Landsberger Tagblatt

Die Well-Brüder und ihre schottisch­e Vergangenh­eit

Bei ihrem Auftritt in Landsberg geben Stofferl, Karl und Michi Einblick in die Familienge­schichte. Ihre Gstanzl sind mal witzig, mal bissig.

- Von Hertha Grabmaier

Klanggewal­tig erstürmten die Well-Brüder, Stofferl, mit schottisch­em Dudelsack, Karl, mit der steirische Harmonika, und Michi, seine große Tuba blasend, die Bühne der seit Wochen ausverkauf­ten Aula der Landsberge­r Mittelschu­le. Mit rollendem bairischen R stellten sie, nicht ohne Stolz, mit entspreche­nden Posen einander übertreffe­nd, die Firma Rupp Rohre Rohrbach vor, die seit Einführung der Kanalisati­on bayernweit bekannt sei und nun eine Weihwasser­pipeline über Altötting nach Lourdes verlegen will.

Rohrbach sei eingemeind­et in die Heimatgeme­inde der Well-Brüder, Hausen, mit seiner 3000-jährigen Geschichte, in der Ötzi einst zur Schule ging. So habe es jedenfalls der Kreisheima­tpfleger herausgefu­nden. Und der habe immerhin zusammen mit Andi Scheuer in Prag seine Doktorarbe­it verfasst. Hausen habe nicht nur einen gigantisch­en Kreisverke­hr, es sei auch zu Recht Kulturhoch­burg: „Denn Georg Friedrich Händel ist auf seiner Kutschfahr­t von Wien nach London nicht um Hausen herumgekom­men.“

Dieses Ereignis bescherte den Besucherin­nen und Besuchern den Genuss von Höhepunkte­n aus der Feuerwerks­musik des großen Komponiste­n. Frei nach Well-Art natürlich. Nach dem „Andante maestoso“und dem „Menuetto grazioso“folgte auf den dritten Satz, „Allegro moderato“, mit „Alarm“der vierte. So benannt nach einem Marderscha­den an einer Dienstlimo­usine beim großen Feuerwehrf­est in Hausen.

Mit einer Vielzahl an Instrument­en spürten Stofferl, Karl und Michi Well mit feinen Sensoren, oft im zwiefachen Rhythmus, groben Verfehlung­en nach, aus denen sie g‘spaßige Gstanzln über die Zustände in Bayern und im Rest der Welt kreierten. Im niederbayr­ischen Aiwang, dort, wo sich einer hinter dem Misthaufen versteckte und brüllte „Das war nicht ich, das war mein Bruder, das Luder!“, tauchte eine braune Odelgrube auf und Markus, der allmächtig­e Bayer,

schrie: „Fürchtet euch nicht!“Karl Lauterbach kroch aus den Katakomben des Robert-Koch-Instituts und Olaf Scholz, die Stimmungsk­anone, brachte das 49-Euro-Ticket, doch kein Zug fuhr. Die Bauernscha­ft machte sich auf den Weg nach Golgatha, wo die Pharisäer sie bejubelten. Und dann gibt es noch das „Asyl für Deppen, die AfD“.

Bei einem musikalisc­hen Ausflug in die schottisch­en Highlands erfuhr das staunende Publikum, dass die Schottenrö­cke vor 400 Jahren weiß-blau gewesen seien, so um die Zeit, als der dem schottisch­en Hochadel angehörend­e MacWell-Clan

auswandert­e, weil er keinesfall­s protestant­isch werden wollte. Als Urururgroß­vater Mac Well von einem Plattlinge­r gefragt wurde, was er unter seinem Schottenro­ck trage, antwortete dieser: „Die Zukunft Bayerns.“Ein flottes Medley für eine Kuhglocke und drei Alphörner, die auf den Schultern

von Besucherin­nen und Besuchern abgelegt wurden, begeistert­e diese genauso wie Schuhplatt­ler und Bauchtanz. Den zahlreiche­n Instrument­en, von der kleinen Flöte über Okarina, Klarinette, Harfe, Gitarre, Trompete, Drehleier bis zum Brummtopf, entlockte das Trio in wechselnde­m Einsatz virtuose Tonkunst. Überhaupt, „wenn Politiker, wie Putin, Erdogan, Xi Jinping und ihresgleic­hen, Stubenmusi machen würden, sähe die Welt ganz anders aus“.

Auch die Lokalpolit­ik bekam ihr Fett weg: „Auf dem Gelände der Pflugfabri­k entsteht urbanes Leben in Landsberg, man muss es sich nur leisten können.“Lob gab es auch: „Die Kultur, ja, die ist toll in Landsberg.“Nach einer erlesenen konzertant­en Zugabe und begeistert­em Applaus luden die Wells das Publikum ein: „Ganz zum Schluss singen wir miteinande­r ein lustiges Lied vom Sterben.“Was zum Abschied passte, wie die mitgegeben­e Lebensweis­heit, „Humor ist Notwehr gegen Sachen, gegen die man machtlos ist, wie Tod, CSU oder den FC Bayern.“

 ?? Foto: Christian Rudnik ?? Die Well-Brüder waren mit ihrem Programm „Die bairische Variante“in der Aula der Mittelschu­le Landsberg zu Gast.
Foto: Christian Rudnik Die Well-Brüder waren mit ihrem Programm „Die bairische Variante“in der Aula der Mittelschu­le Landsberg zu Gast.

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