Stirbt das Vereinsleben im Landkreis aus?
Nicht genug Nachwuchs und mangelndes Engagement machen es Vereinen schwer, sich zu behaupten. Ein Blick hinter die Kulissen zeigt, wie sie sich trotzdem nicht unterkriegen lassen.
Nicht genug Nachwuchs, Mangel an Engagement in ehrenamtlichen Positionen, Bürokratie und Finanzierung. Alles Faktoren, die es Vereinen teilweise schwer machen, sich vor einer Auflösung zu bewahren oder gar daran hindern ein rechtmäßiger Verein zu werden. Im Landkreis Landsberg sind die Probleme in den Vereinen unterschiedlich.
Am Anfang eines jeden Vereins steht erst einmal ein Haufen Bürokratie. Wer einen Verein gründen möchte, benötigt mindestens sieben Mitglieder, die eine Gründungsversammlung halten. Dabei muss eine Satzung verfasst werden, an der sich der Verein in Zukunft orientiert. Möchte der Verein steuerlich besser wegkommen, lässt er sich vom Finanzamt auf Gemeinnützigkeit prüfen und kann dann erst beim Registergericht als Verein eingetragen werden. Für die Vereine aus dem Landkreis Landsberg ist hier das Gericht in Augsburg zuständig.
In Vilgertshofen scheiterte der
Förderverein des Kreisseniorenheims deshalb bereits an einer Kontoeröffnung. „Wir wollten bei der Sparkasse Landsberg ein Vereinskonto eröffnen, um die Bargeldbeträge einzuzahlen, die wir bis jetzt bekommen haben“, sagte der Vorsitzende Erwin Böck im Januar, nach der ersten Sitzung. „Die haben uns gesagt, dass das so nicht möglich sei, da weder ich noch Schatzmeisterin Tanja Bauer ein Konto bei der Bank hat.“Der Verein müsse wohl noch eine Weile auf den Eintrag im Vereinsregister warten. Einerseits sei es schwierig, an einen Notar zu kommen, der die notwendige Arbeit übernimmt, andererseits sei es noch komplizierter, weil Landsberg kein eigenes Registergericht habe und Vereine sich nach Augsburg wenden müssten. Während die Mitglieder trotzdem optimistisch auf ihren frisch gebackenen Verein und die zukünftige Entwicklung blicken, haben alteingesessene Vereine ganz andere Probleme.
In Hurlach stand der Soldatenund Veteranenverein zuletzt kurz vor der Auflösung. Nicht, weil es nicht genug Mitglieder gibt, aber weil nicht klar war, ob jemand die ehrenamtlichen Positionen im Vorstand besetzt werden können. „Bei der Jahreshauptversammlung in November 2023 kam die Wahl zur Sprache, die alle fünf Jahre stattfindet“, schildert Schriftführer Manfred Wiblishauser im Gespräch mit unserer Redaktion. Der damalige Vorstandsvorsitzende Helmuth Weihrather wollte nach 20 Jahren im Amt nicht noch einmal kandidieren. Sein Stellvertreter Helmut Müller ebenso. Zunächst wollte sich kein Mitglied als Vorstand aufstellen lassen. Der Grund: „Jeder sagt, er sei zu gestresst für solch ein Amt“, sagt Schriftführer Wiblishauser.
Auf der Tagesordnung der Neuwahl der Vorstandschaft des Soldatenund Veteranenverein im Januar stand daher als dritter Programmpunkt die Auflösung des Vereins. „Das ist vom Amtsgericht so vorgeschrieben, falls kein neuer Vorstand gewählt werden kann“, erklärt Wiblishauser. Doch die Vereinsauflösung konnte abgewendet werden. Hurlachs Altbürgermeister Böhm ist nun Vorsitzender. „Zweiter Vorsitzender ist ein langgedienter Soldat, Franz Dörrich“, berichtet der Schriftführer des Vereins.
Finanziell halten sich Vereine unterschiedlich am Laufen – einige sammeln Spenden, andere organisieren etwa Veranstaltungen, für die sie Eintritt verlangen oder verkaufen Produkte. Besonders die Vereine, die sich künstlerisch betätigen, ob Musik oder Theater, sind dabei verstärkt darauf angewiesen, bei Konzerten und Vorstellungen entsprechende Einnahmen zu machen. Unter anderem, um etwa Material für Bühnenbildmaterialien zu sammeln oder Kostüme anzuschaffen. Denklingens Bürgermeister Andreas Braunegger sagt, es laufe am Ende immer darauf raus, das die Produktionen gut laufen. In Denklingen wird ein Stück pro Jahr gezeigt, das müsse dann auch gut besucht sein. Schade sei es, wenn das Geld ausbleibt, weil der Verein motivierte Mitglieder hätte – Jung und Alt.
Anders sieht das beim Gartenbauverein Hofstetten und Hagenheim aus. Der Verein sei ein wenig überaltert, so Vorsitzender Wilfried Haltermann. Das Durchschnittsalter schätzt er auf 70 bis 75 Jahre. „Wir sind mit 188 Mitgliedern
eigentlich stark dabei.“Allerdings fehlen die jungen Mitglieder. Besonders, wenn es um Grünpflegemaßnahmen geht. Wie etwa beim Obstbaumschneiden, wo mehr Körpereinsatz gefragt ist. Der Gartenbauverein pflegt zudem die Grünfläche einer Verkehrsinsel und unterstützt teilweise die Gemeindearbeiter.
In Hofstetten gäbe es ein paar jüngere Mitglieder, sagt Haltermann. „Neben dem Rathaus haben wir dort einen kleinen Garten, um den sich junge Familien kümmern.“Er wohne in Hagenheim, dort gäbe es auch viele junge Menschen und Familien, die ein Haus gebaut hätten, oder zur Miete wohnen und einen kleinen Garten haben. „Wir stehen auch immer für Fragen und Ratschlag zur Verfügung“, erklärt der Vorsitzende. Ein Bonus sei auch, dass man sich als Mitglied die Gerätschaften des Vereins leihen könnte, allerdings würden das nur wenige wahrnehmen. In Zukunft möchte der Verein den Schwerpunkt auch auf Vorträge legen – zudem mache die Gruppe ja Ausflüge, nicht nur zur Bundesgartenschau, aber etwa wie heuer eine Floßfahrt.