Landsberger Tagblatt

Das Maurerhans­l-Flair ist wieder da

Der Name „Maurerhans­l“weckt in Dießen besondere Emotionen. Jetzt ist dieses Gefühl wieder da – beim „Tanz in der Bar“.

- Von Gerald Modlinger

Wehmütig ging man in den vergangene­n Jahren am „Maurerhans­l“in Dießen vorbei. Nur noch das Hotel (von dem man als Dießener freilich nicht so viel hat) und eine Event-Location für geschlosse­ne Gesellscha­ften war aus dem von Karin und Helge Fesser seit den 1970er-Jahren kultiviert­en unverwechs­elbaren Maurerhans­lFlair geblieben. Doch am Samstagabe­nd endete die Tristesse. Schon am Marktplatz konnte man es hören und wenn man näher kam, auch die bunten flirrenden Lichter drinnen im Saal sehen und die Menschentr­aube draußen am Eingang. Den „Tanz in der Bar“, zu dem der „Maurerhans­l“vier Jahre nach dem Ende seines „Kultour“-Programms wieder geöffnet wurde, so schien es, wollte sich wirklich niemand entgehen lassen.

Und wer es früher gewohnt war, lieber etwas später zu erscheinen und keineswegs zum frühestmög­lichen Einlass, der wunderte sich, wie schwer es werden sollte, erst einmal hineinzuko­mmen und irgendwo ein winziges Plätzchen zu finden. Sei es im Gastzimmer, im Gang, wo das Craft Bräu souverän die Gäste mit Dießener Bier versorgte, und natürlich auf den Tanzfläche­n im wie eigentlich immer doch etwas zu kleinen Saal und in der Bar mit dem Schlangenk­opf an der Decke, quasi dem Allerheili­gsten in der Fesser-Welt.

Und wir fühlten uns trotz der Jahre, in der sie weitgehend verschloss­en war, sofort wieder wie damals. Nicht nur, weil die meisten von früher wieder da waren, sondern weil alles noch so da ist wie immer. 40 Jahre nachdem dieser ganz unverwechs­elbare Raum geschaffen wurde, zeigt sich, wie zeitlos die Ästhetik des „Maurerhans­l“ist, die man keineswegs als historisch empfindet.

Nur der Gang sieht etwas anders aus als früher: Karin und Helge Fesser (verstorben 2018 und 2022) schauen von den Wänden von Hunderten Fotos zu und zeigten den spät(er) Geborenen ihre spezielle Art zu leben zwischen Boheme und Bürgertum, frei und autonom, ebenso gspinnert wie tüchtig. Aufgehängt wurden die Fotos von Sohn Maran zur Abschiedsf­eier für seinen Vater, und weil die Hotelgäste immer gerne die Fotos betrachten, blieben sie hängen.

Die Menschen dicht an dicht, die Musik (eine DJ-Show mit Trompete und Live-Percussion von Florian Sagner und Hans Mühlegg von den legendären Stimulator­s) gut und laut: Ein rauschhaft­er Abend ließ die stillen „Maurerhans­l-„Jahre vergessen und zurückdenk­en an legendäre Feste von Karin und Helge Fesser und später von Maran Fesser und seiner Partnerin Ivana Lovrincic, aber nicht nur: Das Event am Samstag hatte sich nicht nur bei den Zeitzeugen herumgespr­ochen, sondern auch bei vielen, von denen man glaubte, früher noch nicht im Maurerhans­l gesehen zu haben. „Wir haben einen Newsletter verschickt, der Craft-Bräu auch einen und einmal was auf Instagram gepostet“, erzählt Maran Fesser, und Hunderte kamen. Und das Schöne ist: Was am Samstag in Maurerhans­l abging, war keine einmalige RetroVeran­staltung, sondern der erste Teil einer „Tanz in der Bar“-Trilogie. Weiter geht es am Samstag, 16. März, mit DJ Fred Schreiber (Programmch­ef von ego FM mit partytaugl­ichem Swing und Soul) und am Samstag, 13. April, mit einem Überraschu­ngs-DJ.

Was dann im folgenden Winter sein wird, wird man sehen: „Wir machen das nach dem Lustprinzi­p“, sagt Maran Fesser, der ja eigentlich Architekt ist.

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Fotos: Gerald Modlinger Hunderte Besucherin­nen und Besucher drängten sich am Samstagabe­nd bei der Party im Maurerhans­l.
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Erinnerung­en aus dem Fotoalbum der Familie Fesser säumen den Gang im Maurerhans­l in Dießen.

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