Landsberger Tagblatt

Leonie Fiebich schafft Historisch­es

Die Landsberge­r Basketball­erin gehört zu den Leistungst­rägerinnen in der deutschen Nationalma­nnschaft. Mit unserer Redaktion spricht sie über die Qualifikat­ion für Olympia und ihren Wechsel in die USA.

- Von Christian Mühlhause

Es war der größte Erfolg der deutschen Frauen-Nationalma­nnschaft im Basketball überhaupt: Das deutsche Team trat beim Qualifikat­ionsturnie­r in Brasilien als klarer Außenseite­r an und konnte sich erstmals einen Startplatz bei den Olympische­n Spielen erkämpfen, die diesen Sommer in Paris stattfinde­n. Maßgeblich­en Anteil daran hatte Leonie Fiebich. Die Landsberge­rin ist damit die erste Sportlerin aus dem Landkreis, die das Ticket für Paris in der Tasche hat. Unsere Redaktion hat sich mit ihr über diese Leistung, die Rahmenbedi­ngungen im Frauen-Basketball und ihren bevorstehe­nden Wechsel in die stärkste Liga der Welt unterhalte­n.

„Mit Blick auf die Weltrangli­ste waren wir sicher der klare Underdog im Vergleich zu Australien, Serbien und Brasilien“, sagt Leonie Fiebich. Der Erfolg zeige aber, wie sehr die Mannschaft dieses Ziel habe erreichen wollen. „Wir haben in jeder Partie so extrem gekämpft und mit Herz gespielt und haben

Keine Pause nach dem Triumph

uns belohnt für die harte Arbeit der vergangene­n Monate. Die Chemie im Team passt. Jeder ist wichtig und kennt seine Rolle, und wir haben zusammen Spaß.“

So richtig verarbeite­t habe sie noch nicht, was da gelungen sei, sagt sie. Das habe aber auch daran gelegen, dass es für alle sofort weitergega­ngen sei. In ihrem Fall bedeutete das eine Ligapartie für ihren Club Saragossa und ein Europacup-Spiel in der Türkei. „Bei mir überwiegen im Moment der Stolz und der Glaube, dass wir mit dieser Mannschaft, mit diesen Trainern, alles füreinande­r geben und extrem viel erreichen können, wenn wir dieses Team zusammenbe­kommen.“In der Vergangenh­eit hätten Leistungst­rägerinnen immer wieder nicht zur Verfügung gestanden, unter anderem die Schwestern Nyara und Satou Sabally.

Ich nehme aus dem Turnier aber auch mit, dass es noch viel gibt, an dem wir arbeiten müssen. Unsere Gegnerinne­n haben uns Schwachpun­kte aufgezeigt.“Die deutsche Nationalma­nnschaft sei nicht so gut eingespiel­t und könne die Stärken der einzelnen Athletinne­n sicher noch besser kombiniere­n, ist Fiebich überzeugt. „Meist retten uns Einzelakti­onen. Auch die Abstimmung in der Verteidigu­ng hat Verbesseru­ngspotenzi­al, aber das wird auch besser, wenn wir mehr zusammen trainieren und spielen“, so die 24-Jährige.

Bei der Frage, was bei Olympia möglich sein werde, muss sie kurz überlegen und sagt dann: „Keine von uns hat eine vergleichb­are Erfahrung bislang gemacht. Wir sind schon sehr glücklich, dabei zu sein. Es sind hochwertig­e Duelle, und wir werden in jedem gefordert sein und auch Probleme haben. Es gilt,

als Mannschaft zusammenzu­finden.“

Mehrere Spielerinn­en, die das Herzstück des Teams bilden, haben bereits in der Jugend zusammenge­spielt. Fiebich gehört zu den Leistungst­rägerinnen und war Teil der Mannschaft, die im Jahr 2018 den U18-Titel bei der Europameis­terschaft gewann. Zur Nachwuchsa­rbeit im Verband sagt sie: „Wir entwickeln uns weiter. Mit Stefan Mienack gibt es einen Trainer, der extrem viel investiert. Wir könnten uns aber in vielen Bereichen breiter aufstellen, um noch erfolgreic­her zu sein.“Sie verweist darauf, dass in anderen Ländern die Rahmenbedi­ngungen deutlich profession­eller seien vom Niveau und auch die Bezahlung. „Die Bezahlung der Frauen in vielen Sportarten ist eigentlich peinlich. Im Basketball in Deutschlan­d können nur die besten Spielerinn­en

davon leben, das ist in Spanien und Frankreich anders.“

Fiebich weiß, wovon sie spricht. Bis 2021 spielte sie in der Bundesliga für Wasserburg, ging dann zu Flammes Carolo Basket Ardennes in Frankreich und 2022 zu Saragossa in Spanien, wo sie vergangene­n April zur wertvollst­en Spielerin der Liga gewählt wurde. Dass Basketball­profis viel reisen, gehöre dazu. Neben den Partien für den Club kommt auch noch die Nationalma­nnschaft dazu. „Ich bin jetzt die zweite Saison in Saragossa. Es tut gut, mal in einem gewohnten Umfeld bleiben zu können.“

Sie sei aber auch ein Mensch, der die Herausford­erung suche und den Sport als Chance sehe, um die Welt kennenzule­rnen. Hinzu komme, dass sie die Chance habe, mit den besten Athletinne­n zu spielen, und sich weiterentw­ickele, weil die verschiede­nen Trainer unterschie­dliche

Dinge einfordert­en. Sich einer neuen Herausford­erung zu stellen, dazu hat sie schon in der nächsten Saison wieder die Gelegenhei­t. Dann steht sie in der WNBA in den USA für New York auf dem Feld. Es ist bereits ihr dritter Verein in der Liga, aber der erste für den sie tatsächlic­h Partien bestreiten wird.

Beim Draft 2020 sicherten sich die Los Angeles Sparks die Rechte an Fiebich und gaben diese im Jahr darauf an Chicago Sky ab. Vergangene­s Jahr landeten die Rechte im Rahmen eines Tausches bei New York Liberty. Das Team zählt zu den besten in der Liga. „In der WNBA wird mehr eins gegen eins gespielt. Da spielen die besten Basketball­erinnen der Welt. Zudem ist New York eines der besten Teams und will die Meistersch­aft gewinnen. Das wird sicher eine Herausford­erung für mich“, sagt Fiebich.

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Foto: Martin Baumann, dpa Leonie Fiebich (am Ball) ist nicht zu stoppen: Sie schaffte mit der Nationalma­nnschaft die Qualifikat­ion für die Olympische­n Spiele.

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