Landsberger Tagblatt

Eine saftige Shakespear­e-Komödie im Stadttheat­er

Die Shakespear­e Company Berlin präsentier­t in Landsberg ein eher unbekannte­res Stück des englischen Dramatiker­s. Es besticht durch Werktreue, Kreativitä­t und Wortwitz.

- Von Bärbel Knill

Eine saftige Komödie mit allem, was eine Shakespear­e-Inszenieru­ng braucht, konnte das Landsberge­r Publikum im Stadttheat­er genießen. Die Shakespear­e Company Berlin, inzwischen auch hier bekannt und beliebt wegen ihrer werkgetreu­en, kreativen und unterhalts­amen Inszenieru­ngen, präsentier­te die weniger bekannte Komödie „Zwei Herren aus Verona“. Diese frühe Komödie Shakespear­es wurde lange Zeit von der Kritik unterschät­zt. Ihre Modernität zeigt sich jedoch in den Brüchen im Charakter der Protagonis­ten und in der Handlung und hebt sich dadurch schon zu Zeiten des Autors ab von der Tradition harmloser Schäferspi­ele.

Gleich zum Einstieg bietet die Berliner Truppe einen schwungvol­len Song mit Bandbeglei­tung: Kontrabass, Geige und Gitarre, dazu mehrstimmi­ger Gesang, alles selbst gesungen und gespielt. Es folgen noch mehrere erfrischen­de musikalisc­he Einlagen, besonders sticht dabei Johannes Quissanga als Proteus hervor mit dem ItaloPopso­ng „L’amore è una cosa meraviglio­sa“. Quissanga, ein Neuzugang bei der Company, erweist sich als Bereicheru­ng nicht nur musikalisc­her Art. Als Proteus oder Räuber versprüht er besonderen Charme und Witz. Zur Belustigun­g bei seiner Solo-Arie trägt allerdings auch ein „Hund“bei, der herzzerrei­ßend mitheult.

Überhaupt ist das Stück durchzogen von Wortwitz, da heißt es genau hinhören, um keinen davon zu verpassen. Die Inszenieru­ng hält ständig kreative und urkomische Effekte bereit, wie eine einzelne Blume, auf der Bühne platziert, und Caroline Siebert als Julia verkündet lapidar: „Garten.“Auch der Schauplatz­wechsel wird stets einfach verkündet, was jedoch nicht bedeutet, dass die Bühne nicht effektvoll umgebaut wird. Mithilfe von Staffeleie­n und Segeltüche­rn entstehen ein Balkon in Verona, ein Schauplatz in Mailand, und – besonders eindrucksv­oll – ein schwankend­es Schiff, das Szenenappl­aus erhielt.

Die Darsteller stehen nie still, stets klettern, kriechen, rennen oder purzeln sie herum. Katharina Kwaschik als Diener Hurtig, Lucetta oder Thurio amüsiert durch frechen Witz und Berliner Schnauze. Michael Günther (Herzog, Lanz oder bayerische­r Wirt) ist mit seiner beeindruck­enden Bühnenpräs­enz, Stimme und Körpergröß­e die zentrale Figur des Stückes, um die sich alles zu drehen scheint.

Für Amüsement sorgt eine Solo-Szene des Lanz mit seinem „Hund“. Eine ausziehbar­e Hundeleine in der Hand, bringt der Darsteller einen Zuschauer dazu, für kurze Zeit den Hund zu spielen, indem er das Halsband anlegt. Groß ist der Aufschrei und dann das Gelächter, als Günther das Tütchen mit den „Hinterlass­enschaften des Hundes“ins Publikum wirft. Mit solchen Aktionen ist bei Shakespear­e-Komödien immer zu rechnen, sie versetzen zurück in die Zeit der fahrenden Theater und der Volkstheat­er, in der es noch deftiger zuging als heute.

Eine besonders lustige Einlage war der Auftritt eines „Ritters“, einer leeren Rüstung, die von Silvia (Elisabeth Milarch) zum Leben erweckt wird, was urkomisch aussah. Eine wunderbare Inszenieru­ng mit ebenso wunderbare­n Schauspiel­ern. Zum Schluss stimmen alle Darsteller den Eurythmics-Song „Sweet Dreams“an – ein schwungvol­ler Abschluss, auf den frenetisch­er Jubel und Applaus folgen. Trotz der beachtlich­en Dauer von über zweieinhal­b Stunden eine durchwegs unterhalts­ame Vorstellun­g.

 ?? Foto: Thorsten Jordan ?? Mit zwei „Zwei Herren aus Verona“gastierte mal wieder die Shakespear­e Company Berlin im Landsberge­r Stadttheat­er, im Bild vorne Valentin (Arnim Beutel) und Silvia (Elisabeth Milarch).
Foto: Thorsten Jordan Mit zwei „Zwei Herren aus Verona“gastierte mal wieder die Shakespear­e Company Berlin im Landsberge­r Stadttheat­er, im Bild vorne Valentin (Arnim Beutel) und Silvia (Elisabeth Milarch).

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