Früherer Rathauschef ist Tankwart
Eglings Altbürgermeister Friedrich Kircher könnte längst den Ruhestand genießen. Er hat sich aber an ein neues Projekt gewagt. Auf welche Projekte als Bürgermeister er stolz ist
„Was macht eigentlich . . . ?“– diese Frage stellt man sich immer wieder. Wir gehen ihr in einer Serie nach und fragen diesmal: Was macht derzeit eigentlich Friedrich Kircher, der vor fast zwei Jahrzehnten Bürgermeister in Egling war?
Egling Es ist 19 Jahre her, dass Friedrich Kircher sein Amt als Eglinger Bürgermeister seinem Nachfolger und CSU-Parteikollegen Leonhard Wörl übergeben hat – 1984 hatte er die Stelle angetreten. Doch in der Gemeinde hat sich der heute 81-Jährige noch lange Zeit danach engagiert. Und obwohl seine Gesundheit inzwischen nicht mehr so mitspielt wie früher, trifft man ihn noch immer täglich in seiner Tankstelle am Bierweg an.
„Vor zehn Jahren habe ich die Tankstelle gebaut“, berichtet Kircher. Zuvor habe er die einzige Tankstelle im Ort gepachtet gehabt, nachdem sie ein Dreivierteljahr geschlossen gewesen sei. Doch als größere Investitionen in die Technik angestanden hätten und er sich mit dem Verpächter nicht habe einigen können, habe er das Grundstück am Bierweg in der Nähe der Baywa gekauft
Vor vier Jahren zusätzlich eine Waschanlage gebaut
und dort seine eigene Tankstelle errichtet. „Ein paar Jahre später habe ich noch einmal einen größeren Tank dazugekauft“– während der regen Nachfrage über die Osterfeiertage sei ihm nämlich der Sprit ausgegangen. „Und vor fast vier Jahren habe ich noch eine Autowaschanlage dazu gebaut. Ich kann sagen, dass die Tankstelle sehr gut läuft“, sagt der Altbürgermeister zufrieden.
Körperlich werde er zwar zunehmend schwächer, aber da könne man nichts machen, sagt er. Dass er sich von Beschwerden nicht unterkriegen lasse, bestätigt auch seine Frau Anna: „Jeden Tag liest er als erstes die Zeitung, eineinhalb Stunden lang, bevor er arbeitet. Um 9.45 Uhr fährt er mit dem Rollator rauf zur Tankstelle, und dann kommt er wieder zum Mittagessen nach Hause.“Bei ihm können die Kunden an Werktagen zwischen 10 und 11 Uhr auch bar zahlen, sonst kann die
Rechnung nur mit Karte am Automaten beglichen werden.
„Ich habe schon ein paar gesundheitliche Rückschläge gehabt, aber ich bin mit dem, was ich noch habe, zufrieden“, erklärt Friedrich Kircher. Weil er aber ein Hörgerät habe und bei Veranstaltungen vieles nicht mehr richtig höre, habe er politische Zusammenkünfte seit einiger Zeit nicht mehr besucht. „Wenn man immer wieder fragen muss, was gesagt worden ist, wird man nicht mehr wahrgenommen. Es geht halt einfach nicht mehr.“Deswegen habe er sich auch vom Dorfstammtisch zurückgezogen, den er zuvor besucht hatte. Jetzt sei auch noch die Corona-Pandemie dazwischengekommen und sowieso nichts mehr los.
Viel von Eglings Aussehen und Infrastruktur geht auf Friedrich Kirchers Wirken als Bürgermeister zurück. Besonders stolz sei er auf den Bau des Kindergartens, auf das Kanalnetz und zwei Dorferneuerungen mit großen Baupaketen, die zum Beispiel Stromleitungen und neue Gehwege umfassten. „Ich finde den Paaruferweg am schönsten“, schwärmt seine Frau. Er hatte ihrem Mann viel Mühe gemacht, auch ein Bürgerbegehren war damals gestartet worden.
Nachdem Kircher das Bürgermeisteramt abgegeben hatte, war er weiter in anderen Gremien und Organisationen aktiv, zum Beispiel als Kreisrat und Jagdbeirat, und wirkte so weiter an den Entwicklungen in der Gemeinde mit. „Ich habe im Lauf der Jahre alles abgegeben“, berichtet er. „Am längsten habe ich noch die Nachbarschaftshilfe gemacht.“Die hat er 1999 mit anderen ins Leben gerufen, nachdem er selbst mehrere Fälle erlebt habe, in denen Hilfe dringend nötig war. Bis ins Jahr 2015 war er Sprecher der
Organisation. Sie vermittelt ehrenamtliche Helfer, die zum Beispiel Fahrten zum Arzt oder Einkäufe übernehmen, Kranke besuchen oder Gartenarbeiten erledigen.
Obwohl Friedrich Kircher sich nun nicht mehr in Ämtern und Ehrenämtern für die Gemeinde einsetze, liege sie ihm noch immer sehr am Herzen, sagt seine Frau: „Sie ist für ihn das Wichtigste, ihr ist er noch immer sehr verbunden.“Anna Kircher, die noch immer ihren Dienst in der Aussegnungshalle macht – sie richtet Halle und Grabstätte für die Zeremonie her – hat keine Bedenken, dass sie oder ihr Mann einmal nicht wissen, was sie mit ihrer Zeit anfangen könnten: „Wir haben fünf Kinder und elf Enkelkinder, die besuchen uns. Da ist man beschäftigt, irgendwo muss man immer helfen. Wir haben keine Langeweile. Und mein Mann will auch keine Langeweile.“