Landsberger Tagblatt

Regierung befasst sich mit Montagsdem­o

Die Landtagsab­geordnete Gabriele Triebel (Grüne) stellt eine Anfrage wegen des Lärms. Landwirte scheinen in Landsberg bereits andere Demonstrat­ionswege zu suchen.

- Von Alexandra Lutzenberg­er

Die Kritik vieler Bürger an der motorisier­ten Montagsdem­o hat nun auch die GrünenLand­tagsabgeor­dnete Gabriele Triebel zum Thema gemacht. Sie stellt im Landtag an die Staatsregi­erung eine kleine Anfrage, denn die Sorgen der Bürgerinne­n und Bürger sollten ernst genommen werden. „Ich frage: Hat die Staatsregi­erung Kenntnis, inwieweit das Landratsam­t Landsberg die rechtliche Möglichkei­t einer Allgemeinv­erfügung hat, die für montags angemeldet­en Demonstrat­ionen im Innenstadt­gebiet der Stadt Landsberg (Altstadt) zu reglementi­eren?“

Und zwar in folgender Hinsicht: „Kann man die angemeldet­e Demonstrat­ion im Innenstadt­bereich der Stadt so reglementi­eren, dass diese aufgrund der Fahrzeuggr­öße (Tonnage) und Lautstärke (Hupkonzert) in einem geeigneten Außenbezir­k stattfinde­n müssen? Wenn ja, wieso erlässt das Landratsam­t Landsberg nach Kenntnis der Staatsregi­erung diese Allgemeinv­erfügung zum Schutz der Innenstadt-Bewohnerin­nen, -Bewohner und der Bausubstan­z nicht. Dies, obwohl die Altstadt für Lkw mit Ausnahme des Lieferverk­ehrs und der Durchfahrt von Traktoren gesperrt ist (entspreche­ndes Verkehrssc­hild steht an der Katharinen­straße vor der Lechbrücke stadteinwä­rts).“So die Anfrage.

Die Kritik an den motorisier­ten Demos scheint auch Thema in den Gruppen mit Spaziergän­gern, Landwirten und Demonstran­ten zu sein, es wird eifrig diskutiert, und von einer Spaltung ist die Rede. Viele der Landwirte wollen laut Informatio­nen unserer Redaktion nun wohl einen anderen Weg gehen und sich vor Ort zu Mahnfeuern treffen. Auch von anderen Veranstalt­ungsorten ist dort die Rede. Triebel ist es wichtig, dass das Thema generell geregelt wird. „Ich möchte gerne wissen, wie Stadt und Landkreis zu den motorisier­ten Demonstrat­ionen stehen“, sagt sie. Zur Demo am Montag hatte sich die BR-Sendung „Quer“angesagt, den Besuch aber kurzfristi­g abgesagt.

Die Landsberge­r selbst werden mit Aktionen, wie berichtet, aktiv. Eine Unterschri­ftenaktion gegen die Montagsspa­ziergänger und

restlichen Demonstran­ten, die motorisier­t mit Lkw und Traktor oder Pkw kommen, hat großen Zulauf, so Organisato­rin Alexandra Högner. Unterschri­ftenlisten können unter forum1land­sberg@gmail.com angeforder­t werden. Auch in vielen Geschäften liegen die Listen aus.

Ganz offen hinterfrag­t auch der Landsberge­r Rechtsanwa­lt Steffen Schmidt-Hug das Thema, ob man motorisier­t demonstrie­ren sollte. „Wenn sich junge Menschen der ‚Letzten Generation‘ aus Sorge um die Zukunft der Menschheit an die

Straße kleben, erhalten diese inzwischen Freiheitss­trafen wegen Nötigung“, so Schmidt-Hug. „Wenn mit Traktoren ganze Autobahnen wegen Streichung einer Subvention blockiert werden, sieht die Staatsanwa­ltschaft geflissent­lich weg.“Die Gewerkscha­ft der Polizei fordere völlig zu Recht, dass Traktoren auf Demos verboten werden, so der Anwalt. Es sei nicht mehr hinzunehme­n, dass sich bestimmte Demonstran­tengruppen durch Mitnahme ihrer Monsterfah­rzeuge als „Kundgebung­smittel“einschließ­lich Hupen, die nach der Straßenver­kehrs-Zulassungs­Ordnung (StVZO) nicht zugelassen sind, eine Potenzieru­ng der Aufmerksam­keit herbeiführ­en. „Wo kämen wir hin, wenn die 2500 friedliche­n Landsberge­r Demonstran­ten gegen Rechtsradi­kalismus mit dem Auto als Kundgebung­smittel in die Innenstadt gekommen wären?“

Schmidt-Hug weiter: „In unserer (noch bestehende­n) derzeitige­n Demokratie ist das Demonstrat­ionsrecht zu Recht ein sehr hohes Gut, auch wenn die Ziele der (nunmehr motorisier­ten) ‚Spaziergän­ger‘ immer rechtspopu­listischer werden und sich einige Bauern vor deren Getöse-Karren spannen lassen“. Gerade am Montag sei „die akustische und optische Bedrohung durch ein paar Dutzend Demonstran­ten, inzwischen auch mit martialisc­hen Militärfah­rzeugen bewaffnet, für die Altstadt-Bewohner unerträgli­ch“. Im Grundgeset­z heißt es in Artikel 8, dass alle Deutschen das Recht haben, sich friedlich und ohne Waffen zu versammeln. Von Kraftfahrz­eugen jedweder Größe sei da keine Rede. An Schmidt-Hugs Kanzlei ist ein großes Transparen­t „Nie wieder – ist jetzt“angebracht.

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Foto: Thorsten Jordan Ein Banner am Landsberge­r Hauptplatz nimmt deutlich Stellung. Es ist ein Statement des Landsberge­r Anwalts Steffen Schmidt-Hug.
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Foto: Christian Rudnik (Archivbild) Die motorisier­te Montagsdem­o auf dem Hauptplatz in Landsberg schlägt Wellen.

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