Hailix Blechle bietet mitreißendes Faschingskonzert
Die bunt gemischte Blechformation Hailix Blechle bietet bei ihrem Konzert in Landsbergs Stadttheater ein ebenso buntes Programm. Das Publikum wird von Anfang an mitgenommen.
Wenn die Bühne im Landsberger Stadttheater schier überquillt vor prall gefüllten Luftballons, wenn der Theatersaal inklusive aller Ränge als ausverkauft gilt, dann ist Start in den Faschingsendspurt mit der kultigen Landsberger Blechformation Hailix Blechle. Deren charismatischer Chef ist Hans-Günter Schwanzer, der das Faschingskonzert vor 25 Jahren initiierte und seither – mit Ausnahme der Pandemie-Zeit – Jahr für Jahr für ein volles Haus sorgt. Er hat mit der geschlechtsund altersmäßig bunt gemischten Truppe auch für 2024 ein Programm erarbeitet, das die Besucherinnen und Besucher von Beginn an mitnahm und begeisterte.
Natürlich waren es lauter „Lieblingsstücke“des Dirigenten. „Ich wähle sie ja auch aus“, meinte Schwanzer dazu fröhlich. Auffällig heuer: Es zog sich zuweilen ein Hauch von musikalischer Sentimentalität durch den Abend. Zusätzlich durften etliche der in den Reihen des Ensembles Musizierenden
ihre Qualität am Instrument beweisen. Start war ein Medley aus Rock- und Pop-Klassikern wie „Mambo No.“5 oder „Rock-‘n‘-Roll Music“, das das Publikum auf Temperatur brachte.
Dann kündigte Schwanzer ein Flötenkonzert von Bach an. Doch Flöten waren dafür nicht notwendig, die schnellen Läufe entlockte
Leonhard Weidemann seiner Tuba – übrigens „Instrument des Jahres 2024“. Und wo bitte, nahm der Tubist die Luft für diese hinreißend gespielte „Tubadinerie“her? Es ist so rätselhaft wie bei den „Alphornissen“, wie Schwanzer Viktoria und Adél titulierte. Für die beiden Hornistinnen wurden Alphörner auf die Bühne geschleppt und mit ihren Enden in den ersten Zuhörerreihen postiert. Angelehnt an eine Komposition von Leopold Mozart, überraschten sie die Zuhörerschaft bei „Cool Horns on Fire“mit exzellenter Beherrschung dieses Instruments.
Bei der „Pizzicato-Polka“der Familie Strauss erlaubte sich Schwanzer ein paar Scherze mit seinem Ensemble. Dank einer echt neckischen Interpretation des Stücks, mit schier ausuferndem Pizzicato, konnte einem beim Zuhören bereits die Luft ausgehen. Falls politische Vertreterinnen und Vertreter der Stadt geglaubt hatten, sie kämen, wenn sie sich in den zweiten Rang verkriechen, um den Radetzky-Marsch herum, sahen sie sich getäuscht. Die Tradition vor der Pause wurde durchgezogen. „Frau Oberbürgermeister, runter zum Dirigat bitte“, forderte Schwanzer – mit Erfolg.
Tradition ist auch, dass nach der Pause die Konzertklamotten gegen Maskeraden getauscht werden. Dieses Jahr war das Motto Sport dran. Dafür rollten sogar Fahrräder auf die Bühne und auch „Verletzte“wurden angeschleppt.
Der Dirigent kam als Kampfsportler, was sich Gott sei Dank nicht auf das Dirigieren auswirkte, das erledigte er hingebungsvoll wie stets. Er führte die Solisten bei Vivaldis „Konzert für zwei Trompeten“so sicher, dass es auf dem Fahrrad gespielt werden konnte. Auf ein Schlagzeugsolo ist ebenfalls seit vielen Jahren Verlass. Dafür bediente Stefan Schmid das aufgebaute, umfangreiche Instrumentarium. Mit dem Hurlacher, der vor ein paar Tagen seinen 70er feierte, verbinden Schwanzer bereits Kindheitserinnerungen, verriet er dem Publikum.
Gegen Ende des Abends wurde es dann fast wehmütig, mit „If you leave me now“von Chicago und vor allem mit „Non, je ne regrette rien“. Edith Piafs Hymne an das Leben dirigierte Hans-Günter Schwanzer weit ausholend, mit immens viel Verve und eingelagerten, großen Gefühlen. „Wake me up before You go go“? Nein, das hatte die Zuhörerschaft wirklich nicht nötig, sie genoss den GeorgeMichael-Hit am Ende des Abends genauso wach und begeistert wie sämtliche Musikstücke davor.