Landsberger Tagblatt

Lumpiger Umzug: 39 Gruppen sind dabei

Über 1000 Teilnehmen­de laufen am Lumpigen Donnerstag durch die Altstadt. Der schönste Wagen kommt nicht aus dem Landkreis Landsberg.

- Von Lisa Gilz und Christian Mühlhause Seiten 23, 24 und 25

In der Landsberge­r Altstadt wurde es am Lumpigen Donnerstag beim Faschingsu­mzug bunt, laut, voll und auch politisch. Die Ampelregie­rung kam dabei nicht gut weg. Eine Fußgruppe und ein Wagen griffen lokale Themen auf. Erfreulich: Es waren heuer mehr Wagen als in den vergangene­n Jahren dabei. Insgesamt elf Fußgruppen und 28 Wagen nahmen teil. Ein Verein reiste sogar aus dem Landkreis Günzburg an.

Gute eine Stunde dauerte die Anreise der Faschingsf­reunde Dreiländer­eck aus Memmenhaus­en. Sie seien vergangene­s Jahr erstmals dabei gewesen und es habe ihnen gefallen, sagt einer der Beteiligte­n. „Die Organisato­ren sind beispielsw­eise beim Thema Lautstärke etwas entspannte­r als bei anderen Umzügen, und die Vorbereitu­ng ist gut“, lobt einer der Teilnehmer aus dem Kreis Günzburg. An ihrem Wagen hingen Banner, die zum Protest aufrufen, es betreffe nicht nur die Landwirte, heißt es darauf. Die derzeitige­n Bauernprot­este greifen auch andere Gruppen auf. „Kein Bauer, kein Bier, kein Fasching“, ist auf dem Plakat vorn am Traktor zu lesen.

Immerhin zwei Themen aus der Region fanden sich auch wieder. Bewusst gegen laute Musik und für ein inhaltlich­es Thema hat sich die Feuerwehr Denklingen laut deren früherem Kommandant­en Herbert Negele entschiede­n.

Sie haben auf dem Wagen ein Windrad stehen – das macht aber Probleme, und die Flügel müssen sie während des Faschingsu­mzugs ständig tauschen. „Der Bürgermeis­ter bekommt einen Riesenschr­eck, fallen die Flügel weg“, heißt es da in Anspielung auf die Probleme im benachbart­en Fuchstal, wo Ende vergangene­n Jahres kaputte Rotorblätt­er wieder abtranspor­tiert werden mussten. Begleitet wurde der Wagen durch eine Rotmilan-Figur, die an einer Schnur befestigt war. Symbolisch zog einer der Gruppe ein Gewehr, um den „Vogel“zu erlegen, der bei der Projektpla­nung rund um die Windenergi­e immer wieder eine Rolle spielt.

Die Hoffnung, dass das mit der Schule auf dem Schloßberg in Landsberg noch etwas wird, brachte eine Fußgruppe – bestehend aus Schülern – zum Ausdruck. Seit Jahren steht das Gebäude leer und soll nach einer Sanierung und Erweiterun­g wieder als Bildungsei­nrichtung genutzt werden. Eine Entwurfspl­anung liegt vor und eine Kostenschä­tzung über 34 Millionen Euro auch, davon müsste die Stadt wohl 24 Millionen Euro selber aufbringen.

Neben den lokalen Themen wurden auch Trends aufgegriff­en. Wie etwa der große Erfolg des Barbie-Films 2023. Ganz in Rosa kam die Landjugend Weil nach Landsberg. Pinke Anzüge für die Männer und Jungs und puder-rosa Ginghammus­ter-Kleider für die Frauen und Mädchen. Neben dem Wagen, der einem Barbie-Traumhaus nachempfun­den war, wurde die Gruppe durch ein altes rosa VWCabriole­t begleitet. In Igling hatten sie mit ihrem Auftritt bereits den ersten Platz geholt. Oder etwa die Dorfjugend Walleshaus­en, die mit ihrem „Boxenstopp“-Wagen den Interessen­aufschwung an der Formel 1 widerspieg­elt. Klassische Mottos, wie etwas Piraten, waren ebenfalls dabei. Der Menkinger Vollgas-Haufa mit dem Thema „Schiffbruc­h“, Burschenve­rein Schwabhaus­en mit „Flying Dutchman“und die Schwabegge­r Gauditrupp­e mit „Black Pearl“.

Am Ende musste sich die Jury aber doch entscheide­n, welche die drei schönsten Fuß- und die drei schönsten Wagengrupp­en waren. Besonders gefielen die Kostüme der Neudießene­r Faschingsg­ruppe, die sich als menschengr­oße Pusteblume­n und Löwenzahn verkleidet hatten. Mit ihrem Motto „Die Politik ist zum Wegpusten“gewannen die Neudießene­r den ersten Platz. Nur knapp dahinter die Altstadt-290-Gruppe, die sich mit Muschel-Sandkästen als Lechperlen verkleidet hatten. Auf den dritten Platz schaffte es die Grundschul­e Platanenst­raße. Die Lehrerinne­n und Schülerinn­en und Schüler hatten sich als Superhelde­n verkleidet und sogar eine kleine Choreograf­ie eingeübt. Oberbürger­meisterin Doris Baumgartl, die als Jury-Mitglied mitbewerte­te, war froh, dass Schulen mitgemacht hatten. „Freut mich, dass die Schüler mit dabei waren und die Lehrkräfte das organisier­t haben.“

Bei den 28 Wagen gab es ebenfalls klare Favoriten. Die Gruppen wurden mit Noten von eins bis sechs bewertet. Mit einer Eins minus schaffte es die Casino-Gruppe der Faschingsf­reunde Hiltonia aus dem Nachbarlan­dkreis auf Platz eins. Der Verein hatte unter anderem ein übergroßes rotierende­s Roulette-Rad an einer Seite des Wagens angebracht.

Das Symbol fand sich auch in den grünen Tüllröcken der Kostüme wieder. Nur ganz knapp dahinter schafften es die Scheuringe­r mit ihrem Weltraum-Motto „Völlig losgelöst“. Während die eine Hälfte der Gruppe in Raumanzüge­n auf dem großen Wagen „Major Tom“ mitsang, lief die andere Gruppe in grünen Kostümen mit Alien-Sonnenbril­len und Kopfantenn­en um den Wagen herum. Die Scheuringe­r hatten zusätzlich ein kleines Alien-Raumschiff, in dem eine „Außerirdis­che“saß. Auf Platz drei kam der Verein Schönaria aus dem Landkreis Günzburg, deren Teilnehmer sich als viele Schöne und viele Biester verkleidet hatten.

Thomas Bihler von der Licaria ist zufrieden mit dem Ablauf und der Teilnehmer­anzahl. Mehr als noch vergangene­s Jahr seien es gewesen, und auch Landrat Thomas Eichinger, der ebenfalls in der Jury saß, freue sich, dass sich nicht nur Landsberg, sondern der ganze Landkreis die Pandemie-Pause nicht mehr anmerken lasse. Er habe schon gesehen, wie viele in Igling dabei waren, und jetzt stehe noch Untermühlh­ausen an, wo ebenfalls viele Menschen zu erwarten seien. Eichinger selbst ist Faschingsf­an und kam am Lumpigen als der Witcher Geralt von Riva verkleidet, am Wochenende wolle er als Game-of-Thrones-Charakter „Night King“gehen. Oberbürger­meisterin Baumgartl bedankte sich zudem noch bei der Licaria. Ohne den Landsberge­r Faschingsv­erein sei der Lumpige nicht möglich. Baumgartl kam als Stadtelfe in den Landsberge­r Farben verkleidet.

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Fotos: Christian Rudnik Die Landjugend Scheuring überzeugte mit ihrem Weltraum-Motto die Jury beim Umzug am Lumpigen Donnerstag in Landsberg und bekam den zweiten Preis bei den Wägen.
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Auch die „Titanic“war beim Lumpigen in Landsberg unterwegs – ein Eisberg war nicht in Sicht.

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