Der Metzger, der erfolgreich Nachwuchs fischt
Auszeichnung Der Chef der Klostermetzgerei in St. Ottilien, Ronny Spindler, hat schon viele Lehrlinge ausgebildet. Wie er es schafft, immer wieder junge Menschen für diesen Handwerksberuf zu begeistern
St. Ottilien „Hochseefischer“stand mal als Berufswunsch ganz oben. Es wurde schließlich eine Metzgerlehre, und diese Entscheidung hat Ronny Spindler bis heute nicht angezweifelt, geschweige denn bereut. „Ich bin absolut glücklich in meinem Beruf“, versichert der Metzgermeister, der seit 2009 in der Klostermetzgerei St. Ottilien Fleisch fachgerecht zerlegt und weiter verarbeitet. Sein Wissen, die Grundlagen für den Beruf des Metzgers, gibt er immer wieder an Lehrlinge weiter, und das so erfolgreich, dass von den zehn Azubis, die Spindler bisher in der Klostermetzgerei ausbildete, gleich mehrere aus der Gesellenprüfung als Innungssieger hervorgingen. Zwei der zehn sind mittlerweile Meister.
Das blieb bei der Handwerkskammer in München nicht unbemerkt: Bei einer Feierstunde wurde Ronny Spindler für dieses Engagement bei der Ausbildung des Metzgernachwuchses mit einer Ehrenurkunde von Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger ausgezeichnet. Und Erzabt Wolfgang Öxler drückte mit einem Buch und einer Flasche Rotwein die Anerkennung des Klosters für seinen Metzgermeister aus.
Ronny Spindler ist gebürtiger Thüringer, „das hört man aber nicht mehr“, meint er lachend, und es muss ihm recht gegeben werden. Der heute 48-Jährige redet wie ein waschechter Lechrainer. Nach der Schule ging es also nicht an die See, sondern nach Gotha in eine Metzgerei.
Das habe sich einfach so ergeben, meint er, sein Vater jedenfalls sei kein Metzger gewesen. Allerdings könne er sich an ihn erinnern, wie er in der Familienküche stand und Wurst machte. Nach einem Jahr Gotha wurde die Lehre in Hohenschäftlarn fortgesetzt und mit dem Gesellenbrief abgeschlossen.
Es folgte der Wehrdienst in Mittenwald, danach arbeitete Spindler bei der Metzgerei Gall in Schondorf. Es folgte eine Anstellung bei der Großmetzgerei Murr in München, „weil ich auch diese Art der Produktion sehen wollte“. Nächste Station war Siebenhütter in Egling, und als 2009 die Stelle in St. Ottilien ausgeschrieben war – Spindler war da längst Meister – habe er sich bewor
ben und wurde genommen. Dort fühle er sich richtig wohl, „das Kloster ist ein wunderbarer Arbeitgeber“.
Freie Stellen würden natürlich ausgeschrieben, meint der Handwerker auf die Frage, wie es denn immer wieder geschafft werde, dass sich Schulabgänger für eine Lehre in der Hofmetzgerei entscheiden. Allerdings gehe er auch auf die Leute zu, spreche Jugendliche in seinem Bekanntenkreis an. „Ich bin ein Menschenfreund“, sagt Ronny Spindler über sich, „nehme auch mal schwierigere Jungs an die Hand und gehe auf sie ein.“
Natürlich klappe das nicht immer, meint er. Er erinnere sich aber auch an einen Jugendlichen, der hatte bereits neun Ausbildungen begonnen und abgebrochen, „bevor er bei mir landete und die Lehre erfolgreich abschloss“. Wichtig sei eine positive Einstellung zum Beruf, und auch, offen und ehrlich mit den Lehrlingen umzugehen. Zusätzlich
vereinfacht sei der Kontakt zu den Jugendlichen auch, weil er Innungslehrwart sei. Auch bei der Innung scheint also der gute Draht des Metzgermeisters zu jungen Leuten aufgefallen zu sein. „In dieser Funktion habe ich vor, in die Schulen zu gehen und Werbung für den Beruf des Metzgers zu machen.“Eigentlich habe das bereits anlaufen sollen, Corona habe es verhindert. Immer wieder dürfen auch Praktikanten reinschnuppern, sogar „Altpraktikanten“gebe es hin und wieder. Voraussetzung sei ein aktuell gültiges Gesundheitszeugnis.
Der Beruf – auch der des Metzgereifachverkäufers, der gerade unter Nachwuchssorgen leidet – sei in den vergangenen Jahren attraktiver geworden. Grund ist für Spindler die wesentlich bessere Bezahlung als noch vor einigen Jahren. So könne ein Lehrling im ersten Lehrjahr mit rund 1000 Euro Gehalt rechnen. Über die nicht gerade „normalen“Arbeitszeiten sagt der 48-Jährige,
das sei Ansichtssache. „Wir beginnen um halb sechs in der Früh, dafür ist der Nachmittag frei.“Als Vorteil sieht er und sehen auch seine Lehrlinge, dass zu Grillabenden gutes Fleisch mitgebracht und damit gepunktet werden könne.
In der Klostermetzgerei St. Ottilien sind derzeit zwei Meister, ein Geselle, zwei Auszubildende und
In der Freizeit ist der Sport wichtig
eine Aushilfe beschäftigt. Laut Spindler werden jede Woche um die zehn Schweine und drei Stück Großvieh geschlachtet und weiter verarbeitet. Das Großvieh stammt von der klostereigenen Landwirtschaft, die Schweine sind Strohschweine aus Steinach. Fleisch und Wurst sind hauptsächlich für Eigenbedarf und Hofladen. Zusätzlich werden das Kinderheim St. Alban und der Wangerbaur in Painhofen
beliefert. Vegetarische „Wurst“mache er nicht, erklärt der Metzgermeister. Er könne sich höchstens vorstellen, mal vegetarische Pflanzerl auszuprobieren.
Und was macht Metzgermeister Ronny Spindler in seiner Freizeit? „Ich bin Boxtrainer, arbeite mit einer Boxgruppe in Scheuring und bin ab und zu auch in Fürstenfeldbruck.“In der Jugend habe er selbst geboxt, war auch einmal für die Nationalmannschaft nominiert gewesen. „Da hatte ich mich leider vorher verletzt und konnte nicht teilnehmen.“Außerdem fährt der Vater einer Tochter Rennrad – „100 Kilometer kommen da schnell mal zusammen“. Der Urlaub werde dann zuweilen auch so gestaltet. Heuer beispielsweise zu seiner besonderen Freude mit seiner Frau, mit der er „seit 30 Jahren glücklich“ist. Vorgenommen hat er sich – vielleicht schon im kommenden Jahr – den Ötztaler Radmarathon: „239 Kilometer und 5500 Höhenmeter“.
Er nimmt auch schwierigere Jungs an die Hand