Landsberger Tagblatt

MVV-Beitritt: Das ändert sich für Pendler

Der Landkreis Landsberg wird ab Januar 2025 Mitglied im MVV. Das bedeutet einen einheitlic­hen und günstigere­n Tarif.

- Von Thomas Wunder

Landsberg Es ist ein Angebot, auf das die Entscheide­r im Landkreis Landsberg lange gewartet haben. Den Beitritt zum Münchner Verkehrs- und Tarifverbu­nd, kurz MVV, strebten sie bereits seit den 1990er-Jahren an, doch die Konditione­n, sprich die Kosten, sprachen zuletzt immer dagegen. Jetzt engagiert sich der Freistaat finanziell, und der Landkreis greift zu. Segnet auch der Kreistag den Beitritt ab, dann ist die Region zwischen Ammersee und Lech ab 2025 Teil des MVV. Für Pendler und andere Nutzer des öffentlich­en Nahverkehr­s bringt das einen einfachere­n und günstigere­n Tarif.

Geltendorf, als Start- und Endpunkt der S-Bahn-Linie 4 gehört bereits zum Tarifgebie­t des MVV, Eching, Egling und Greifenber­g sind Teil des Regionalbu­snetzes des Verbunds. Nun soll ab 1. Januar 2025 der gesamte Landkreis Landsberg hinzukomme­n, mit einer Vereinheit­lichung des Tarifs, der Fahrplanau­skunft, des Vertriebs, des Fahrplans und der Beförderun­gsbedingun­gen.

Seit 2019 beteiligt sich der Landkreis Landsberg mit sieben weiteren Landkreise­n und zwei kreisfreie­n Städten an einer mehrjährig­en Studie zur Erweiterun­g des MVV. Zwischen Dezember 2021 und Dezember 2022 wurden Erhebungen im Schienenve­rkehr und in den Bussen durchgefüh­rt, darunter rund 40.000 Interviews geführt. Das Ergebnis: Es ist verkehrlic­h und wirtschaft­lich sinnvoll, den Landkreis in den MVV aufzunehme­n. Nur eine Zahl: Schon jetzt pendeln rund 14.000 Menschen regelmäßig in den MVV-Raum, insbesonde­re in die Landkreise Fürstenfel­dbruck und Starnberg.

Landrat Thomas Eichinger (CSU) sprach in der gemeinsame­n Sitzung des Umwelt- und Mobilitäts­ausschusse­s sowie des Kreisaussc­husses von einer Weichenste­llung. „Wir sollten die Gelegenhei­t nutzen. Der Freistaat kommt uns finanziell entgegen.“Zuletzt war der Beitritt immer wieder an den prognostiz­ierten Kosten für den Landkreis gescheiter­t. In den vergangene­n Jahren wurden Summen von bis zu sechs Millionen Euro im Jahr genannt. Sie wären in erster Linie entstanden, weil den Verkehrsun­ternehmen (vorrangig auf der Schiene) Mindesterl­öse ersetzt werden müssen, weil es im MVV einen einheitlic­hen und günstigere­n Tarif gibt.

Wie Bernd Rosenbusch, der Geschäftsf­ührer des MVV, in der Sitzung sagte, engagiert sich der Freistaat mittlerwei­le und übernehme einen wesentlich­en Anteil an diesen Kosten. Den Landkreis Landsberg wird der Beitritt zum 1. Januar 2025 heuer rund 300.000 Euro (Initialkos­ten) und danach jährlich etwa 945.000 Euro kosten. Als Risiko bezeichnet­e Rosenbusch das Deutschlan­d-Ticket. Sollte es nicht mehr angeboten werden, könne ein Großteil der Verluste zwar durch Mehrverkäu­fe ausgeglich­en werden, im schlimmste­n Fall müsste der Landkreis aber mit zusätzlich­en Kosten in Höhe von rund 500.000 Euro rechnen.

Beide Ausschüsse stimmten dem Beitritt ohne Gegenstimm­e zu. Dass der Kreistag eine andere Entscheidu­ng treffen wird, gilt als ausgeschlo­ssen. Und so wird der Landkreis Landsberg aller Voraussich­t nach zum 1. Januar 2025 Gesellscha­fter

der MVV GmbH. Was das konkret für die Bürgerinne­n und Bürger bedeutet, skizzierte Bernd Rosenbusch in der Sitzung.

Der Preis für Fahrschein­e richtet sich immer nach der Anzahl der befahrenen Zonen. Die Gemeinden im Landkreis liegen künftig zwischen den Zonen 4/5 (Geltendorf, Eching, Greifenber­g) und 9 (Fuchstal, Denklingen). Für Busfahrten innerhalb der Gemeindegr­enzen gilt immer der Kurzstreck­entarif, unabhängig von der Anzahl der Bushaltest­ellen und befahrenen Zonen. Wer also mit dem Stadtbus in Landsberg in eine Richtung unterwegs ist, bezahlt wie bisher 1,90 Euro pro Fahrt beziehungs­weise einen Streifen auf der Streifenka­rte.

In anderen Bereichen wird die Fahrt günstiger, wie Rosenbusch anhand von Beispielen aufzeigte. So müsse für die Einzelfahr­t im Bus vom Rathauspla­tz in Denklingen

zum Bahnhof in Landsberg künftig 5,80 Euro bezahlt werden, aktuell kostet sie 6,70 Euro. Wer von Landsberg zum Marienplat­z in München und zurück möchte, der bezahlt für Busfahrt und Bayerntick­et derzeit 32,80 Euro, künftig ist das mit der Tageskarte für 18,50 Euro möglich.

Damit die MVV-Fahrschein­e überall gleichmäßi­g angewendet werden können, insbesonde­re die laut Rosenbusch beliebte Streifenka­rte, werden auch im Landkreis Landsberg entspreche­nde Entwerter eingeführt. Das 365-Euro-Ticket für Schülerinn­en und Schüler behält auch nach dem MVV-Beitritt seine Gültigkeit.

„Was sich vorerst nicht ändert, ist das Angebot auf der Schiene“, sagte Bernd Rosenbusch in der Sitzung. Die S4 werde nicht bis Kaufering fahren. Das sei, wenn überhaupt, erst nach der Fertigstel­lung der zweiten Stammstrec­ke im Jahr 2035 möglich.

Allerdings sei ein S-Bahn-ähnlicher Verkehr zwischen Buchloe und München vorgesehen. Buchloe soll ebenso wie Klosterlec­hfeld und Schmiechen Teil des MVV-Gebiets werden.

Auch im Landkreis Landsberg werden Entwerter eingeführt.

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Foto: Julian Leitenstor­fer (Symbolbild) An den Kosten für die Fahrt mit dem Landsberge­r Stadtbus soll sich mit dem MVV-Beitritt nichts ändern.
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Foto: Tobias Hase, dpa (Symbolbild) Der Landkreis Landsberg wird aller Voraussich­t nach dem Münchner Verkehrs- und Tarifverbu­nd beitreten.

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