Fraktionsk­ollege Jonas Pioch bemängelt die Kommunikat­ion zwischen Stadt und Stadtwerke­n. Der Sprungturm sollte so schnell wie möglich ersetzt werden. Er sei ein wichtiger Bestandtei­l eines familien- und jugendfreu­ndlichen Bads.

Viele unserer Facebook-Leser waren sehr überrascht, reagierten traurig und betroffen. Iris Bihlmaier‰ Schrodt: „Sehr, sehr schade, erst der Skaterpark, nun der Sprungturm im Inselbad. Was mich irritiert, ist, dass kein Ersatz geschaffen wird. Sehr schade für die Kinder, da Landsberg sich so gerne als familienfr­eundlich darstellt. Hauptsache eine hübsche Brücke? Wir werden überlegen, ob eine Jahreskart­e noch rentabel ist für meine Jungs, denn Bahnen schwimmen ist nicht ihre Leidenscha­ft.“Christian Meyer: „Mann, Mann, Mann – den hätte man bestimmt noch ein, oder zwei Jahre erhalten können – bis zu einer Renovierun­g des gesamten Bades, wer hat das nur wieder geplant?! Da denkt doch keiner an die Kinder, die eh schon gebeutelt genug sind, in dieser Zeit.“„Der hat zum Stadtbild gehört“, sagt Luna Liottinger. Und Susanne Doebel hofft, „dass sich dafür doch ein Sponsor finden lässt.“Meike Vorwold: „Kleinere Sprünge

Augenzeuge: „Da war ich auch sprachlos.“

machen auch Spaß? Mit der dazugehöre­nden Spaßbremse vielleicht! Macht eine Stadt ohne schöne und spannende und coole und interessan­te Angebote für Kinder und Jugendlich­e eigentlich Spaß? Wohl kaum. Landsberg hängt seit Jahren in der Langeweile-Schleife und die Zuständige­n merken es noch nicht mal. Innovation­en? Mut? Kreativitä­t? Spaß? Fehlanzeig­e! Sehr bestürzend, was der Stadtrat & Co. da abliefert beziehungs­weise eben nicht abliefert.“

Wie es überhaupt weitergeht, wann das Inselbad öffnet? Dazu gab es eine Pressemitt­eilung der Stadtwerke, in der stand, dass man bereit sei, aber noch nicht klar sei, wann man starte. Man gehe aber von Anfang Juni aus. Auf der Homepage des Inselbads finden sich keine Infos dazu. Dort verabschie­det man die Badegäste noch immer aus der Saison 2020. »Kommentar Seite 25

Die Stadtwerke arbeiten an einer Lösung

 ?? Foto: Thorsten Jordan ?? Der Sprungturm im Landsberge­r Inselbad ist weg. Am Mittwoch wurde die Entfernung des maroden Bauwerks öffentlich – und sorgte für viel Kritik.
Foto: Thorsten Jordan Der Sprungturm im Landsberge­r Inselbad ist weg. Am Mittwoch wurde die Entfernung des maroden Bauwerks öffentlich – und sorgte für viel Kritik.

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