Lumpiger Umzug: 39 Gruppen sind dabei
Über 1000 Teilnehmende laufen am Lumpigen Donnerstag durch die Altstadt. Der schönste Wagen kommt nicht aus dem Landkreis Landsberg.
In der Landsberger Altstadt wurde es am Lumpigen Donnerstag beim Faschingsumzug bunt, laut, voll und auch politisch. Die Ampelregierung kam dabei nicht gut weg. Eine Fußgruppe und ein Wagen griffen lokale Themen auf. Erfreulich: Es waren heuer mehr Wagen als in den vergangenen Jahren dabei. Insgesamt elf Fußgruppen und 28 Wagen nahmen teil. Ein Verein reiste sogar aus dem Landkreis Günzburg an.
Gute eine Stunde dauerte die Anreise der Faschingsfreunde Dreiländereck aus Memmenhausen. Sie seien vergangenes Jahr erstmals dabei gewesen und es habe ihnen gefallen, sagt einer der Beteiligten. „Die Organisatoren sind beispielsweise beim Thema Lautstärke etwas entspannter als bei anderen Umzügen, und die Vorbereitung ist gut“, lobt einer der Teilnehmer aus dem Kreis Günzburg. An ihrem Wagen hingen Banner, die zum Protest aufrufen, es betreffe nicht nur die Landwirte, heißt es darauf. Die derzeitigen Bauernproteste greifen auch andere Gruppen auf. „Kein Bauer, kein Bier, kein Fasching“, ist auf dem Plakat vorn am Traktor zu lesen.
Immerhin zwei Themen aus der Region fanden sich auch wieder. Bewusst gegen laute Musik und für ein inhaltliches Thema hat sich die Feuerwehr Denklingen laut deren früherem Kommandanten Herbert Negele entschieden.
Sie haben auf dem Wagen ein Windrad stehen – das macht aber Probleme, und die Flügel müssen sie während des Faschingsumzugs ständig tauschen. „Der Bürgermeister bekommt einen Riesenschreck, fallen die Flügel weg“, heißt es da in Anspielung auf die Probleme im benachbarten Fuchstal, wo Ende vergangenen Jahres kaputte Rotorblätter wieder abtransportiert werden mussten. Begleitet wurde der Wagen durch eine Rotmilan-Figur, die an einer Schnur befestigt war. Symbolisch zog einer der Gruppe ein Gewehr, um den „Vogel“zu erlegen, der bei der Projektplanung rund um die Windenergie immer wieder eine Rolle spielt.
Die Hoffnung, dass das mit der Schule auf dem Schloßberg in Landsberg noch etwas wird, brachte eine Fußgruppe – bestehend aus Schülern – zum Ausdruck. Seit Jahren steht das Gebäude leer und soll nach einer Sanierung und Erweiterung wieder als Bildungseinrichtung genutzt werden. Eine Entwurfsplanung liegt vor und eine Kostenschätzung über 34 Millionen Euro auch, davon müsste die Stadt wohl 24 Millionen Euro selber aufbringen.
Neben den lokalen Themen wurden auch Trends aufgegriffen. Wie etwa der große Erfolg des Barbie-Films 2023. Ganz in Rosa kam die Landjugend Weil nach Landsberg. Pinke Anzüge für die Männer und Jungs und puder-rosa Ginghammuster-Kleider für die Frauen und Mädchen. Neben dem Wagen, der einem Barbie-Traumhaus nachempfunden war, wurde die Gruppe durch ein altes rosa VWCabriolet begleitet. In Igling hatten sie mit ihrem Auftritt bereits den ersten Platz geholt. Oder etwa die Dorfjugend Walleshausen, die mit ihrem „Boxenstopp“-Wagen den Interessenaufschwung an der Formel 1 widerspiegelt. Klassische Mottos, wie etwas Piraten, waren ebenfalls dabei. Der Menkinger Vollgas-Haufa mit dem Thema „Schiffbruch“, Burschenverein Schwabhausen mit „Flying Dutchman“und die Schwabegger Gauditruppe mit „Black Pearl“.
Am Ende musste sich die Jury aber doch entscheiden, welche die drei schönsten Fuß- und die drei schönsten Wagengruppen waren. Besonders gefielen die Kostüme der Neudießener Faschingsgruppe, die sich als menschengroße Pusteblumen und Löwenzahn verkleidet hatten. Mit ihrem Motto „Die Politik ist zum Wegpusten“gewannen die Neudießener den ersten Platz. Nur knapp dahinter die Altstadt-290-Gruppe, die sich mit Muschel-Sandkästen als Lechperlen verkleidet hatten. Auf den dritten Platz schaffte es die Grundschule Platanenstraße. Die Lehrerinnen und Schülerinnen und Schüler hatten sich als Superhelden verkleidet und sogar eine kleine Choreografie eingeübt. Oberbürgermeisterin Doris Baumgartl, die als Jury-Mitglied mitbewertete, war froh, dass Schulen mitgemacht hatten. „Freut mich, dass die Schüler mit dabei waren und die Lehrkräfte das organisiert haben.“
Bei den 28 Wagen gab es ebenfalls klare Favoriten. Die Gruppen wurden mit Noten von eins bis sechs bewertet. Mit einer Eins minus schaffte es die Casino-Gruppe der Faschingsfreunde Hiltonia aus dem Nachbarlandkreis auf Platz eins. Der Verein hatte unter anderem ein übergroßes rotierendes Roulette-Rad an einer Seite des Wagens angebracht.
Das Symbol fand sich auch in den grünen Tüllröcken der Kostüme wieder. Nur ganz knapp dahinter schafften es die Scheuringer mit ihrem Weltraum-Motto „Völlig losgelöst“. Während die eine Hälfte der Gruppe in Raumanzügen auf dem großen Wagen „Major Tom“ mitsang, lief die andere Gruppe in grünen Kostümen mit Alien-Sonnenbrillen und Kopfantennen um den Wagen herum. Die Scheuringer hatten zusätzlich ein kleines Alien-Raumschiff, in dem eine „Außerirdische“saß. Auf Platz drei kam der Verein Schönaria aus dem Landkreis Günzburg, deren Teilnehmer sich als viele Schöne und viele Biester verkleidet hatten.
Thomas Bihler von der Licaria ist zufrieden mit dem Ablauf und der Teilnehmeranzahl. Mehr als noch vergangenes Jahr seien es gewesen, und auch Landrat Thomas Eichinger, der ebenfalls in der Jury saß, freue sich, dass sich nicht nur Landsberg, sondern der ganze Landkreis die Pandemie-Pause nicht mehr anmerken lasse. Er habe schon gesehen, wie viele in Igling dabei waren, und jetzt stehe noch Untermühlhausen an, wo ebenfalls viele Menschen zu erwarten seien. Eichinger selbst ist Faschingsfan und kam am Lumpigen als der Witcher Geralt von Riva verkleidet, am Wochenende wolle er als Game-of-Thrones-Charakter „Night King“gehen. Oberbürgermeisterin Baumgartl bedankte sich zudem noch bei der Licaria. Ohne den Landsberger Faschingsverein sei der Lumpige nicht möglich. Baumgartl kam als Stadtelfe in den Landsberger Farben verkleidet.