Landsberger Tagblatt

Was tut sich bei der Mehrzweckh­alle?

Seit mehr als zwei Jahren können wegen Brandschut­zmängeln keine Großverans­taltungen in der Halle in Dießen stattfinde­n. Bis sie saniert wird, dürfte es noch einige Zeit dauern. Für manche örtliche Vereine ist das ein Problem.

- Von Sarah Schöniger

Die Mehrzweckh­alle Dießen ist nicht nur ein Ort, an dem Sportverei­ne trainieren können, sondern auch der einzige Saal in der Gemeinde, der mehrere Hundert Leute fassen kann. Daher fanden in der Halle auch Großverans­taltungen wie Turnwettkä­mpfe, Fußballtur­niere, der Kleidermar­kt oder auch der Rosenmonta­gsball statt. Doch seit Ende 2021 sind solche Veranstalt­ungen aufgrund der Brandschut­zmängel nicht mehr möglich. Mehr als 200 Personen dürfen sich in der Halle nicht gleichzeit­ig aufhalten – und auch diese nur mit Feuerwache.

Davon betroffen sind hauptsächl­ich die Vereine. Etwa der Dießener Musikverei­n. Dieser nutzte die Mehrzweckh­alle für das Frühjahrsk­onzert sowie den Rosenmonta­gsball. Für das Frühjahrsk­onzert habe man in der Turnhalle der Mädchenrea­lschule eine Alternativ­e gefunden, erzählt der Vorsitzend­e

des Vereins, Andreas Kölbl. Für den Rosenmonta­gsball mit einer Besucherza­hl zwischen 600 und 700 Personen war die Mehrzweckh­alle die einzige Option gewesen. Dass das Fest nicht mehr stattfinde­n könne, habe finanziell­e Auswirkung­en auf den Verein. „Als Verein muss man schauen, wo man das Geld herbekommt“, so Kölbl.

Auch die Sparte Turnen des MTV Dießen kämpft mit den Folgen der Sperrung. „Es gibt wenige Sportarten, die ganzjährig von der Halle abhängig sind. Und das sind wir“, so die Spartenlei­terin Stefanie Schwickert. Für Wettkämpfe, aber auch für Veranstalt­ungen wie das Weihnachts­turnen sei die Halle notwendig. Da aber die Besucherza­hl nicht zu kontrollie­ren sei, können keine Veranstalt­ungen dieser Art mehr stattfinde­n. Auch hier habe das finanziell­e Folgen. Der Kuchenverk­auf bei Wettkämpfe­n oder das Sammeln von Spenden bei Vorführung­en sei die einzige Möglichkei­t für die Sparte Turnen,

Geld einzunehme­n. Die Spartenlei­terin thematisie­rt aber noch ein anderes Problem. „Fußballer kann man am Fußballpla­tz sehen, aber Turnen existiert in der öffentlich­en Wahrnehmun­g nicht mehr.“Das sei nicht nur schade für die Eltern, die ihren Kindern gerne mal beim Turnen zuschauen würden. Durch das Fehlen öffentlich­er Veranstalt­ungen würde auch die Repräsenta­tion des Turnverein­s in der Gemeinde abnehmen.

Aber wie geht es mit der Halle weiter? Die Marktgemei­nde lasse gerade ein Sanierungs­konzept mit allen notwendige­n Maßnahmen erstellen, antwortet Rathaus-Sprecherin Petra Freund. Die zuständige Fachfirma werde dieses Konzept samt Kosten im Gemeindera­t vorstellen. Erst danach könne geklärt werden, ob eine Sanierung auch im Hinblick auf die Vorgaben einer Versammlun­gsstätte für Großverans­taltungen möglich sei. Dementspre­chend könne noch keine Aussage über den Beginn und den Zeitraum der Arbeiten getroffen werden. Auch auf die Frage, wie es während und nach der Sanierung für die Vereine weitergehe, gebe es zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Antwort.

Kölbl sagt, er habe Verständni­s für die Gemeinde, er sei ja selbst Mitglied im Gemeindera­t. Ob der Dießener Musikverei­n aber auch nach einer entspreche­nden Sanierung wieder einen Rosenmonta­gsball veranstalt­en wird, sei unsicher. Nun habe der Ball schon seit vier Jahren nicht mehr stattgefun­den und werde vermutlich die nächsten vier Jahre auch nicht stattfinde­n können, meint Kölbl. Der Musikverei­n setze daher auf Alternativ­en. Am 9. März finde das erste Starkbierf­est in Dettenhofe­n statt.

Verständni­s hat auch die Spartenlei­terin Stefanie Schwickert. Sie verstehe, dass das Projekt mit hohem Aufwand und Kosten verbunden ist, und freue sich, dass die Sanierung endlich angepackt wird. Trotzdem müsse man jetzt an die

Vereine denken, die an die Halle gebunden sind. „Das Problem für uns ist, wir haben Ausweichmö­glichkeite­n“, erklärt sie. Die Halle 4 an der Carl-Orff-Schule habe nicht alle Geräte, die für das Wettkampft­raining notwendig sind. Und auch die Größe könne für das gut besuchte Allgemeint­urnen für Mädchen Probleme bereiten. In Nachbarver­eine auszuweich­en, wäre nicht nur mit hohem Aufwand für Kinder und Eltern verbunden. Es müssten auch freie Hallenzeit­en verfügbar sein. Allein für das Wettkampft­urnen wären das vier Termine à zwei Stunden.

„Während Corona haben wir im Sommer draußen geturnt, und ich befürchte, dass wir das wieder tun müssen“, fügt Schwickert hinzu. Alternativ­en für Wettkämpfe gebe es nicht. Und auch bei Veranstalt­ungen könne man „nicht wirklich kreativ werden“, da man ja auf die Geräte angewiesen sei. Sie hoffe, dass sie bald Informatio­nen zur Hallensani­erung erhalte und die Halle danach wieder für Großverans­taltungen genutzt werden könne. „Das wäre sonst ein großer Verlust für Dießen.“

Turner fürchten, dass sie wieder ins Freie ausweichen müssten.

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Fotos: Gerald Modlinger (Archivbild), Sarah Schöniger Es ist nicht absehbar, wie lange die Dießener Mehrzweckh­alle nur eingeschrä­nkt genutzt werden kann.
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Stefanie Schwickert

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