Landsberger Tagblatt

Stirbt das Vereinsleb­en im Landkreis aus?

Nicht genug Nachwuchs und mangelndes Engagement machen es Vereinen schwer, sich zu behaupten. Ein Blick hinter die Kulissen zeigt, wie sie sich trotzdem nicht unterkrieg­en lassen.

- Von Lisa Gilz und Vanessa Polednia

Nicht genug Nachwuchs, Mangel an Engagement in ehrenamtli­chen Positionen, Bürokratie und Finanzieru­ng. Alles Faktoren, die es Vereinen teilweise schwer machen, sich vor einer Auflösung zu bewahren oder gar daran hindern ein rechtmäßig­er Verein zu werden. Im Landkreis Landsberg sind die Probleme in den Vereinen unterschie­dlich.

Am Anfang eines jeden Vereins steht erst einmal ein Haufen Bürokratie. Wer einen Verein gründen möchte, benötigt mindestens sieben Mitglieder, die eine Gründungsv­ersammlung halten. Dabei muss eine Satzung verfasst werden, an der sich der Verein in Zukunft orientiert. Möchte der Verein steuerlich besser wegkommen, lässt er sich vom Finanzamt auf Gemeinnütz­igkeit prüfen und kann dann erst beim Registerge­richt als Verein eingetrage­n werden. Für die Vereine aus dem Landkreis Landsberg ist hier das Gericht in Augsburg zuständig.

In Vilgertsho­fen scheiterte der

Fördervere­in des Kreissenio­renheims deshalb bereits an einer Kontoeröff­nung. „Wir wollten bei der Sparkasse Landsberg ein Vereinskon­to eröffnen, um die Bargeldbet­räge einzuzahle­n, die wir bis jetzt bekommen haben“, sagte der Vorsitzend­e Erwin Böck im Januar, nach der ersten Sitzung. „Die haben uns gesagt, dass das so nicht möglich sei, da weder ich noch Schatzmeis­terin Tanja Bauer ein Konto bei der Bank hat.“Der Verein müsse wohl noch eine Weile auf den Eintrag im Vereinsreg­ister warten. Einerseits sei es schwierig, an einen Notar zu kommen, der die notwendige Arbeit übernimmt, anderersei­ts sei es noch komplizier­ter, weil Landsberg kein eigenes Registerge­richt habe und Vereine sich nach Augsburg wenden müssten. Während die Mitglieder trotzdem optimistis­ch auf ihren frisch gebackenen Verein und die zukünftige Entwicklun­g blicken, haben alteingese­ssene Vereine ganz andere Probleme.

In Hurlach stand der Soldatenun­d Veteranenv­erein zuletzt kurz vor der Auflösung. Nicht, weil es nicht genug Mitglieder gibt, aber weil nicht klar war, ob jemand die ehrenamtli­chen Positionen im Vorstand besetzt werden können. „Bei der Jahreshaup­tversammlu­ng in November 2023 kam die Wahl zur Sprache, die alle fünf Jahre stattfinde­t“, schildert Schriftfüh­rer Manfred Wiblishaus­er im Gespräch mit unserer Redaktion. Der damalige Vorstandsv­orsitzende Helmuth Weihrather wollte nach 20 Jahren im Amt nicht noch einmal kandidiere­n. Sein Stellvertr­eter Helmut Müller ebenso. Zunächst wollte sich kein Mitglied als Vorstand aufstellen lassen. Der Grund: „Jeder sagt, er sei zu gestresst für solch ein Amt“, sagt Schriftfüh­rer Wiblishaus­er.

Auf der Tagesordnu­ng der Neuwahl der Vorstandsc­haft des Soldatenun­d Veteranenv­erein im Januar stand daher als dritter Programmpu­nkt die Auflösung des Vereins. „Das ist vom Amtsgerich­t so vorgeschri­eben, falls kein neuer Vorstand gewählt werden kann“, erklärt Wiblishaus­er. Doch die Vereinsauf­lösung konnte abgewendet werden. Hurlachs Altbürgerm­eister Böhm ist nun Vorsitzend­er. „Zweiter Vorsitzend­er ist ein langgedien­ter Soldat, Franz Dörrich“, berichtet der Schriftfüh­rer des Vereins.

Finanziell halten sich Vereine unterschie­dlich am Laufen – einige sammeln Spenden, andere organisier­en etwa Veranstalt­ungen, für die sie Eintritt verlangen oder verkaufen Produkte. Besonders die Vereine, die sich künstleris­ch betätigen, ob Musik oder Theater, sind dabei verstärkt darauf angewiesen, bei Konzerten und Vorstellun­gen entspreche­nde Einnahmen zu machen. Unter anderem, um etwa Material für Bühnenbild­materialie­n zu sammeln oder Kostüme anzuschaff­en. Denklingen­s Bürgermeis­ter Andreas Braunegger sagt, es laufe am Ende immer darauf raus, das die Produktion­en gut laufen. In Denklingen wird ein Stück pro Jahr gezeigt, das müsse dann auch gut besucht sein. Schade sei es, wenn das Geld ausbleibt, weil der Verein motivierte Mitglieder hätte – Jung und Alt.

Anders sieht das beim Gartenbauv­erein Hofstetten und Hagenheim aus. Der Verein sei ein wenig überaltert, so Vorsitzend­er Wilfried Haltermann. Das Durchschni­ttsalter schätzt er auf 70 bis 75 Jahre. „Wir sind mit 188 Mitglieder­n

eigentlich stark dabei.“Allerdings fehlen die jungen Mitglieder. Besonders, wenn es um Grünpflege­maßnahmen geht. Wie etwa beim Obstbaumsc­hneiden, wo mehr Körpereins­atz gefragt ist. Der Gartenbauv­erein pflegt zudem die Grünfläche einer Verkehrsin­sel und unterstütz­t teilweise die Gemeindear­beiter.

In Hofstetten gäbe es ein paar jüngere Mitglieder, sagt Haltermann. „Neben dem Rathaus haben wir dort einen kleinen Garten, um den sich junge Familien kümmern.“Er wohne in Hagenheim, dort gäbe es auch viele junge Menschen und Familien, die ein Haus gebaut hätten, oder zur Miete wohnen und einen kleinen Garten haben. „Wir stehen auch immer für Fragen und Ratschlag zur Verfügung“, erklärt der Vorsitzend­e. Ein Bonus sei auch, dass man sich als Mitglied die Gerätschaf­ten des Vereins leihen könnte, allerdings würden das nur wenige wahrnehmen. In Zukunft möchte der Verein den Schwerpunk­t auch auf Vorträge legen – zudem mache die Gruppe ja Ausflüge, nicht nur zur Bundesgart­enschau, aber etwa wie heuer eine Floßfahrt.

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