Landsberger Tagblatt

Ihre vielen Ehrenämter sind ihr Antrieb

Sie engagiert sich beim VdK, ist Wohnraumbe­raterin und Schulweghe­lferin: Die „Stille Heldin“Michaela Geiger aus Landsberg ist ehrenamtli­ch im Dauereinsa­tz.

- Von Dagmar Kübler

Michaela Geigers Liste an ehrenamtli­chen Tätigkeite­n ist lang, so lang, dass man sich fragt, wie sie das alles in ihrem Leben unterbring­t – zumal sie auch fünf Enkelkinde­r und hochbetagt­e Eltern hat, die sie – wo nötig – unterstütz­t. Tatsächlic­h hilft bei so viel Engagement nur gute Planung, auch deshalb, damit dazwischen auch einmal freie Zeit übrig bleibt. Zum Ehrenamt kam die 64-jährige gebürtige Schwifting­erin 2017, als sie aufgrund schwerer Krankheit in Rente ging. Nachdem sie beruflich immer viel mit Menschen zu tun gehabt hatte – Geiger betrieb unter anderem viele Jahre den Dorfladen in Schwifting - merkte sie schnell, dass nur zu Hause sitzen ohne Kontakte auf Dauer nicht befriedige­nd war.

„Deshalb habe ich mir ein Ehrenamt gesucht“, sagt Michaela Geiger. Da sie in einer Reha bereits erste Kontakte zum Sozialverb­and VdK hatte und gern die VdK-Zeitung las, stieß sie dort auf einen Aufruf, sich ehrenamtli­ch zu engagieren. Michaela Geiger startete mit dem Geburtstag­sbesuchsdi­enst. Bis heute klingelt sie bei Jubilaren, überbringt Glückwünsc­he und nimmt sich Zeit für einen Plausch. Das Bedürfnis, der Einsamkeit für eine Weile zu entgehen und zu reden, sei seit der CoronaPand­emie noch einmal gewachsen, weiß Geiger. Deshalb verweist sie die Senioren auch gerne an bestehende Einrichtun­gen wie beispielsw­eise das Projekt „Gemeinsam gegen Einsamkeit“beim BRK Landsberg. Geiger besucht auch kranke VdK-Mitglieder und solche, die dem Tod entgegenge­hen, und betreut diese als Pflegebegl­eiterin, damit die Angehörige­n auch einmal Zeit für sich haben.

Mit den Jahren hat sie ihr Engagement beim VdK erweitert und ist nun Ortsgruppe­nvorsitzen­de in

Landsberg, stellvertr­etende Kreisvorsi­tzende und Mitglied im VdKLandesa­usschuss. Inzwischen hat sie Ortsverbän­de wie in Igling, Pürgen und Hofstetten umgestalte­t, neue Vorstände gesucht und so zukunftsfä­hig gemacht. Zudem fährt sie mehrmals jährlich nach München, um als ehrenamtli­che Richterin am Sozialgeri­cht zusammen mit einem weiteren Ehrenamtli­chen sowie dem Hauptricht­er Recht zu sprechen. „Oft geht es den Klägern bei diesen Verhandlun­gen

darum, einen höheren Grad der Behinderun­g zu erreichen“, erklärt Geiger, die es gerade bei schweren Fällen schlimm findet, dass sich diese ihr Recht erstreiten müssen.

Zwar sei ihre ehrenamtli­che Heimat der VdK, sagt Geiger, jedoch hat sie ihr Engagement weit darüber hinaus erweitert und hilft mit beim Seniorenca­fé des BRK. Es ist eine ihrer besonderen Eigenschaf­ten, dass sie da zur Stelle ist, wo jemand gebraucht wird – so

auch beim beliebten Erzählcafé der AWO. Als die langjährig­e Leiterin Traudl Manka aus gesundheit­lichen Gründen ausschied, übernahm sie es, Kuchen zu backen, Vorträge zu organisier­en und zu Spielerund­en anzuregen – jedoch sucht sie noch eine Mitorganis­atorin für das jeden zweiten Sonntag im Monat stattfinde­nde Treffen. Mitmacher sucht sie zudem für ein Erzählcafé, das sie im Heilig-GeistSpita­l Caritas-Seniorenze­ntrum künftig etablieren will.

Auch für das Landratsam­t Landsberg ist die 64-Jährige ehrenamtli­ch tätig. So absolviert­e die gelernte Schreinerm­eisterin eine spezielle Ausbildung und fungiert heute als Demenz-Partnerin und Wohnraumbe­raterin. „Viele Menschen wollen im Alter zu Hause wohnen bleiben, jedoch ist dafür oft ein Umbau notwendig“, erklärt Geiger ihre Tätigkeit.

Doch nicht nur für ältere Menschen, auch für die Kleinsten ist die unermüdlic­he Helferin im Einsatz: Als Schulweghe­lferin an der Katharinen­schule sorgt sie dafür, dass die Schülerinn­en und Schüler sicher das Schongauer Dreieck überqueren können. Ein aufgrund des hohen Verkehrsau­fkommens für sie nicht ganz ungefährli­cher Einsatz, wie sie in der Zwischenze­it aufgrund von Fehlverhal­ten sehr eiliger Autofahrer bereits erfahren musste.

Und auch in der kbo LechMangfa­ll-Klinik in Landsberg ist Michaela Geiger – allerdings nicht ganz ehrenamtli­ch, sondern gegen eine Aufwandsen­tschädigun­g – im Einsatz und bildet als Patientenf­ürsprecher­in ein Bindeglied zwischen Patientinn­en und Patienten und Klinik beziehungs­weise der Ärzteschaf­t. Zwar ginge es oft darum, bei Problemen zu vermitteln, jedoch gilt auch hier wie bei vielen ihrer Ehrenämter: „Meist brauchen die Menschen einfach jemanden zum Reden.“

Dass ihr ihre Aufgaben zu viel werden, befürchtet Geiger nicht, im Gegenteil: „Ohne die Ehrenämter hätte ich nicht so viele soziale Kontakte, und außerdem tun mir die Termine gut und sind gerade jetzt im Winter ein Antrieb für mich, rauszugehe­n.“

Sie versehen ihre Tätigkeite­n, ohne groß Aufhebens davon zu machen. Sie helfen, unterstütz­en, begleiten und gehen voran. Es sind die Ehrenamtli­chen, ohne die das Gemeinwese­n nicht funktionie­ren würde. Wir, das sind der Landkreis Landsberg, die Sparkasse Landsberg-Dießen und das Landsberge­r Tagblatt, sagen „Danke“und stellen monatlich einen dieser „Stillen Helden“im Porträt vor. Heute Michaela Geiger aus Landsberg.

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Foto: Christian Rudnik Michaela Geiger aus Landsberg hat in den vergangene­n Jahren viele verschiede­ne ehrenamtli­che Aufgaben übernommen.

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