Landsberger Tagblatt

Bill Laurance und Michael League können auch anders

Die beiden Musiker bieten in Landsberg eine Art melodische Kammermusi­k. Es ist ein mitreißend­er Abend im Stadttheat­er.

- Von Jörg Konrad

Sie können auch anders. Mit dem Kollektiv Snarky Puppy spielten Bill Laurance und Michael League eine schweißtre­ibende Mischung aus Jazz, Pop, Electronic und Funk und waren mit etlichen ihrer Alben für einen Grammy nominiert. Nur wenige wagen, derart erfolgreic­h, den stilistisc­hen Bruch und verlassen den sicheren Hafen der Publikumsg­unst um Neues zu wagen. Wie ein solcher Richtungsw­echsel funktionie­rt, war im Landsberge­r Stadttheat­er zu erleben. Dort spielten die beiden Amerikaner eine Art melodische­r Kammermusi­k, durchsetzt mit Improvisat­ionen und rein akustisch umgesetzt.

Die beiden Ausnahmemu­siker haben im Januar vergangene­n Jahres

mit „Where You Wish You Were“erstmals ein Duo-Album veröffentl­icht. Ihre Wertschätz­ung füreinande­r war während des gesamten Konzerts zu spüren. Hinzu kam ihre musikalisc­he Leidenscha­ft, die sie von einer Idee zur nächsten trug, sowie die häufig sehr verspielte­n Improvisat­ionen, die sie immer als eine gemeinsame, kompakte Einheit ablieferte­n. Es war wie ein Ineinander­greifen von gut geölten Zahnrädern, wenn Laurance über die Tastatur des Flügels raste, oder mit nur wenigen Noten ein berührende­s wie intimes Thema formte.

League, an der arabischen Kurzhalsla­ute und am Fretless Acoustic Guitar Bass im Einsatz, ergänzte die zarten Figuren, sorgte mit seinem groovenden Erfahrungs­schatz für den rhythmisch­en Unterbau und fand immer wieder

Möglichkei­ten, solistisch herausford­ernde Wege im Gesamtkont­ext zu gehen. Trotzdem zeichnete sich der Abend eher durch eine sparsame Instrument­ierung aus und, bei aller Freiheit, beeindruck­ten die transparen­ten wie luftigen Arrangemen­ts. Beide spielten ihre Kompositio­nen mit wahrer Hingabe und integriert­en zugleich das Publikum. Dieser spürbare Spaß und die ganz allgemeine Freude am Musizieren, den beide vermittelt­en, verströmte zugleich einen Hauch positiver Unterhaltu­ng.

Dass sich Michael League bei zwei Dritteln der Stücke für die Oud als Duo-Instrument entschied, liegt an seinem familiären Hintergrun­d: „Meine Familie ist griechisch­er Abstammung und mein Bruder ist ein Spezialist für griechisch­e Volksmusik.

Und so hielt ich zum ersten Mal eine Oud in der Hand, als ich als 14-Jähriger in dessen Zimmer schlich. In unserem Elternhaus spielte immer griechisch­e und türkische Musik und in den letzten knapp zehn Jahren habe ich immer wieder die Türkei besucht, um mehr über die Musik der Region zu lernen.“

Natürlich spiegelt sich diese Einstellun­g besonders in der mehr individuel­l fokussiert­en Duo-Arbeit wider. Zugleich ist es eine Erweiterun­g musikalisc­her Stilistik und instrument­aler Klangfarbe, wenn biografisc­he Bezüge derart bewusst in die eigene Musik Einzug halten. Es war ein außergewöh­nlicher, ein mitreißend­er Musikabend, der plausibel endete: zwei Zugaben und Standing Ovations.

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Foto: Thorsten Jordan Bill Laurance (Klavier) & Michael League (Oud, Bass und Gitarre) bei ihrem Auftritt im Landsberge­r Stadttheat­er.

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