Am Sprungturm die Kindheit verbracht
Der Abriss des Sprungturms stellt die Landsberger vor vollendete Tatsachen. SPD-Stadtrat Felix Bredschneijder erklärt das Vorgehen. Die LT-Leser reagieren sauer und bestürzt. Infos im Netz sucht man vergeblich
Landsberg Eigentlich nur eine Menge Stahl, so ein Sprungturm. Aber der Abriss des Inselbad-Sprungturms traf viele Landsberger mitten ins Herz berichtete). Denn wie Erich Schmid vom Verein Lechstrand richtig sagt: Am Springerbecken haben viele Landsberger ihre Kindheit verbracht. Jetzt ist der Turm Geschichte. Zu alt, marode. Und das versteht auch jeder. Allein die Tatsache, wie es kommuniziert wurde, irritiert, denn nicht mal alle Stadträte waren darüber informiert worden. Machen die Stadtwerke, was sie wollen? Haben die Stadträte keinen Einfluss darauf? Hierzu einige Stellungnahmen unter anderem vom Dritten Bürgermeister und Verwaltungsrat der Stadtwerke Felix Bredschneijder (SPD). Auch unsere Leser waren in den Sozialen Medien sehr traurig über diese Form des Abschieds.
Laut Felix Bredschneijder ist die späte Veröffentlichung des Abrisses eine reine Angelegenheit der Stadtwerke. Er selbst sei bereits in der Sitzung des Verwaltungsrats der
Stadtwerke im Februar darüber informiert worden. „Der Verwaltungsrat hat nur sehr eingeschränkt Einwirkungsmöglichkeit auf die Öffentlichkeitsarbeit. Das geht nur für die Dinge, die in den Verwaltungsratssitzungen entschieden werden. Eine Entscheidung zum Sprungturm hat aber der Verwaltungsrat nicht getroffen, wir wurden nur über die Notwendigkeit der Maßnahme informiert und haben eben Vorschläge zur Lösung unterbreitet.“
Was und wie das kommuniziert werde, sei in diesem Fall reine Angelegenheit der Stadtwerke. „Dass in der Pressemitteilung der Stadtwerke nicht mitgeteilt wurde, dass man schon an raschen Lösungen arbeitet und der Sprungturm aus Sicht des Verwaltungsrates absolut wichtig ist und schnellstmöglich ersetzt werden muss, ist sehr schade.“Mit dieser Ergänzung hätte man sehr viel verständlichen Schrecken und Ärger vermeiden können, denkt Bredschneijder.
Nach dem aktuellen Planungsstand sei für ihn aber klar, dass das Springerbecken bleibt – wo und wie es ist. Auch das sei zuerst nicht selbstverständlich gewesen. „Alle Mitglieder des Verwaltungsrates, gerade auch Oberbürgermeisterin Doris Baumgartl als Vorsitzende, haben darauf gedrungen, dass man dann ja zeitnah gleich schon einen neuen Turm besorgen und aufstellen kann, der dann bleibt.“Das sei nach Aussage des Planers auch während der Sanierung des Beckens selbst ohne Zeitverlust für die Sanierung möglich. So ein Ding sei relativ zügig zu bekommen. Spätestens zur nächsten Saison.
„Irgendwie ist aus dieser speziellen Situation Stadt/Stadtwerke heraus die Kommunikation rund um das Thema Inselbad gerade nicht sehr glücklich“, sagt Bredschneijder. So sei ihm als Stadtrat und Verwaltungsrat und Mitglied im Lenkungsgremium zur Inselbadsanierung auch keine Diskussion bekannt, dass sich die Sanierung verzögern würde. Auch war bislang die Frage, ob es am Geld insgesamt scheitern könnte, eigentlich kein Thema. Das Fazit von Bredschneijder: „In der Sache läuft es. Bei der Kommunikation noch nicht so. Ich kann nur versprechen, dass wir uns diesbezüglich auch im Verwaltungsrat nochmal einsetzen werden.“
FDP-Stadtrat Tom Bohn sagt dazu: „Es ist natürlich wichtig und richtig, dass die Stadtwerke Landsberg für die Sicherheit auf dem Gelände des Inselbades sorgen. Ebenso aber scheint es geboten zu sein, die Bürger über solche deutlichen Eingriffe vor deren Durchführung zu informieren. Vor allem, wenn es sich um ein lieb gewonnenes Requisit der Landsberger Freizeitaktivitäten handelt. Die FDP wird den Vorgang bei der nächsten Stadtratssitzung zur Sprache bringen.“
Erich Schmid war zufällig vor Ort beim Abriss: „Da war ich auch sprachlos. Denn der Turm war ein großer Anziehungspunkt und wurde jetzt in einer Hauruckaktion einfach abgerissen. So kurz vor der Badesaison. Wir sind alle mit ihm groß geworden, solche Aktionen sorgen für Ärger, wenn man sie nicht bekannt gibt.“Der Bürger wolle wissen, was Sache ist, und es nicht erst im Nachhinein erfahren.
Auch Stadtrat Axel Flörke (Landsberger Mitte) wusste nichts. „Es gibt kaum richtige Stadtratssitzungen. Man hätte das anders kommunizieren müssen.“Auch sein Fraktionskollege Jonas Pioch bemängelt die Kommunikation zwischen Stadt und Stadtwerken. Der Sprungturm sollte so schnell wie möglich ersetzt werden. Er sei ein wichtiger Bestandteil eines familien- und jugendfreundlichen Bads.
Viele unserer Facebook-Leser waren sehr überrascht, reagierten traurig und betroffen. Iris Bihlmaier Schrodt: „Sehr, sehr schade, erst der Skaterpark, nun der Sprungturm im Inselbad. Was mich irritiert, ist, dass kein Ersatz geschaffen wird. Sehr schade für die Kinder, da Landsberg sich so gerne als familienfreundlich darstellt. Hauptsache eine hübsche Brücke? Wir werden überlegen, ob eine Jahreskarte noch rentabel ist für meine Jungs, denn Bahnen schwimmen ist nicht ihre Leidenschaft.“Christian Meyer: „Mann, Mann, Mann – den hätte man bestimmt noch ein, oder zwei Jahre erhalten können – bis zu einer Renovierung des gesamten Bades, wer hat das nur wieder geplant?! Da denkt doch keiner an die Kinder, die eh schon gebeutelt genug sind, in dieser Zeit.“„Der hat zum Stadtbild gehört“, sagt Luna Liottinger. Und Susanne Doebel hofft, „dass sich dafür doch ein Sponsor finden lässt.“Meike Vorwold: „Kleinere Sprünge
Augenzeuge: „Da war ich auch sprachlos.“
machen auch Spaß? Mit der dazugehörenden Spaßbremse vielleicht! Macht eine Stadt ohne schöne und spannende und coole und interessante Angebote für Kinder und Jugendliche eigentlich Spaß? Wohl kaum. Landsberg hängt seit Jahren in der Langeweile-Schleife und die Zuständigen merken es noch nicht mal. Innovationen? Mut? Kreativität? Spaß? Fehlanzeige! Sehr bestürzend, was der Stadtrat & Co. da abliefert beziehungsweise eben nicht abliefert.“
Wie es überhaupt weitergeht, wann das Inselbad öffnet? Dazu gab es eine Pressemitteilung der Stadtwerke, in der stand, dass man bereit sei, aber noch nicht klar sei, wann man starte. Man gehe aber von Anfang Juni aus. Auf der Homepage des Inselbads finden sich keine Infos dazu. Dort verabschiedet man die Badegäste noch immer aus der Saison 2020. »Kommentar Seite 25
Die Stadtwerke arbeiten an einer Lösung