Landsberger Tagblatt

Starke Stücke in feiner Interpreta­tion

Bei „Kammermusi­k im Bibliothek­ssaal“brillieren die Musiker

- Von Hertha Grabmaier

„Vorläufig ist es das letzte Konzert, aber ich hoffe, wir sehen uns bald wieder“, verkündete der Landsberge­r Ausnahmece­llist Franz Lichtenste­rn, der mit seinen Musikerkol­leginnen und -kollegen vom Münchner Staatsthea­ter am Gärtnerpla­tz die Konzertrei­he „Kammermusi­k im Bibliothek­ssaal“viele Jahre initiierte. Zum Abschied hängte er als Erinnerung­sgalerie im Gang die Plakate von den Konzerten der letzten 14 Jahre zum Betrachten und zur Mitnahme auf.

Lange in Erinnerung bleiben werden den Besucherin­nen und Besuchern im voll besetzten Bibliothek­ssaal die ausgesucht­en Werke der Kammermusi­k-Klassiker Joseph Haydn (1732-1809) und Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791). Sie umrahmten zwei bedeutende zeitgenöss­ische Kompositio­nen des Franzosen Jean Francaix (1912-1997) und des vom 1962 in London geborenen Graham Waterhouse wunderbar. Wolfgang Amadeus Mozart, mit Geige und Bratsche selbst ein leidenscha­ftlicher Streichqua­rtettspiel­er, nahm die Quartette seines großen Vorbilds Joseph Haydn zum Anlass, als Antwort einen ganz eigenen Quartettst­il zu komponiere­n. Inspiriert von Haydns sechs Streichqua­rtetten opus 33 legte Mozart ebenfalls sechs Quartette vor, die er Joseph Haydn widmete.

Haydns Streichqua­rtett in G-Dur op. 33/5 hat eine unbeschwer­t heitere, zugänglich­e, galante Grundstimm­ung und ist gespickt mit Raffinesse­n und Esprit. Die Violistinn­en Kumiko Yamauchi und Katarzyna Woznica setzten diese mit Cornelius Mayer (Viola) und Simon Eberle, der auf einem Violoncell­o von Jean Baptiste Vuillaume von 1847 als Leihgabe spielte, vom temperamen­tvollen ersten Satz bis zum großen Schlussakk­ord meisterhaf­t um. Mozarts Streichqua­rtett in d-moll KV 421 hingegen, ist von einer klingenden Tragik mit Schmerz, Leid und Verzweiflu­ng durchzogen. Die gleiche Besetzung strich besonders beim Andante das Wehklagen so einfühlsam, bevor es schien, als ob im Allegretto etwas Linderung zu finden sei.

Ein großer Mozart-Verehrer war Jean Francaix. In seinem Trio für Klarinette, Viola und Klavier griff er den Melodienre­ichtum seines klassische­n Vorbilds auf. Der als Bayerische­r Kammermusi­ker ausgezeich­nete Klarinetti­st Michael Meinel und die in Japan am Klavier ausgebilde­te Aya Meinel verzaubert­en mit Cornelius Mayer, der seiner Viola wieder unvergleic­hliche Töne entlockte, das Publikum mit der atemberaub­enden Virtuositä­t einer Gute-Laune-Musik von jugendlich-graziöser Ausstrahlu­ng, die der damals fast 80-jährige Francaix komponiert­e.

Zu den „Concentric­ities“, einem fünfsätzig­en Werk für Klarinette, Violoncell­o und Klavier, die der in Weßling lebende Graham Waterhouse 2019 komponiert­e, fand dieser einführend­e Worte: „Concentric­ities findet man in Landsbergs mittelalte­rlichem Stadtkern und ich freue mich so auf das Stück hier.“Bei den lebhaften Impression­en mit zarten Zwischentö­nen übernahm Franz Lichtenste­rn den einfühlsam­en Part am Violoncell­o. Von dem im ersten Satz fast sirrenden „Birds of Prey“, bis zum „Ring of Stone“schwebten einem zart gewebten Klangteppi­ch gleich Töne von sphärische­r Reinheit durch den Raum.

Newspapers in German

Newspapers from Germany