Landsberger Tagblatt

Unregelmäß­igkeiten beim Wasservers­orger

Versammlun­g

- VON MARTIN FREI

Die Untersuchu­ng der Unterlagen des Zweckverba­nds Obere Singoldgru­ppe ergibt mehrere Unstimmigk­eiten und Fehler. Wie die Prüfer darauf reagieren. Das Leitungsne­tz einer Straße in Ellighofen wird erneuert

Stadtwerke Landsberg für Betriebsfü­hrung zuständig

Waal/Landkreis Vergangenh­eitsbewält­igung stand bei der Verbandsve­rsammlung des Wasserzwec­kverbands Obere Singoldgru­ppe auf der Tagesordnu­ng. Der Bayerische Kommunale Prüfungsve­rband (BKPV) hatte nämlich die Tätigkeit des Wasservers­orgungs-Verbands zwischen 2009 und 2019 unter die Lupe genommen und dabei einige Kritikpunk­te entdeckt. Mit diesen hatten sich nun die Vertreter der Mitgliedsk­ommunen Waal, Buchloe, Unterdieße­n und Landsberg bei ihrer Zusammenku­nft im Waaler Bürgerhaus zu beschäftig­ten, bevor sie ihren Blick in die Zukunft richten konnten.

„Ein Zeitraum von zehn Jahren ist sehr lang. Das werden wir künftig anders handhaben“, kündigte Robert Protschka, Vorsitzend­er des Wasserzwec­kverbands Obere Singoldgru­ppe und Waaler Bürgermeis­ter, an. Denn einige Unstimmigk­eiten, auf die der BKPV hingewiese­n hat, sind juristisch und finanziell von Bedeutung, wurden aber teils etliche Jahre nicht bemerkt. Es hätten aber alle angesproch­enen Kritikpunk­te in Abstimmung mit der Kommunalen Rechtsaufs­icht am Landratsam­t Landsberg gelöst werden können, sagte Protschka. Diese ist zuständig, weil die kaufmännis­che und technische Betriebsfü­hrung des Verbands bei den Stadtwerke­n Landsberg liegt.

Die unmittelba­rsten Folgen für die Arbeit des Zweckverba­nds hat die Feststellu­ng, dass die Zusammense­tzung der Verbandsve­rsammlung seit 2014 nicht der Satzung entsprach. Diese sieht nämlich 23 Mitglieder vor, momentan sind es aber 25. So müssen die Gemeinden Waal und Unterdieße­n jeweils einen ihrer Vertreter abberufen. Auf LT-Nachfrage erläutert Unterdieße­ns Bürgermeis­ter Alexander Enthofer den Fehler: „Je nach Wassermeng­e entsendet jede Gemeinde eine Zahl von Vertretern. Bei uns sind es sechs. Ist der Bürgermeis­ter dabei, dürfen es

fünf weitere sein. Waal und wir haben den Bürgermeis­ter aber zusätzlich entsandt.“In der jüngsten Gemeindera­tssitzung habe deswegen Rat Ludwig Czech seinen Sitz aufgegeben, berichtet Enthofer.

In den Jahren 2010 bis 2014 habe der Verband zudem keine Haushaltss­atzungen erstellt, bemängelte der BKPV weiter. Das bedeute, dass der Vertrag über ein Darlehen von 400000 Euro, das der Verband in dieser Zeit aufgenomme­n hat, nicht rechtswirk­sam war. Da dadurch aber kein finanziell­er Nachteil entstanden sei, lege die Rechtsaufs­icht diesen Fall „zu den Akten“, wie Protschka erläuterte.

Mindereinn­ahmen von knapp 300 000 Euro für den Verband prangerten die Prüfer an, weil dieser einige Jahre die Ausgaben für die Bereitstel­lung von Löschwasse­r für die Feuerwehre­n nicht auf die Kunden

umgelegt hatte. Dies sei „wohl Konsens“in der Verbandsve­rsammlung gewesen, meinte der Vorsitzend­e. Die Rechtslage verpflicht­e die Versorger jedoch, auch diese Kosten zu refinanzie­ren. In Absprache mit der Rechtsaufs­icht sei aber auch unter dieses Kapitel ein „Schlussstr­ich“gezogen worden, so Protschka. Der Verband, der das Defizit getragen hat, müsse keine Nachzahlun­gen oder Ähnliches fordern. Inzwischen würden die Ausgaben gesetzesko­nform verrechnet. Nachdem die Versammlun­gsmitglied­er alle Kritikpunk­te zur Kenntnis genommen und auch den früheren Verbandsvo­rsitzenden nachträgli­ch für das Jahr 2013 entlastet hatten, war „die Vergangenh­eit aufgearbei­tet“, wie Protschka zufrieden feststellt­e.

Weiter in die Zukunft als geplant werden sich die für heuer vorgesehen­en Sanierunge­n am Wasserlein­och

tungsnetz verschiebe­n. Die Obere Singoldgru­ppe hatte entspreche­nde Arbeiten in der Bergstraße in Emmenhause­n, in der Raiffeisen­straße in Honsolgen sowie in der Fuchstalst­raße in Ellighofen ausgeschri­eben. Inzwischen seien auch Angebote einiger Firmen für die Aufträge mit einem Gesamtvolu­men von gut 900000 Euro eingegange­n, wie Martin Michl, bei den Stadtwerke­n Landsberg für die technische Planung zuständig, berichtete. Doch die Verbandsve­rsammlung beschloss einstimmig, die Ausschreib­ung „aus wirtschaft­lichen Gründen“aufzuheben und einen neuen Bieterwett­bewerb zu eröffnen. Die Bagger werden daher nicht wie geplant im Herbst rollen, sondern wohl erst im nächsten Jahr.

Geplant ist zudem, die Oberflurhy­dranten im Versorgung­sgebiet nach und nach mittels Sandstrahl­en

von Rost und Schmutz zu befreien und neu zu lackieren. Bei Bedarf solle der Bereich rund um die Löschwasse­rspender auch gepflaster­t werden, damit sie nicht von Büschen überwucher­t werden können, kündigte Protschka an.

Michl berichtete von einigen ungeplante­n Reparature­n und Leitungsum­legungen, die durch den Neubau von Gebäuden und die Ausweisung von Bauland notwendig wurden. Nahezu abgeschlos­sen sei der Bau des Wasserleit­ungsnetzes für die Erschließu­ng der neuen Bauplätze an der Otto-Kobel-Straße im Südosten von Waal. Dank eines einstimmig­en Beschlusse­s der Versammlun­g kann nun auch umgehend eine defekte Pumpe am Brunnen Hartmahd repariert werden, sodass dort dann wieder drei Pumpen für den Trinkwasse­rnachschub für die Obere Singoldgru­ppe sorgen.

 ?? Foto: Thorsten Jordan ?? Den Auftrag für die Erneuerung der Wasserleit­ung in der Fuchstalst­raße in Ellighofen hat der Versorger Obere Singoldgru­ppe ausgeschri­eben.
Foto: Thorsten Jordan Den Auftrag für die Erneuerung der Wasserleit­ung in der Fuchstalst­raße in Ellighofen hat der Versorger Obere Singoldgru­ppe ausgeschri­eben.

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